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Währungsunion Damit die D-Mark im Altersheim rollen kann

Wie die Burger Volksstimme über die Währungsunion vor genau 30 Jahren lokal berichtete.

Von Sebastian Rose 02.07.2020, 06:00

Burg l Gestern vor 30 Jahren war es soweit: Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozial- union zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der damaligen DDR trat in Kraft.

Die Währungsunion war wohl für die meisten Menschen im jetzigen Jerichower Land zunächst ein großer Einschnitt.

Die Burger Lokalteilausgabe titelte bereits am 22. Juni: „Damit die D-Mark rollen kann. Unterstützung bei Währunsumstellung in Altersheimen“. Kaum einer habe bei der Rennerei und Ansteherei für den Umstellungsauftrag der Konten keine Nerven gelassen. „Allein schon der gedankliche Verdauungsprozess ging bei manchen recht stockend voran. Vor allem bei älteren Bürgern. Deshalb wird pflegebedürftigen älteren Bürgern nach Kräften Hilfe angeboten.“

Über wochenlange Aufklärungskurse, Versammlungen und Gesprächsrunden habe der damalige Heimleiter des Pflegeheims am Marienweg, Ulf Hagemeier, die Bewohner über die Währungsunion aufgeklärt. „Laufereien und große Anstrengungen gab es vor allem beim Einrichten von zusätzlichen Konten. Zum Beispiel für Ehepaare, die bisher ein gemeinsames Sparbuch besaßen.“

Auch der damalige Direktor der Kreissparkasse, Horst Kohl, wusste um die aufkommenden Probleme. In einem Interview im Burger Lokalteil strahlte er dennoch Gelassenheit aus. „Im gesamten Kreis werden 76 Auszahlschalter eingerichtet. In Burg allein 36, und der Bürger kann sein Geld holen, wo es ihm beliebt.“

Am Sonntag, 1. Juli 1990 hatten dann in der Zeit von 8 bis 20 Uhr alle Schalter, mit Unterstützung einiger Gummersbacher und Bückeburger Sparkassen-Kollegen, geöffnet. Ganz so einfach ging es dann am Ende doch nicht vonstatten. In den Wochen vor der Umstellung auf die Westdeutsche Mark wurden laut Volksstimme-Bericht endlose Schlangen vor den Sparkassen gesichtet. Auch am Sonntag-Vormittag gab es längere Wartezeiten und laut Direktor Kohl hatten um die 80 Prozent bereits ihre Schecks eingelöst. Durchschnittlich rund 800 Mark wurden ausgezahlt. Aufatmen konnten die Mitarbeiter der Sparkasse allerdings nicht. Am Montag und Dienstag mussten noch die restlichen Ost-Geldscheine aufs Konto gebracht werden. Dies war nur bis zum darauffolgenden Freitag möglich. Ab dem 11. Juli 1990 konnte dann jeder seinen D-Mark-Bestand auf den neuen Kontoauszügen erfahren. Heute können Ostmarkscheine nicht mehr umgetauscht werden. Wie die Bundesbank berichtet, bliebt als einzige Möglichkeit der Verkauf an Sammler. Dank der auflage-armen Sonderprägungen ist die Ostmark bei Händlern immer noch beliebt.