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Tierschutz 80 Trappen im Fiener Bruch

Im Fiener Bruch leben 80 Großtrappen. Das sind acht Vögel mehr als im Zeitraum 2015/16.

Von Bettina Schütze 10.04.2017, 01:01

Tucheim/Königsrode l Diplom-Geoökologe Marcus Borchert, Vorsitzender des Fördervereins Großtrappenschutz, legte in Tucheim eine Auswertung der Trappensaison 2016/17 und des abgelaufenen Jagdjahres im Fiener Fiener Bruch vor. Eingeladen waren Landwirtschafts-betriebe und Jäger. Aktuell zählt der Großtrappenbestand im Fiener Bruch 80 Vögel. Das sind acht mehr als im Zeitraum 2015/16. „Dabei verzeichnen wir einen Austausch mit den Belziger Landschaftswiesen. Die höchst gezählte Anzahl lag zwischenzeitlich bei 86 Großtrappen“, so Marcus Borchert. Deutschlandweit wurden 238 Großtrappen gezählt. Im Vorjahreszeitraum waren es 232.

Der Frühjahrsbestand im Fiener Bruch 2016 erfasste 72 Vögel, 29 Hähne und 43 Hennen. Dazu kamen vier dokumentierte Verluste. Im Frühjahr 2017 wurden 36 Hähne und 44 Hennen gezählt.

33 Brutplätze und sieben mit Brutverdacht konnten Marcus Borchert und Mitarbeiterin Anna Marenko im vergangenen Jahr feststellen. 22 davon befanden sich im Naturschutzgebiet, 15 im Schutzzaun Paplitz und fünf im Schutzzaun Bücknitz.

Im Schutzzaun Paplitz wurden fünf Bruthennen mit Küken beobachtet. Vier von ihnen wurden flügge, haben den Winter aber nicht überstanden. Auch außerhalb des Zaunes wurden Bruten gesichtet, aber später keine Küken gesehen.

„Problematisch war in 2016 die Wettersituation. Starkniederschläge setzten die Wiesen unter Wasser. Mindestens sechs Brutplätze gingen dadurch verloren“, so der Fördervereinsvorsitzende. Trotzdem schlüpften noch zwölf Küken, von denen fünf flügge wurden.

Die Raumnutzung durch die Großtrappen hat sich nicht viel verändert. Trotzdem wurden verstärkt Großtrappen westlich von Gladau und südlich von Möckern gesichert. Marcus Borchert: „Wir vermuten, dass die Großtrappen Ausweichräume suchten. Der Grund dafür könnte der Seeadler sein. Fünf Seeadler wurden registriert.“

16 Jungtrappen konnten ausgewildert werden. Mindestens elf von ihnen waren im Frühjahr 2017 noch am Leben. „Das entspricht etwa 70 Prozent und ist eine gute Rate“, so Marcus Borchert.

Beobachtet wird eine steigende Zahl brutfähiger Hennen. Waren es im Jahr 2011 noch acht, so freuten sich die Beobachter im Jahr 2016 über 35.

In der Raubwildstrecke wurden 2016/17 insgesamt 417 Tiere erlegt. Dazu zählten 172 Waschbären, 132 Füchse, 54 Marderhunde, 24 Steinmarder, 17 Dachse, zwölf Mink und sieben Baummarder. 2015/16 waren es noch 455.

In der Gemarkung Karow wurden unter anderem 67 Waschbären, 28 Füchse und 20 Marderhunde, in der Gemarkung Tucheim 70 Waschbären und 28 Füchse sowie in der Gemarkung Paplitz 76 Füchse, 35 Waschbären und 35 Marderhunde erlegt. Marcus Borchert: „Entscheidend ist aber, wieviel Füchse noch da sind. Sie sollen nicht ausgerottet, aber der Bestand gering gehalten werden.“ Es gibt einen hohen Jungfuchsanteil, der älter als 24 Monate ist. Über 90 Prozent der Fähen sind trächtig. Die Wurfgröße liegt bei über fünf Jungen. So lag der Jungfuchsanteil in der Gemarkung Paplitz 2015/16 bei 69 Prozent, in 2016/17 bei 67 Prozent.

Ein weiteres Problem stellen die Kolkraben dar. „Durch sie sind vor allem die Frühgehege gefährdet“, erklärt Marcus Borchert.

Hartmut Wittig von der Jägerschaft Paplitz kritisierte zum wiederholten Male das Verhalten einiger Motocross-Fahrer. „So wurde beispielsweise ein Fallenkontrolleur beleidigt und gegen dessen Auto getreten. Wir haben Anzeige erstattet.“ Marcus Borchert berichtete, dass der Förderverein öffentlich wegen der Fallen angegriffen werde.

Die vor kurzem in der Gemarkung Karow durchgeführte Drückjagd gehe in der Brutzeit überhaupt nicht. „Das ist jagdrechtlich unzulässig.“ Die Jäger machten aber deutlich, dass auch das Raubwild bejagt werden muss. Man müsse miteinander sprechen und die entsprechenden Absprachen treffen. Tucheims Ortsbürgermeister Karl-Heinz Steinel wollte wissen, welchen Effekt die vielen Pappelfällungen im Fiener gebracht hätten. Marcus Borchert: „Seitdem gibt es weniger Angriffe durch Seeadler und den Großtrappen steht mehr Lebensraum zur Verfügung.“

Der Förderverein Großtrappenschutz arbeitet seit dem 1. März 2017 im neuen offiziellen ELER-Projekt. „Dieses läuft bis 2018. Wir haben gute Chancen auf eine Verlängerung zunächst bis 2019. Das Förderprojekt endet 2020“, so Marcus Borchert. Im Sommer diesen Jahres soll ein dritter Kollege das Team um Marcus Borchert verstärken.

Der Förderverein Großtrappenschutz unternimmt viele Anstrengungen, um die Großtrappe für Deutschland zu bewahren.

Vom ehemaligen Lebensraum der Großtrappe ist nur etwa ein Prozent (etwa 500 Quadratkilometer) geblieben. Durch intensives Management der Balz-, Brut- und Überwin- terungsflächen, durch Aus- wilderung handaufgezogener Jungtrappen sowie durch ein sinnvolles Prädationsmanage- ment ist es dem Förderverein gelungen, den Bestand in Deutschland schrittweise wieder zu erhöhen.