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THW Knifflige Aufgaben für kluge Köpfe

Den Zeltplatz Friedensau hat das Technische Hilfswerk für die Ausführung seines Landesjugendwettbewerbs genutzt.

Von Stephen Zechendorf 30.07.2018, 14:00

Friedensau l Die Aufgabe für die Teams aus Quedlinburg, Halle/Saale, Halberstadt, Pankow, Spandau, Magdeburg und Neuruppin klingt eigentlich ganz einfach: die Jungs und Mädchen im Alter von sechs bis 17 Jahren sollen drei Buchstaben auf einen Wimpel schreiben: ein T, ein H und ein W.

Das ist aber nicht so leicht, wie es klingt. Bevor der Wimpel beschriftet werden kann, muss er unter einem zusammengeklappten Biertisch hervorgeholt werden, auf dem zuvor ein Eimer Wasser platziert werden soll, welcher wiederum zuvor mit einer behelfsmäßigen Trage (bestehend aus zwei Rundhölzern und einer Jacke) über einen Parcour transportiert werden muss: unter Tischen hindurch, über Bierbänke herüber, über einen (selbstgebauten) Behelfssteg, über einen imaginären Graben.

Ist der Wimpel dann erfolgreich geborgen, müssen die Teams noch ein riesiges Malgerät bauen, aus zwei großen Dreiböcken und einem Querholz mit Loch, in welchem ein Fasermaler steckt. Geschrieben wird durch das Schwenken des an Seile gehängten Querholzes. Zwei Stunden plus Pausen haben die sieben Teams für die Aufgabe.

Erik Hamer gehört zum Team, das sich die Aufgabe ausgedacht hat: „Alles ist insofern realitätsnah, als dass Materialien zum Einsatz kommen, wie sie das THW nutzt.“ Im Vordergrund der Jugendorganisation stehen aber Spaß, Teamwork und Kreativität. Die ist beim THW ohnehin gefragt. Entsprechend der Grundphilosophie, dort Infrastruktur herzustellen, wo keine mehr ist.

Bei dem Wettstreit konnte der Ortsverband Quedlinburg letztlich Kapital aus seiner Erfahrung und einem hohen Altersdurchschnitt im Team ziehen. Drei Landessieger wurden ermittelt. Somit fahren im Jahr 2019 Quedlinburg für Sachsen-Anhalt, Neuruppin für Brandenburg und der Ortsverband Berlin-Pankow für Berlin zum Bundesjugendlager nach Rudolstadt in Thüringen.

21 Ortsverbände aus Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg sind seit Donnerstag in Friedensau zu Gast: 210 Jugendliche und 40 Betreuer, erklärt der THW-Landesbeauftragte Sebastian Gold. Neben einem THW-Gastverband aus Braunschweig sind auch drei polnische Jugendgruppen der befreundeten Feuerwehren aus den Orten Resko, Bobrowice und Grebocice mit dabei. Die Orte liegen in Grenznähe zu Deutschland. Es gibt seit 20 Jahren eine Kooperation zwischen dem THW und der polnischen Berufsfeuerwehr. Sie ergänzen sich bei Einsätzen entlang der Grenze.

In der auf dem Zeltplatz aufgebauten mobilen THW-Küche herrscht derweil Hochbetrieb. Hier sind die erwachsenen Profis des Logistik-Trupps „Verpflegung“ im Einsatz. 15 Männer und Frauen hantieren an Spülmobil, Feldkochherden, im Kühlzelt, an den Zubereitungsplätzen und an der Essensausgabe.

An diesem Sonnabend werden besonders viele Gäste erwartet, sagt Julia Zieger, die stellvertretende Leiterin für den Logistik-Trupp in Friedensau. Der Küchenbereich des Lagers besteht aus mehreren Zelten, alles ist streng organisiert, sonst bekäme man die angemeldeten 430 Münder gar nicht alle rechtzeitig satt. Soeben hat ein Koch die Tomatensoße mit Zucker abgeschmeckt. Bei so vielen „Essern“ entspricht die Prise Zucker dem Monatsbedarf eines Dreipersonenhaushaltes. Der Klassiker – Spaghetti mit Tomatensoße – durfte am ersten Tag des Lagers freilich nicht fehlen. 45 Kilo Spaghetti landeten dafür im kochenden Wasser.

Der Logistiktrupp ist aber nicht nur fürs Kochen da. Er beschafft und verwaltet auch alle andern Verbrauchsgüter im THW-Lager, erklärt Julia Zieger. Ziel ist es, stets autark arbeiten zu können, und das unter Einhaltung aller Richtlinien, auch was die Hygiene betrifft. Bei der Geschirrrückgabe lernen auch die jungen Camper, wie wichtig Logistik ist: die Rückgabe ist streng organisiert, nach Tellern, Bechern, Essensresten.

Kein Wunder, dass auch die Geschirrspüle etwas größer ausfällt. Hier hält William Pohl sein Spülmobil den ganzen Tag in Betrieb. Der Mann an der Spüle ist ein gutes Beispiel dafür, dass beim THW keine Klischees gelten: Über 20 Prozent der THW-Mitglieder sind weiblich, erklärt der Landesbeauftragte Sebastian Gold.

Auch sonstige Standesdünkel gibt es hier nicht, findet Ruder-Olympionike Marcel Hacker, der als Schirmherr die Wettkämpfe beobachtet und eine Nacht mit gezeltet hat: „Hier arbeiten Professor und Hartz-4-Empfänger Hand in Hand. Alle müssen das selbe Seil anfassen, um das Ding aufzustellen. Nur so geht es in diesem Verband.“

Alle drei Jahre finden die Landes- und Bundeswettbewerbe statt, erklärt Landesbeauftragter Sebastian Gold. Er ist begeistert von dem Friedensauer Zeltplatz: „Das ist alles sehr schön und gut geeignet. Wir waren sicherlich nicht zum letzten mal in Friedensau.“