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Streik Küchenbauer legen Arbeit nieder

Streik-Stimmung vor den Toren der Burger Küchenmöbel GmbH: Mitarbeiter und Gewerkschaftsfunktionäre machten Druck.

Von Mario Kraus 07.02.2018, 07:00

Burg l Den Eingang zur Zufahrt zu den Burger Küchen in der Martin-Luther-Straße musste die Polizei am Dienstag absperren, denn rund 150 Beschäftigte machten mit einem Warnstreik, wie ihn die Kreisstadt lange nicht mehr erlebt hat, auf sich aufmerksam. Markus Wente von der IG Metall Niedersachsen/Sachsen-Anhalt stimmte die Mitarbeiter redegewandt auf die heutige neue Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber ein. Die Forderungen seien allesamt gerechtfertigt: Sechs Prozent mehr Einkommen für zwölf Monate, eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung sowie Verbesserungen bei Urlaub, Freischichten und Altersvorsorge. „Wir lassen uns nicht länger hinhalten“, rief Wente ins Mikrofon – und erntete Beifall und lauthals Zustimmungsrufe.

„Mit Almosen lassen wir uns nicht abspeisen“, rief ein Mitarbeiter aus den hinteren Reihen mit kräftiger Stimme. Für den Gewerkschafter sei es ohnehin eine Frage der Respektes, die Mitarbeiter des Unternehmens auch angemessen am Gewinn teilhaben zu lassen. „Der Küchenmöbel GmbH geht es wirtschaftlich gut. Die Baubranche boomt, sodass auch zunehmend Küchen benötigt werden und die Auftragsbücher gut gefüllt sind“, begründete er. Nur mit einer Lohn- und Gehaltssteigerung von knapp drei Prozent, die ungefähr dem Imflationsausgleich entspreche, könne sich die Gewerkschaft nicht zufrieden geben. „Das wird es definitiv nicht geben“, betonte er – und zog einen Vergleich zum Tarifabschluss für die Holzarbeiter in Sachsen-Anhalt, der vier Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 400 Euro bei einer Laufzeit von 21 Monaten vorsieht.

Auch Susanne Wiedemeyer, Landesleiterin des DGB, machte deutlich, worum es bei den Verhandlungsrunden geht: „Die Arbeitnehmer sollen eine ordentliche Kelle aus der Schüssel der Gewinne erhalten. Das ist unser gutes Recht und dafür werden wir kämpfen.“

Thomas Bösner hatte die Worte mit den gut gelaunten Kollegen genau verfolgt. Er ist nicht nur aktiver Gewerkschafter, sondern auch hauptamtlicher Betriebsratsvorsitzender der Burger Küchen. „Ich hätte mir eine noch größere Beteiligung gewünscht, aber es ist ein guter Anfang.“ Der 43-Jährige sieht beide Seiten, Gewerkschaft und Arbeitgeber, noch weit voneinander entfernt. „Unsere Forderungen sind angesichts der sehr guten Konjunktur nur gerechtfertigt“, unterstrich der Burger.

Das meinte auch Uwe Käding. Er ist seit neun Jahren im Unternehmen beschäftigt. „Die Arbeit macht mir Spaß“, versicherte er. Als Gewerkschaftsmitglied stehe er hinter den Erwartungen nach mehr Geld und weiteren Verbesserungen, wie zum Beispiel Urlaub. „Das ist gerechtfertigt, wenn man die Schere zwischen Ost und West betrachtet.“

Die Unternehmensspitze beurteilte den gestrigen Warnstreik als „unnötige Eskalation“, sagte Personalchefin Sabine Brockschnieder gegenüber der Volksstimme. „Aus der ersten Verhandlungsrunde ist nicht ersichtlich gewesen, dass zu keiner Einigung kommt.“ Die Folge seien nun Irritationen auf dem Markt. „Und es ist ein Eigentor für das Unternehmen.“

Zum Stammpersonal der Burger Küchen gehören 570 Mitarbeiter.