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Vorschlag Sollen die Gartenfeuer wieder lodern?

Sollen im Jerichower Land die Gartenfeuer wieder lodern? Das jedenfalls fordert Möckerns Bürgermeister Frank von Holly.

Von Falk Heidel 13.07.2017, 04:00

Burg/Möckern l „Schluss mit dem Brennverbot“, fordert Möckerns Bürgermeister Frank von Holly (CDU). Er untermauert seinen Vorstoß in einem Brief an den Landkreis sowie die anderen sieben Bürgermeister des Jerichower Landes. Holly sagt: „Die Leute fahren mit ihrem Grünschnitt zehn Kilometer, um das Zeug herzubringen, es rottet vor sich hin und stinkt.“

Im April 2011 hat der damalige Landrat Lothar Finzelberg im Alleingang ohne Kreistagsbeschluss die Gartenfeuer verboten. Ärgerlich damals: Geschehen ist dies kurz vor dem erwarteten Verbrenn-Termin, als viele Einheimische in den Gärten die Feuerstellen bereits aufgeschichtet hatten.

Von den 14 Landkreisen und kreisfreien Städten in Sachsen-Anhalt haben acht ein Brennverbot. Laut Maren Lehmann vom Magdeburger Umweltministerium sehen vier der sechs verbliebenen Landkreise nach dem Ergebnis einer Umfrage des Landesverwaltungsamtes aus 2016 künftig keinen Bedarf mehr für die Gartenabfallverbrennung.

Zuletzt hatte der Landkreis Börde im Mai die Gartenfeuer verboten. Vom 15. bis zum 31. März durften die Kleingärtner noch einmal zündeln, dann war Schluss. Das hatte Landrat Hans Walker (CDU) so entschieden. Auch dort gab es zuvor heftige Debatten von Befürwortern und Gegnern.

Im Bördekreis gibt es fünf Kleinannahmestellen in Wolmirstedt, Haldensleben, Wanzleben, Oschersleben und Oebisfelde, wo Grünschnitt kostenfrei entsorgt werden kann. Außer den braunen Biotonnen gibt es noch Grünschnitt- sammlungen, die in der Börde zweimal im Jahr an festgesetzten Terminen stattfinden.

1993 hatte eine Landesverordnung den Landkreisen freigestellt, Gartenfeuer zu erlauben oder auch nicht. Diese Verordnung war auf der Grundlage erlassen worden, dass damals keine ausreichenden Entsorgungsmöglichkeiten für pflanzliche Abfälle vorhanden waren. Diese Situation hat sich heute grundlegend geändert. Aktuell regelt jeder Landkreis selber, ob und wann Gartenbesitzer Äste, Heckenschnitt oder Kartoffelkraut verbrennen dürfen. Das Feuer gilt auch als reinigend, weil pilzbefallene Pflanzen vernichtet werden. Noch vor einigen Jahren zogen stets im Frühjahr und im Herbst dicke Rauchschwaden übers Land.

Frank von Hollys Schreiben hat Landrat Steffen Burchhardt an das Umweltministerium in Magdeburg weitergeleitet. Von dort will Burchhardt wissen, welche Möglichkeiten die Rechtslage hergibt. Danach will er die Frage im Kreistag thematisieren.

Möglich sind Gartenfeuer unter anderem noch in der Altmark. Die liberalste Brennordnung hat der Altmarkkreis Salzwedel. Dort dürfen Gartenabfälle ein halbes Jahr lang, von Oktober bis März, verbrannt werden. In Stendal sind es die Monate Februar/März und Oktober/November.

Die Gartenfeuer sind derzeit bundesweit in der Diskussion. Laut Süddeutscher Zeitung arbeitet Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) an einer Neufassung der Bioabfallverordnung, mit der auch das Verbot explizit festgeschrieben werden soll, Gartenabfälle zu verbrennen. Dies folgt dem Grundgedanken der gesamten Gesetzgebung zum Thema Müll, Abfälle als Rohstoff zu betrachten und so weit wie möglich wiederzuverwerten. So können Gartenabfälle durch Kompostierung zu Düngemitteln umgewandelt werden. Hinzu kommt, dass die Umweltbelastung etwa durch Feinstaub, der bei der Verbrennung von Gartenabfällen anfällt, reduziert wird.

Das sieht Möckerns Bürgermeister von Holly ganz anders. Seiner Meinung nach wären die Grünschnittplätze im Landkreis überflüssig, wenn man die Gartenfeuer wieder erlauben würde: „Dann wären die vier Wertstoffhöfe im Jerichower Land völlig ausreichend.“ Genthins Bürgermeister Thomas Barz beurteilt das Thema differenzierter: „Nicht jeder Grünschnitt wie Rasen oder Unkraut kann einfach verbrannt werden. Vorstellbar wäre für mich jedoch, dass man Ausnahmen für Krankheitsbefall oder andere Dinge vorsieht.“

Nabu-Landesgeschäftsführerin Annette Leipelt hat in ihrem Garten noch nie ein Feuer entzündet: „Ich kann diesen Qualm nicht ertragen.“ Ihrer Meinung nach „sind wir in Sachsen-Anhalt sehr gut aufgestellt, was die Entsorgung des Bioabfalls betrifft.“ Allerdings habe sie Verständnis für Rentner, die ihre Gartenabfälle nicht kilometerweit entsorgen können: „Da würde eine Einzelfallregelung helfen.“

Interessant ist eine Erklärung des Bundesverbands der Gartenfreunde: „Für uns ist das Verbrennen seit vielen Jahren tabu. Dabei geht es nicht nur um saubere Luft, sondern auch um den Schutz vieler Kleintiere, die in Laub-und Holzhaufen Unterschlupf finden.“

Aktuell gibt es beim Landkreis Pläne, die Anzahl der Grünschnittplätze von 18 auf zwölf zu reduzieren.