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Stadtentwicklung Gütter soll kein Schlafdorf sein

Michael Renneberg wirbt für neue Ideen zur Entwicklung Gütters, einem Burger Stadtteil. Unterstützung ist auch von der Stadt gefragt.

Von Thomas Pusch 14.10.2020, 01:01

Gütter l Eine Kneipe gibt es nicht, auch kein Dorfgemeinschaftshaus. Der Treffpunkt in Gütter wird Insel genannt. Eine Verkehrsinsel, die von drei Straßen gebildet wird und mit ihrer Bank, der Grünfläche und einer runden Bank um den Stamm einer Weide recht einladend wirkt. Nicht unbedingt an dem regnerischen Herbsttag, an dem sich Michael und Sabine Renneberg mit der Volksstimme treffen, aber prinzipiell. „So ein bisschen hat Gütter den Ruf eines Schlafdorfes, dagegen wollen wir etwas tun“, sagt Michael Renneberg. Wir, das sind nicht nur er und seine Frau, sondern noch acht weitere Bewohner Gütters. Erst in dieser Woche haben sie sich wieder getroffen, um gemeinsam Ideen auszuhecken.

„Was wirklich gut ankommt, ist unser Trödelmarkt“, sagt Michael Renneberg am heimischen Küchentisch. In diesem Jahr musste er zwar wegen der Corona-Beschränkungen ausfallen, 2021 soll er aber auf jeden Fall wieder stattfinden. Doch es soll noch mehr Aktivitäten geben. Beispielsweise ist eine Winterwanderung geplant, die bei Bratwurst und Glühwein ihren Abschluss finden könnte. Die Veranstaltungen sind für den kleinen Burger Stadtteil gedacht, sollen keine überregionalen Events werden.

Für die Insel hat er auch ein paar Ideen. Dorthin geht es nun, die Dorfstraße entlang. „Hier hat mal eine Telefonzelle gestanden, als die Straße neu gemacht wurde, verschwand sie“, erklärt Renneberg. Immerhin, einen Briefkasten gibt es noch. Um Kommunikation geht es auch bei der Initiative der Rennebergs, die nicht in einen Verein münden soll. Das sei zu viel Bürokratie und auch nur mit unnötigen Kosten verbunden. Vor zwölf Jahren zog das Ehepaar von Burg nach Gütter, „und eigentlich kennt man nur die Nachbarn links und rechts und von gegenüber“, sagt Sabine Renneberg. Das soll sich ändern, eben beispielsweise auf einer Wanderung.

Auf der Insel angekommen, nimmt ihr Mann mit dem Auge Maß. „Hier könnte man eine Informationstafel hinstellen“, schlägt er vor. Immerhin gebe es Radwege nach Reesen und Burg, die lohnend seien, eine Mühle und ein kleines Gewerbegebiet mit einer Baufirma. Da könne man natürlich nicht einfach eine Karte kopieren, Urheberrechte müssten beachtet werden, „aber man kann ja selbst eine malen“. Mit dem bereits vorhandenen Fahrradständer scheint die Insel dafür der perfekte Standort zu sein.

Und Platz wäre auch noch für eine weitere Idee. Als er von den ehemaligen Telefonzellen las, die in Burg als Bücherboxen aufgestellt werden, hielt Michael Renneberg dies sofort für eine gute Idee auch für Gütter. Bücher austauschen oder vielleicht auch nur ein gebrauchtes Buch mitnehmen, das schien eine gute Idee zu sein. Auf Eigeninitiative stellte er im Frühjahr vor seinem Haus eine Kiste mit gebrauchten Büchern auf. Nach vier Tagen waren sie weg, Bücher und Kiste. Da habe wohl ein Sammler zugeschlagen, die Kiste war aus dem zweiten Weltkrieg.

So ganz allein könnte die Initiative die Bücherbox auch nicht auf die Beine stellen. Unterstützung von der Stadt wäre notwendig, manchmal fühle man sich in Gütter wie ein Anhängsel.

Ein wenig neidisch blickt Renneberg auf die Ortschaften. Die seien in die laufende Stadtentwicklung einbezogen worden, hätten ganz andere Mitsprachemöglichkeiten. Jemanden aus Gütter im Stadtrat zu haben, das wäre gut. Es müsste sich natürlich erst einmal ein Kandidat finden und der müsste dann auch noch gewählt werden, „aber das wäre das i-Tüpfelchen“

Dann könnte auch eine weitere Idee vielleicht leichter umgesetzt werden: eine Mitfahrbank. Sie signalisiert, dass die Wartenden gerne kostenlos mitgenommen werden wollen, beispielsweise nach Burg. „Meine Frau und ich haben schon viele dieser Bänke gesehen, im Norden und im Süden Deutschlands, auch in Österreich“, zählt Michael Renneberg auf. In der Kreisstadt müsste dann auch eine Bank stehen, für die Rückfahrt. Denn zurück nach Gütter zu kommen, darauf freuen sich die Rennebergs immer wieder. Und gemeinsam mit ihren Mitstreitern wollen sie dafür sorgen, dass es dafür noch mehr Gründe gibt.