1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Tauziehen um den Kustos

EIL

Streit Tauziehen um den Kustos

Zwei Kandidaten, ein Amt - und die Stadtverwaltung mittendrin: Wer wird Kustos der Burger Clausewitz-Stätte?

Von Susanne Klose 03.12.2018, 00:01

Burg l Am Ende hielt es Klaus Möbius nicht mehr auf seinem Platz. Der amtierende Kustos der Clausewitz-Gedenkstätte hatte sich bei Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) Redezeit erbeten. „Seit 22 Jahren bin ich Kustos der Clausewitz-Gedenkstätte“, so der 84-Jährige vor den Mitgliedern des Hauptausschusses. Seitdem tue er alles, was in seiner Macht stehe, um Schaden von dieser historisch bedeutsamen Stätte abzuwenden. Einen möglichen Schaden sehen Möbius und der Freundeskreis in der Causa Neubesetzung des Kustos.

Nach fast einem Vierteljahrhundert möchte der amtierende Kustos Möbius sein Amt aufgeben. Den geeigneten Nachfolger aus den eigenen Reihen schlug er auch direkt der Stadt vor: Roland Leistikow, seit zwei Jahren Mitglied im Freundeskreis.

Diese Personalie rief auch die Mitglieder der Clausewitz-Forschungsgemeinschaft auf den Plan. Deren Vorsitzender Dr. Rolf-Reiner Zube solle nach Möbius das Amt des Kustos bekleiden. Darüber soll nun der Stadtrat entscheiden. Zu einer ersten Vorstellungsrunde waren beide Kandidaten deshalb am vergangenen Donnerstag im Hauptausschuss zu Gast. Fünf Minuten Redezeit für jeden Kandidaten – das stellte Bürgermeister Jörg Rehbaum direkt klar. Sowohl Leistikow als auch Zube erzählten aus ihrem Leben, führten ihren akademischen Werdegang aus. Was den Ausschussmitgliedern fehlte: Eine klare Vorstellung für die Zukunft der Erinnerungsstätte. Das soll im Stadtrat in erneuter Runde noch einmal ausgeführt werden. Was die Kandidaten eint: Die Leidenschaft zur Historie um Carl von Clausewitz. Dennoch schließen beide Clausewitz-Lager eine Zusammenarbeit aus. „Warum“, wollte nicht nur Dr. Udo Vogt von der CDU/FDP/BFW-Fraktion wissen.

„Hier gibt es sehr unterschiedliche Ansichten“, so Bürgermeister Rehbaum mit Verweis an Bernhard Ruth von der Stadtverwaltung. Seine kurze Rekapitulation: Ein Gemengelage aus persönlichen Differenzen innerhalb des damaligen Freundeskreises, zu dessen Gründungsmitgliedern auch Rolf-Reiner Zube zählt.

„Wir haben nach der Spaltung bei zwei Veranstaltungen versucht, die Gruppen wieder näherzubringen“, so Ruth. Das sei nicht gelungen. Eine thematische Einigung habe es jedoch ansatzweise gegeben: Der Freundeskreis um den Kustos befasse sich mit der Gedenkstätte, die Forschungsgemeinschaft sich vorrangig mit der Familiengeschichte.

Eines machte die Stadtverwaltung klar: Unabhängig von beiden Gruppen muss es den Leiter der Gedenkstätte, den Kustos, geben. „Für diese Stelle gibt es eine vertragliche Bindung mit der Stadt“, sagte Bernhard Ruth. Die Clausewitz-Stätte sei eine Einrichtung der Stadt und der Kustos wurde 1998 dazu berufen, diese zu verwalten. „Wir wollen keiner der beiden Gruppen die Hoheit über die Stätte geben.“

Grundsätzlich bevorzugt die Verwaltung das, was auch Kerstin Auerbach (Die Linke) vorschlug: Gemeinsam eine Lösung erarbeiten und im besten Fall aus zwei Clausewitz-Gruppen wieder eine machen.

Für den Clausewitz-Freundeskreis ist indes klar: Sollte Zube bei der Stadtratssitzung am 5. Dezember zum neuen Kustos gewählt werden, legen sie ihre Ehrenämter geschlossen nieder.