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Videoüberwachung In die Kamera winken

Der 16. August ist Wink-in-Überwachungstag. Was sagen Menschen in Burg zum Thema Videoüberwachung?

Von Susanne Klose 15.08.2017, 23:01

Burg l Wer am Mittwoch (16.08.)  etwa am Geldautomaten steht, der sollte doch einfach mal mal Richtung Bildschirm winken − der 16. August ist nämlich Wink-Überwachungskameras-zu-Tag. Die ungewöhnliche Protestaktion wurde 2011 von dem Blogger und Aktivisten Zorbitor ins Leben gerufen, um ein subversives Zeichen gegen die permanente Überwachung durch Kameras zu setzen.

Denn der große Bruder schaut uns gerne über die Schulter, egal ob in der Bank, im Supermarkt − oder in der Burger Innenstadt. Dort heißt es seit 2014: „Dieser Bereich wird durch Video überwacht“. Aber wie finden die Burgerinnen und Burger ihr Leben vor laufenden Kameras?

„Super!“ − sagt zumindest Adam Zablocki von Zablocki‘s Computer. Technik. Nach mehreren Einbrüchen in seinem Geschäft in der Schartauer Straße hat er selbst sechs Sicherheitskameras installiert. „Auch als Ausländer fühle ich mich dadurch sicherer“, betont er mit Hinblick auf die Kameras am Gummersbacher Platz. Er sei auch schon von Rassisten beleidigt und bedroht worden und durch die Kameras habe er das vor Gericht letztlich beweisen können. Kunde Harry Herrforth pflichtet dem Geschäftsmann bei: „Durch Sicherheitskameras sind Straftaten viel leichter zu verfolgen.“

Dass durch die permanente Aufnahme seine Privatsphäre torpediert wird, findet der 62-Jährige nicht - im Gegenteil: „So könnte ich ja auch selbst mal nachweisen, dass ich mich zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort befunden habe“, ist sich der Niegripper sicher. Außerdem habe er nichts zu verbergen.

Das hat auch Stefan Reinsperger prinzipiell nicht. Trotzdem steht er den Kameras in der Schartauer Straße skeptisch gegenüber: „Ich finde das überhaupt nicht sinnvoll. Ich glaube auch nicht, dass die Kameras die komplette Innenstadt abdecken.“

Generell halte er die Videoüberwachung jedoch für ein notwendiges Übel. „Man muss einen Teil seiner Privatssphäre einbüßen, wenn man sich im öffentlichen Raum sicher fühlen will“, resümiert der 37-Jährige.

Sicherheit − immer wieder Sicherheit. Das Wort ist für Männer und besonders für die Frauen Dreh- und Angelpunkt der Debatte, zeigt die Umfrage. „Wenn ich als Frau abends alleine durch die Stadt laufe, bin ich weniger ängstlich, wenn ich weiß, dass an den Häusern Kameras installiert sind“, erklärt Melanie Müller. Luise Pohl sieht das ähnlich: „Überwacht wird man heutzutage sowieso überall, da kann man eh nichts machen.“

Das gilt aber nicht für das Privatleben, sind sich die 26-Jährigen einig. „Ich will nicht, dass jemand mich über die Kamera zu Hause beobachtet“, erklärt Luise Pohl. Beide Frauen kleben deshalb an ihren Laptops grundsätzlich die Kameras ab.

Antonia Wagener reicht das noch nicht. „Ich will nicht beobachtet werden“, betont die 29-Jährige, „mein erster Gedanke bei dem Thema Kameraüberwachung ist definitiv nicht Sicherheit.“

Deshalb verdunkelt die junge Mutter neben der Laptopkamera auch die Front- und Rückkamera an ihrem Smartphone. „Es muss nicht jeder alles von allen wissen“, so Wagener.

Das Prinzip der filmischen Abschreckung ist für die junge Frau mehr Politikum denn Präventionsmaßnahme, besonders mit Hinblick auf die anstehenden Wahlen im Herbst. „Durch moderne Technik soll uns eine Sicherheit suggeriert werden, die es so nicht gibt“, so die Burgerin − sie plädiert für offenen Dialog statt Dauerüberwachung. Und bis dahin heißt es: Wir sehen uns.