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Supermärkte Auf dem Weg in die plastiklose Zeit

Zunehmend wird in Supermärkten auf das Mehrwegsystem umgestellt, die Plastiktüte ist ein Auslaufmodell. Auch in Burg und in Genthin.

Von Nicole Grandt 19.01.2021, 05:00

Burg l Ein Supermarktparkplatz in Burg. Eine Frau packt mehrere Stoffbeutel in den Kofferraum ihres Autos. Sie hält inne, als sie nach den Beuteln gefragt wird. „Ich verwende diese Beutel eigentlich schon seit mehreren Jahren. Oder auch mal einen Korb. Plastiktüten verwende ich eigentlich so gut wie gar nicht mehr. Ich habe immer mehrere Beutel im Kofferraum, sodass ich gar keine Plastiktüte aus dem Supermarkt brauche“, erklärt Sabine Treute.

Die Burgerin findet es gut, dass viele Supermärkte das Angebot an Plastiktüten in der Vergangenheit eingeschränkt haben. „Wenn es die überall gibt und dann auch noch kostenlos, dann greift man schon mal zu, aber wenn erst gar keine Tüten angeboten werden oder die etwas kosten, dann ist die Versuchung natürlich viel kleiner.“ Allerdings ist die der Meinung, dass die Supermärkte, und vor allem die Lebensmittelproduzenten in Sachen Plastikmüllvermeidung, noch deutlich mehr machen könnten. „Ich finde es schlimm, wie viel Plastikmüll so anfällt. Gerade wenn man dann die Bilder sieht, dass das im Meer landet und die Tiere daran ersticken. Ich verwende bewusst keine Plastiktüten, aber bei jedem Einkauf hat man doch jede Menge Plastik im Einkaufskorb. Fast alle Lebensmittel sind in irgendeiner Weise in Plastik eingepackt. Selbst wenn man darauf achten will, kommt man oft gar nicht drum herum, Plastik zu kaufen, weil die Hersteller in ihren Verpackungen so viel davon verwenden“, kritisiert sie. Sie kann sich vorstellen, in Zukunft noch mehr auf Plastikvermeidung zu achten. „Papiertüten oder Pappschachteln wären vielleicht eine gute Idee. Oder Glas. Ich finde, dass viel mehr Getränke in Glas verkauft werden sollten.“

Wünsche wie die der Kundin stoßen bei den Supermärkten auf offene Ohren. Die Volksstimme wandte sich an die Sprecher von mehreren Supermarktketten, die im Jerichower Land zu finden sind, um herauszufinden, was in Sachen Plastikvermeidung bereits getan wurde, beziehungsweise, was noch ansteht. Denn ab Juli 2021 dürfen zum Beispiel Einwegplastikprodukte nicht mehr verkauft werden.

Christina Stylianou, Leiterin der Unternehmenskommunikation von Netto, erklärt, dass das gesamte Angebot an Kunststoff-Tragetaschen bereits auf umweltfreundlichere Produkte mit dem Blauen Engel umgestellt wurde. „Diese Taschen stammen damit zu mindestens 80 Prozent aus recyceltem Material. Seit Mitte 2016 bieten wir ebenfalls die Tiefkühltasche aus recyceltem Material an und ab Juli 2017 eine Etui-Tasche aus 100 Prozent Recycling-Polyester“, erläutert sie die Maßnahmen, die bereits umgesetzt wurden.

Und was ist für die kommende Zeit geplant? „Wir prüfen stetig Möglichkeiten zur weiteren Optimierung des bestehenden Angebots, zum Beispiel durch Recycling-PET-Mehrwegtragetaschen mit einem möglichst hohen Recyclinganteil, die den Kriterien des Blauen Engels entsprechen. Denn entscheidend für die Ökobilanz einer Tasche ist die Art der Nutzung – wir setzen auf Mehrweg statt Einweg. Jeder Beutel weniger, egal ob Plastik oder Papier, zählt“, erläutert Christina Stylianou. Erst vor wenigen Wochen hat Netto zudem eine Tragetasche ins Sortiment aufgenommen, die besonders nachhaltig ist: „Zum einen ist sie in der deutschen Discountlandschaft die erste Tragetasche, die ihre CO2-Bilanz durch die Unterstützung von Waldschutz- und Aufforstungsprojekten komplett kompensiert. Zum anderen besteht sie zu 80 Prozent aus umweltfreundlicherem Recyclingkunststoff.“ Die Supermarktkette ist zudem eine Partnerschaft mit dem WWF eingegangen. „Grundsätzlich gilt es, den Verpackungsverbrauch wo möglich zu vermeiden. Ist die Vermeidung nicht möglich, setzt Netto auf das Prinzip Mehrweg statt Einweg und Reduzierung. Darüber hinaus forcieren wir die Verwendung von Recyclingmaterialien wo es möglich und sinnvoll ist“, führt die Unternehmenssprecherin weiter aus. Auch in der Obst- und Gemüseabteilung gibt es eine Alternative zum Einwegbeutel aus Plastik. Stattdessen werden Mehrwegnetze angeboten. Auch in der Kühltheke soll ein Mehrweg-Frischedeckel aus Silikon den Plastikstülpdeckel ablösen und helfen, jährlich mehr als 100 Tonnen Kunststoff einzusparen.“

Auch Rewe und Penny waren nicht untätig, was die Plastikreduzierung angeht. „Rewe hat die Plastiktüten bereits 2016 komplett ausgelistet, Penny folgte 2017. Im Oktober 2018 führte Rewe als erster großer Lebensmittelhändler in Deutschland bundesweit Mehrwegfrischenetze als Alternative zu den dünnen Obst- und Gemüsebeuteln aus Plastik ein, 2019 folgte Penny mit der bundesweiten Einführung der Baumwollnetze“, erklärt Kristina Schütz, Pressesprecherin der Unternehmen. Zudem seien über 2000 Verpackungen umweltfreundlicher gestaltet worden. Damit seien bereits 8900 Tonnen Plastik eingespart worden. Bis Ende 2030 soll jede Verkaufs- und Serviceverpackung der Eigenmarkenprodukte der Rewe-Group einen umweltfreundlicheren Mehrwert bieten. So reduziert die Rewe Group die ökologischen Auswirkungen von Verpackungen und fördert eine kreislaufgeführte Wirtschaft“, kündigt Schütz an.

Auch bei Edeka ist die Plastikreduzierung Thema. „Wir verzichten in unseren Märkten bereits seit mehr als drei Jahren auf Einweg-Plastiktüten, die nun ab 2022 unter das von der Bundesregierung festgelegte Plastiktütenverbot im Lebensmitteleinzelhandel fallen“, erläutert Pressesprecherin Amelie Weber. Wie Netto setzt Edeka ebenfalls auf Tüten mit dem Blauen Engel und ist ebenfalls eine Partnerschaft mit dem WWF eingegangen. „Außerdem forcieren wir den Absatz von nachhaltigen Einkaufshilfen wie Klappboxen. Seit Mai 2017 können Kunden als Alternative zum Plastik-Knotenbeutel außerdem die Mehrwegnetze für Obst und Gemüse für ihren Einkauf nutzen. Wir bieten sie mittlerweile in über 1.300 Märkten an, die Netze können immer wieder verwendet und wie Wäschenetze sogar gewaschen werden. Wir möchten den Blick der Verbraucher schärfen, wie sie beim Einkauf nachhaltig unterwegs sein können.“