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Unglück Eine Schule in tiefer Trauer

Der Schock über das tödliche Unglück an der Berufsschule in Burg sitzt bei Schülern, Lehrern, und Mitarbeitern immer noch tief.

Von Andreas Mangiras 14.06.2018, 01:01

Burg l Im Foyer brennen Kerzen und Lichter, Blumen liegen rings um einen kleinen Tisch. Dort liegt ein Kondolenzbuch aus. Schüler nähern sich, leise, fast scheu, Tränen fließen, Schluchzen ist zu hören. Manche liegen sich in den Armen und weinen bitterlich. Sie suchen Trost. Am Tag zuvor ist einer ihrer Mitschüler aus dem Leben gerissen worden.

„Der Schock sitzt tief, das kommt jetzt erst mit jedem Tag mehr heraus“, sagte Schulleiter Stefan Bruns am Mittwoch. „Wir trauern mit der Familie unseres Mitschülers.“

Am Dienstagmorgen war der 19-Jährige Schüler aus der vierten Etage von Haus 5 auf den Innenhof der Schule gestürzt. Der junge Mann erlag noch auf dem Schulhof seinen schweren Verletzungen. Der Verunglückte stammt nach Polizeiangaben aus dem Jerichower Land. Die Umstände des Sturzes aufzuklären, daran arbeitet die Polizei in Burg. Von einer Straftat gehen die Ermittler nach Angaben aus dem Polizeirevier nicht aus.

Geschockt reagierte auch Landrat Steffen Burchhardt (SPD). „Ich bin sehr traurig. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen. Unsere Kraft muss jetzt darauf gelegt werden, bei der Verarbeitung der Geschehnisse zu helfen. Das ist für Mitschüler, Lehrer und Hilfskräfte eine ganz schwere Situation.“

Schon kurz nach dem Unglück kamen am Dienstag Notfallseelsorger in die Schule. Gemeinsam mit Schulsozialarbeitern kümmerten sie sich um die Schüler und Lehrer. Die Notfallseelsorger gehören einem ehrenamtlichen Team von geschulten Helfern an, die plötzlich in akute psychologische Krisen- und Ausnahmesituationen geratenen Menschen zur Seite stehen können. Das Team für das Jerichower Land ist beim evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming angesiedelt.

Professionelle Hilfe schickte umgehend das Landesschulamt. Zwei Schulpsychologen standen auch am Mittwoch den ganzen Tag zur Verfügung. „Viele Schüler, auch Lehrer haben das Angebot genutzt“, erklärte Stefan Bruns. Er dankte den Helfern für ihren Einsatz. „Wir sind unheimlich dankbar für die Unterstützung. Notfallseelsorger und Schulpsychologen haben sehr kompetent gearbeitet.“

Seit 23 Jahren ist Bruns Schulleiter an der „Tack“. Er hat viel erlebt. „Der Rhythmus an der Schule hat sich schlagartig geändert.“ Auch ihm „fällt es schwer, zum Alltag überzugehen“. Trauer braucht ihren Raum. „Wir sind nicht zur Tagesordnung übergegangen.“

Den Schultag am Mittwoch hatten Schüler, Kollegium und Mitarbeiter mit einer Schweigeminute begonnen. Die Kondolenzecke im Foyer war die Idee von Mitschülern gewesen. Es soll ein zentraler Ort in der Schule da sein, Trauer und Anteilnahme zu zeigen.

Am Mittwoch wie schon am Dienstag war auch Prüfungstag in der Schule. Wer nach Hause wollte, habe am Dienstag, dem Unglückstag, heimfahren können, sagt Bruns. Viele hätten das auch getan. Auch für den Mittwoch sei das so angeboten worden.

Fürsorge und Aufmerksamkeit für die Schüler und Kollegen ist aus Sicht von Bruns‘ Stellvertreter Marco Dominé jetzt sehr wichtig. An der Schule lernen rund 1500 Schüler. Es gibt rund 80 Lehrer und Mitarbeiter. Das Kollegium sei am Morgen nochmals sensibilisiert worden, erläuterte Dominé. Auch ihm ist die tiefe Betroffenheit anzumerken.

Am Mittwochabend traf sich die Gesamtschulkonferenz. Der Termin stand lange fest. Nun kam tiefe Trauer dazu.