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Trockenheit Parchauer See verlandet

Angler und Einwohner sind besorgt: Der Wasserspiegel des Parchauer Sees ist um 1,20 Meter gesunken.

Von Thomas Skiba 11.11.2018, 23:01

Parchau l Mittlerweile liegt der östliche See, von den Einwohnern auch Dorfteich genannt, trocken. Am „Entenstall“ in Richtung Ihleburg steigt Spaziergängern und Radfahrern seit Kurzem ein übler Geruch in die Nase. „Hier sieht man nur noch Morast. Und der sorgt für Gestank“, sagt Ortsbürgermeister Lutz Wernecke.

Der Dorfteich sei der flachste Teil des Sees, sagt Wernecke, und falle somit auch als erstes trocken. Er sei gespannt, wie sich das Wetter noch entwickle, „denn hier fiel ja auch schon Wochen kein Regen – mit den für uns sichtbaren Folgen.“

Dorfteich und Badesee sind durch einen Damm getrennt, nur eine gemauerte Röhre lässt einen Austausch des Wassers zu. Als im Sommer die Verbindung zwischen beiden Seen abbrach, wurde die Parchauer Röhre vertieft, und es gelang noch mal, für kurze Zeit den Anschluss zwischen den Gewässern herzustellen. „Doch jetzt ist auf beiden Seiten so wenig Wasser, da nützt auch ein weiteres Ausschachten nichts mehr, sonst bringt nur man die Widerlager der Brücke in Gefahr“, erklärt der Ortsbürgermeister. Wernecke sieht in der Austrocknung des Dorfteiches allerdings auch eine Chance: Er wünscht sich, dass der flache und verschlammte Bereich um den ehemaligen Entenstall „vertieft und freigebaggert wird“. Das biete sich jetzt geradezu an.

Außerdem legt die Trockenheit auch so manches Relikt aus früheren Tagen frei. So fanden Spaziergänger eine alte Wehrmachts-Maschinenpistole, wahrscheinlich weggeworfen in den Wirren der letzten Kriegstage. Sie meldeten den Fund und übergaben ihn der Polizei. Gerade im Bereich des Camping-Badestrands sieht man auch rostige Moped-Rahmen, Konserven und zerschlagenes Glas.

Holger Pohl, ein passionierter Angler aus der Gemeinde, erinnert sich, dass hier in den 50er und 60er Jahren die Parchauer ihren Müll entsorgten: „Das kommt jetzt alles wieder zu Tage.“

Die Einwohner hoffen indes, dass der Sommer 2018 ein Einzelphänomen war und sich nicht wiederholt. Nach Angaben des Instituts für Klimafolgenforschung in Potsdam dauert es vier Jahre, um die Folgen der Hitzewelle beim Wasserhaushalt wieder auszugleichen – bei durchschnittlichen Wetterbedingungen und 50 Liter Regen pro Quadratmeter. Das Oberflächenwasser, um das handelt es sich im Parchauer See, ging im Jerichower Land um mehr als einen Meter zurück, so die Potsdamer Experten.

„Ändert sich das Wetter nicht grundlegend, sehe ich für das nächste Jahr schwarz“, sagt Pohl, der das Gewässer und seine Besonderheiten seit Kindesbeinen an kennt. „Dann stirbt der See.“