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Stadtentwicklung Einkaufsmeile bleibt Sorgenkind

Wie soll sich Burg bis 2030 entwickeln? Welche Schwerpunkte sollten künftig gesetzt werden? Antworten darauf gibt eine Online-Befragung.

Von Mario Kraus 20.06.2020, 01:01

Burg l Die Kreisstadt hat in den vergangenen Jahren wirtschaftlich gesehen zugelegt und wird auch so wahrgenommen. Auch dass sie grüner geworden ist, sehen viele Einwohner so. Mit dazu beigetragen haben zweifelsohne die Industrieansiedlungen mit gesunden Unternehmen, die Umgestaltungen für die Landesgartenschau und die vielen Wälder und Wiesen um Burg herum. Wenn es allerdings um die Fragen einer lebendigen Stadt und die Lebensqualität geht, gibt es noch Reserven.

Das ist das Fazit einer Onlinebefragung zu den vier Leitbildentwürfen für Burg 2030plus, die die Volksstimme noch detaillierter vorstellen wird. Eingeteilt waren sie in die Gruppen „Stadt mit hoher Lebensqualität für alle Generationen“, „Wirtschaftsstarke Stadt“, „Lebendige Innenstadt“ und „Grüne Stadt in attraktiver Landschaft“.

112 Einwohner haben sich an der Umfrage beteiligt. Viel zu wenig, würde man meinen. „Ganz und gar nicht“, sagt Stephan Westermann. Der Planer begleitet Burg seit mehr als 20 Jahren, hat viele Leitbilder fortgeschrieben. „Das ist im Vergleich zu anderen Kommunen eine gute Zahl. Vor allem deshalb, weil es um die Stadt insgesamt ging und nicht nur um mögliche Veränderungen vor der Haustür.“ Und: Nicht die Masse an Teilnehmern sei entscheidend, sondern auch die Qualität der Aussagen. Westermann ist sich deshalb sicher: „Es gibt viele gute Ansatzpunkte, die Stadt weiterzuentwickeln.“

Fakt ist: Die Innenstadt wird eher nicht als pulsierend wahrgenommen, mitunter sogar als trostlos. Nur 38 Prozent halten sie für pulsierend, 22 Prozent teilweise, bei der generationenübergreifenden Lebensqualität können 30 Prozent mitgehen, 43 Prozent teilweise. „Die Kritiken beziehen sich auf den Bedeutungsverlust der Schartauer Straße als Einkaufsmeile, die Angebote für Jugendliche sowie die Infrastruktur für Radfahrer“, fasst René Teßmann von der Pressestelle der Stadtverwaltung zusammen.

Auch das ist für Westermann nicht die große Überraschung. Die so genannten Aufenthaltsräume stünden immer besonders im Fokus der Menschen. Und auch die Hinweise über zu wenige Freizeitmöglichkeiten würden in anderen Städten stets an oberster Stelle stehen. „Das sind Klassiker. Sie kommen auch dann zur Sprache, wenn es tatsächlich sehr viele Angebote gibt.“ Dennoch seien es alle Kritikpunkte wert, ernst genommen zu werden und sie als Arbeitsgrundlage zu sehen. Mit dem Zusammenspiel zwischen Geschäftsstraßenmanagement, der Wirtschaftsförderung der Verwaltung und den örtlichen Händlern sei die Stadt auf einem guten Weg, konstatiert Westermann, wenngleich es in einer Einkaufsmeile immer wieder zu Veränderungen kommen werde.

Auch bei der Jugendarbeit werde mit dem neuen Freizeitzentrum in der ehemaligen Schlachthof-Freibank an die jüngere Generation gedacht. Der Planer sieht in Burg deshalb eine „enorme Bewegung. Und es gibt natürlich noch viel zu tun.“

Da wäre zum Beispiel die Infrastruktur für Radfahrer, die selbst Kommunalpolitiker bei jeder Wahl ganz oben auf der Agenda stellen und die bei allen öffentlichen Veranstaltungen bemängelt wird. Selbst die Fortführung des etwa 2,5 Kilometer langen Radweges von Parchau nach Ihleburg, wie vor Kurzem vehement von den Ortsräten beider Dörfer gefordert, steht in den Sternen, weil das Geld dazu fehlt. „Hier muss organisatorisch und finanziell umgesteuert werden – auch vom Land aus“, sagt der städtische Bauausschussvorsitzende Clemens Engel (CDU). Kein Mensch könne dieses Schneckentempo, gepaart mit Bürokratielasten, nachvollziehen. Das ständig angeprangerte Problem der fehlenden Radwege könne die Stadt allerdings nicht allein lösen. Auf der anderen Seite habe Burg auch aus eigener Kraft viel geschafft, um die Infrastruktur zu verbessern, so Engel.