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Tödlicher Badeunfall 40 Einsatzkräfte versuchen zu retten

Alle Mühe war der Einsatzkräfte vergeblich: Ein 14-jähriger Afghane starb bei einem Badeunfall an der Ehle.

Von Arlette Krickau 27.06.2016, 21:33

Biederitz l Das Badevergnügen von Asyl suchenden Flüchtlingen aus der Landesaufnahmestelle im Herrenkrug ging für einen 14-jährigen afghanischen Jungen am Sonntag tödlich aus.

Die Gruppe aus der Flüchtlingsunterkunft war am Nachmittag zu einem Badeausflug in der Nähe der Schweinebrücke aufgebrochen, um sich im Umflutarm der Ehle zu erfrischen. „Die Eltern schilderten, dass sie ihren Sohn plötzlich aus den Augen verloren hatten. Und als sie ihn nicht finden konnten, wurde der Notruf abgesetzt“, sagt Carsten Kiwitt, Gemeindewehrleiter der Gemeinde Biederitz, der vor Ort mit im Einsatz war.

16.39 Uhr ging der Notruf bei der Leitstelle ein. „So weit erkennbar, aber von einem Deutschen“, sagte Jörg Fischer, Sprecher der Polizei Jerichower Land. Einer der anderen Badegäste müsse also übernommen haben, vermutete er.

Zehn Minuten nach der Vermisstenmeldung war die Feuerwehr vor Ort, nochmals zehn Minuten später die Polizei. Vor Ort ergaben sich massive Sprachbarrieren. Es wurde dennoch zügig das nähere Gelände abgesucht und dann der Radius systematisch vergrößert.

Neben 20 Einsatzkräften der Ortsfeuerwehr Biederitz waren auch sechs Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehr Heyrothsberge mit der Wasserrettungskomponente der Gemeinde Biederitz im Einsatz. Die Feuerwehren setzten drei Boote auf dem Wasser und mehrere Einsatzkräfte mit Wathosen im schilfbewachsenen Uferbereich ein.

Dazu kamen zwölf Polizisten, die nach kurzer Zeit den Polizeihubschrauber nachorderten. Dieser flog mit zwei Personen und Wärmebildkamera das Gelände ab. „Das Helikopterteam entdeckte dann auch den Jungen“, so Fischer. Das war gegen 17.45 Uhr.

Einsatzkräfte der Feuerwehr bargen den Jungen etwa 100 Meter nördlich der Schweinebrücke am östlichen Ufer.

Der Junge befand sich zu diesem Zeitpunkt bewusstlos vollständig unter Wasser, wurde von den Feuerwehrmännern sofort an die Wasseroberfläche gebracht und gleich an die Rettungssanitäter übergeben, die den Jungen in das Uni-Klinikum Magdeburg brachten. Dort musste dann trotz Reanimationsversuchen gegen 19.30 Uhr der Tod des Jungen festgestellt werden.

Viele widersprüchliche Aussagen wurden gemacht und kursieren seitdem in den sozialen Netzwerken. Die Sprachbarriere vor Ort hat das sicherlich noch forciert, vermutet Karsten Kiwitt. Dass der Junge zuvor noch von der Brücke gesprungen sein soll, ist eins der Gerüchte. Das kann aber zumindest Jörg Fischer von der Polizei nicht bestätigen.

Es ist bereits der zweite Vorfall dieser Art in unserer Region. Im Mai waren zwei Flüchtlinge in der Elbe ums Leben gekommen. Gabriele Städter, Mitarbeiterin des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt, weiß ob dieser Lage. „In den Landeseinrichtungen wird auf diese Gefahren aufmerksam gemacht, auf die unterschiedlichsten Weisen“, erklärt sie. In manchen Unterbringungen weist das Personal darauf hin, in anderen liegen Handzettel aus, auf denen darauf hingewiesen wird. „Es sind oftmals sehr friedliche und gefahrlos aussehende Gewässer, bei denen die Gefahr unterschätzt wird. Darauf wird hingewiesen“, so Städter. Vor allem Untiefen seien eine große Unfallgefahr, die vorher nicht abzuschätzen sei.

Dass nach dem zweiten Vorfall die Sensibilisierung darauf noch gesteigert werden muss, sagt sie selbst. „Wir müssen da einen eindeutigen Kommunikationsweg finden, der auch alle erreicht.“