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Tierplage Nutria können zur großen Plage werden

Es gibt immer mehr Nutria im Burger Flickschuhpark. Sie sind zwar süß anzusehen, können sich aber auch ungehindert zu einer Plage vermehren.

Von Mario Kraus 08.05.2020, 06:00

Burg l Ach wie niedlich. Viele Jungen und Mädchen haben ihre helle Freude daran, die kleinen Nager im Burger Flickschupark zu beobachten oder sogar zu füttern. Auch die Kinder von Claudia Moga, Maximilian und Karla, sind ganz begeistert über die zutraulichen Wassertiere, die immer mehr ihre Scheu verlieren und ganz dicht herankommen. Manchmal gibt,s auch ein Leckerchen. Schwammen zuerst nur vereinzelt Alttiere nahe der Insel umher, hat sich mittlerweile ein munteres Familienleben entwickelt, das die Blicke auf sich zieht und für viele Besucher eine willkommene Abwechslung ist. „Das macht den Spaziergang erst interessant“, sagt eine Rentnerin, die mehrmals die Woche den See umrundet.

Der tierische Zuwachs in der Anlage hat allerdings einen Haken: Die Schadnager, eine Mischung aus Ratte und Biber, unterhöhlen zunehmend die Uferbereiche und machen sich an Wurzeln zu schaffen. Und das völlig ungehindert.

Inzwischen sind mehr als zwölf Tiere im Park zu Hause – Tendenz steigend. „Der Bestand hat sich in den zurückliegenden Monaten weiter nach oben entwickelt“, bestätigt Wieland Günther, zuständiger Grünflächenexperte der Stadtverwaltung. Bis zu 65 Zentimeter groß und acht bis zehn Kilogramm schwer werden die Nutrias. „Entsprechend große Gänge können sie auch bauen.“ Werden sie weiter so intensiv gefüttert, bestehe die Gefahr, dass die Population noch mehr in die Höhe schnellt. Denn die aus Südamerika stammenden Tiere bekommen drei- bis viermal im Jahr Junge - sogar bis zu zehn Stück. Und die sind dann bereits nach einem halben Jahr wieder geschlechtsreif. Deshalb mache sich die Stadt schon Sorgen um die Standfestigkeit des Uferbereiches. „Wir beobachten die Entwicklung sehr genau“, sagt Günther. Fest steht: Mittelfristig könnte daraus eine Plage entstehen.

Eingreifen kann der Mensch in den Bestand nur bedingt. Anders als der Biber ist der Nutria sogar im Jagdrecht Sachsen-Anhalts verankert und kann das Ziel von Weidmännern und -frauen werden, allerdings nur in der freien Natur und nicht im städtischen Flickschupark. Der ist ein befriedetes Gebiet und keine Jagdfläche. Das weitere Vorgehen wolle die Verwaltung mit einem künftigen Stadtjäger absprechen. „Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Nutrias nicht noch zusätzlich gefüttert werden. Schließlich handelt es sich um Wildtiere“, so Wieland.

In manchen Gebieten Deutschlands haben die Kommunen und vor allem die Wasser-Unterhaltungsverbände alle Mühe, den anwachsenden Tierbestand noch unter Kontrolle zu halten. Mancherorts wurden bereits Abschussprämien ausgelobt.

Im Jerichower Land wurden im vergangenen Jahr mindestes 400 Nutrias erlegt, teilte Pressesprecherin Claudia Hopf-Koßmann mit. Die genaue Zahl dürfte etwas höher liegen, da noch nicht alle Streckenlisten der jeweiligen Jagdbezirke von der Unteren Jagdbehörde ausgewertet wurden.