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Stadtentwicklung Radclub beklagt geringe Akzeptanz

Nadine Oelze vom ADFC-Kreisverband Jerichower Land spricht zur Situation der Radfahrer in Burg.

Von Thomas Pusch 14.09.2019, 01:01

Burg l Die Bürgerwerkstatt im evangelischen Gemeindehaus bildete den Aufschlag zum neuen Stadtentwicklungskonzept, das die Stadt im Jahr 2030 beschreiben soll. Zu den Kritikpunkten gehörte immer wieder die Situation der Radfahrer in der Kreisstadt. „Die Radwege sind in schlechtem Zustand“, hieß es da beispielsweise, oder: „kein zusammenhängendes Radwegenetz“.

„Die Radfahrsituation in Burg ist nicht gerade besonders, da viele Radwege nicht ERA2010-konform sind“, gab sich die Vorsitzende des Kreisverbandes Jerichower Land des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Nadine Oelze, auf Anfrage der Volksstimme diplomatisch. ERA2010, dahinter verbergen sich die Empfehlungen für Radfahranlagen, die von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen in Köln herausgegeben worden sind.

Des Weiteren seien einige Radwege kaputt, zu schmal oder durch zu hohe Bordsteinkanten wie in der Fruchtstraße kaum oder gar nicht nutzbar. Dass in der Schartauer Straße nur in den Abend– und Nachtstunden das Fahrradfahren erlaubt ist, findet der ADFC nicht so gut. Dort sollte eine andere Lösung gefunden werden. Gerade im Zeichen der Verkehrswende.

Es werden Radwege angefangen und meistens enden sie an ungünstigen Stellen, so in der August-Bebel-Straße/ Magdeburger Straße. Dort befinde sich ein Kreisverkehr, man müsse sich in den fließenden Verkehr einordnen, dies sei oft sehr schwierig. Auch die Kreuzung B1/Berliner Straße sei für Radler nicht konzipiert - gehe nur als Fußgänger oder im fließenden Verkehr.

Ohnehin gebe es nicht genügend Radwege. „Sie fehlen beispielsweise von Burg nach Stegelitz, von Stegelitz nach Möckern und von Grabow nach Möckern. Ein weiterer Radweg fehlt an der August-Bebel–Straße zum Krankenhaus“, nannte Oelze Beispiele.Sie zählte auch einige Stellen auf, die sie für besonders riskant für die Radfahrer hält. Dazu gehören die Einmündungen direkt zum Bahnhof sowie zum Netto-Supermarkt. Sie seien riskant für Radfahrer, da dort die Bahnhofstraße entlang führe.

Sie sieht aber auch Probleme für die Autofahrer. So am Zaun des Goetheparks, wo der Einmündungsbereich schlecht einsehbar sei und der Kraftverkehr weit herausfahren müsse, um die Bahnhofstraße einzusehen. Das gelte auch für die Einmündung der August-Bebel-Straße auf den Ring. Besonders unsicher fühlt sich Oelze auch auf dem Kreuzgang, obwohl der eine Tempo-30-Zone ist. Der Kreuzungsbereich Kreuzgang-Blumenthaler Straße–Kirchhofstraße sei als Linksabbieger schlecht einsehbar, da dieser Bereich direkt in einer Kurve liegt.

Problematisch findet die ADFC-Vorsitzende auch, wenn Autos und Radfahrer parallel in einem Kreisverkehr unterwegs sind. Der Radfahrer sei nämlich gegenüber sich einordnenden Kraftfahrern ebenso vorfahrtberechtigt. Das werde allerdings oftmals nicht beachtet.

Von einem fairen Miteinander kann aus Sicht von Nadine Oelze kaum die Rede sein. Auf die Frage, wie sie die Akzeptanz gegenüber Radfahrern in Burg beurteilt, fällt sie ein hartes Urteil: „Die Akzeptanz ist gering, entweder man wird angehupt oder zu dicht überholt.“ Zum Vor-Ort-Termin mit der Volksstimme kommt die begeisterte Radfahrerin und ADFC-Tourenleiterin Anja Janowitz. Als Treffpunkt hat sie sich die August-Bebel-Straße ausgesucht. Auf ihrem Arbeitsweg kommt die Radiologin aus dem Helios-Klinikum täglich an der Straße vorbei und weiß ebenso wie Nadine Oelze von so manch brenzliger Situation zu berichten.

Dafür würden zum einen die Lastwagen sorgen, die stadtauswärts fahren, zum anderen die vielen parkenden Autos. „Zu DDR-Zeiten gab es einen Radweg stadtauswärts, es ist nicht zu verstehen, warum es den nun nicht mehr gibt“, sagt sie. Das sei vor allem unverständlich, weil es mit der DRK-Kindertagesstätte „Bambi“ und den beiden Schulen, Astrid-Lindgren- und Linden- drei sensible Punkte in dem Bereich gibt. „Auf dem Gehweg darf man nicht fahren, da wird man angepöbelt, auf der Fahrbahn riskiert man sein Leben“, macht sie die gefährliche Situation deutlich. Warum eigentlich gebe es keinen Radweg stadteinwärts, der Gehweg sei doch allemal breit genug. Sie hat ein Lösungsbeispiel aus Österreich mitgebracht. „In Wien gibt es an vielen Stellen ausgeschilderte Fairnesszonen und da nehmen die Radfahrer und Fußgänger Rücksicht aufeinander“, erzählt sie.

Doch so weit muss sie gar nicht gehen, um Positivbeispiele zu finden. Wenn sie an die Landstraßen denkt, fällt ihr Brandenburg ein. „Dort gibt es überall Radwege an den Landstraßen, hier wurde einiges verschlafen“, sagt sie, „und das, obwohl hier das Land der Frühaufsteher ist.“