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Verkehr Kampf gegen überfüllte Busse

Derzeit läuft es nicht ganz rund im Schülerverkehr. Die Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land will das Problem entzerren.

Von Thomas Pusch 09.09.2020, 01:01

Burg l Das neue Schuljahr hat begonnen, und während an den Schulen noch der Weg in den neuen Alltag unter Corona-Bedingungen gefunden werden muss, gibt es auch beim Schülertransport einiges nachzubessern. Überfüllte Busse, die Schüler in Gerwisch stehen lassen, wurden jüngst im Kreis-Bildungsausschuss beklagt. Aber auch in Möckern, Gommern sowie zwischen Burg und Möser hat sich noch nicht alles eingespielt.

„Zu Beginn eines Schuljahres ist es immer schwierig“, sagte NJL-Geschäftsführer Thomas Schlüter am Dienstag im Gespräch mit der Volksstimme. 4200 Erst- bis Zehntklässler werden täglich von der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land befördert. Sie machen 80 Prozent der Fahrgäste aus, daher werde häufig vom Schülerverkehr gesprochen. „Es ist aber regulärer Linienverkehr, in dem die Schüler mitfahren“, stellte Schlüter klar. Es seien eben nicht individuelle Busse, die eine bestimmte Schule anfahren, sondern Linien auf deren Weg vielleicht fünf Schulen liegen, dazu auch Bahnhöfe und Haltestellen, an denen in andere Linien umgestiegen werden kann.

Das macht die Komplexität des Fahrplans aus, bei dessen Erstellung die Schülerbeförderung natürlich im Mittelpunkt steht. Die Abfrage bei den Schulen nach Schülerzahlen und Schulanfangszeiten gehört zur Planung dazu, für die Prokuristin Daniela Kramper als Verkehrsbereichsleiterin verantwortlich ist. „Ein Fahrplan muss fahrbar sein“, lautet einer ihrer Leitsprüche. Die Fahrzeit, die die Schüler zurücklegen dürfen, ist geregelt. Bei Grundschülern darf sie pro Strecke 45 Minuten betragen, bei den Älteren sind es 75. Natürlich soll auch die Wartezeit vor dem Unterricht und nach Schulschluss nicht zu lang sein, ausbleiben wird sie aber nicht. „Wir haben ja auch nicht die Stundenpläne der einzelnen Schulen“, ergänzte die Prokuristen. Individuell abgestimmt werden auf die einzelnen Schulen könnte der Verkehr aber auch nicht, es sind eben Linien- und keine Schulbusse.

Um das Problem zu entzerren, setzt das NJL-Führungsduo auf Kommunikation. So könnten sich die Schüler besser auf mehrere Busse verteilen. So sei nach Schulschluss der Erste am begehrtesten, vor Schulbeginn der Letzte. Natürlich würde dies früheres Aufstehen am Morgen und längeres Warten am Nachmittag für manche bedeuten, die Situation in den Bussen wäre aber auch entspannter. Die Busfahrer sollen auch mit den Schülern sprechen, und einfach an den Haltestellen vorbeifahren, soll auch der Vergangenheit angehören. „Dann müssen die Türen geöffnet und das Kind auf den nächsten Bus hingewiesen werden“, so Schlüter.

Die NJL setzt aber nicht nur auf Kommunikation, sondern lässt derzeit auch die Fahrgäste zählen. Zu dem Hauptanteil der Erst- bis Zehntklässler kommen dann noch Schüler aus der Oberstufe, Pendler oder auch Fahrgäste, die einen Arzttermin haben, jemanden besuchen wollen oder zum Einkaufen fahren. Wenn die Zahlen ausgewertet sind, wird überlegt, wo andere Kapazitäten eingesetzt werden müssen. Schon jetzt haben die Busfahrer die Möglichkeit, die zu ihrer Sicherheit gesperrten Plätze in der ersten Reihe freizugeben. Zusammen mit den entstehenden Stehplätzen würden dann zehn Personen mehr mitfahren können.

Außerdem könnten statt der zwölf Meter langen auch 15-Meter Busse eingesetzt werden. Pro Bus würde das eine Kapazitätssteigerung von 86 auf 127 Fahrgäste bedeuten, fast 50 Prozent mehr.

Insgesamt gehören zum Fuhrpark der NJL 37 Zwölf- und sieben 15-Meter-Busse, die von der PNV Burg betrieben werden, sowie 23 Zwölf-Meter und drei 15-Meter-Busse unter der Regie der PNV Genthin

Schlüter meint aber noch einen anderen Grund ausfindig gemacht zu haben, warum die Wellen mancherorts besonders hochschlagen: die Corona-Pandemie. „Da gibt es Eltern, die ihre Kinder in einem vollen Bus gefährdet sehen“, sagte er.

In den Bussen herrscht Maskenpflicht. Um die sicherzustellen, sind immer ein paar Exemplare an Bord, um im Ausnahmefall weiterzuhelfen. Die Abstandsregel von eineinhalb Metern ist allerdings nicht einzuhalten, das ist allerdings auch vom Land nicht gefordert. An einem kleinen Rechenbeispiel machte Schlüter die Grenzen des Machbaren deutlich. Um den Abstand einzuhalten, müssten alle Stehplätze und ein Teil der Sitzplätze wegfallen, die Kapazität würde auf ein Viertel sinken. Also würden viermal so viele Busse benötigt, gut 200 müssten angeschafft, fast 300 Busfahrer eingestellt werden – ein Ding der Unmöglichkeit.