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Verstrickt und Zugenäht! Wie zwei Frauen in Zeppernick mit reichlich Wolle einen ganzen Ort umgarnen wollen

Aktualisiert: 19.4.2021, 09:06

Zeppernick/Grabow (sze). Zwei Frauen aus Zeppernick stellten bei der Sitzung des Kulturausschusses in der Grabower Gaststätte „Zum weißen Ross“ das Projekt „Verstrickt und Zugenäht“ vor. Lisa Wöhlecke (32) hat ihre Wurzeln in Zeppernick und kam nun nach zehn Jahren in der Landeshauptstadt mit ihrer Familie wieder in den Ort zurück. Auch die neu hinzugezogene Sabine Collatz (35) suchte in dem Ort Raum und Ruhe für die Familie. Die beiden Frauen wollen einen Kreativtrend namens „Strick-Graffiti“, den es in Städten schon länger gibt, aufs Land bringen.

In ganz Europa gibt es schon „Strick-Graffiti“

Beim „Strick-Graffiti“, auch „Urban knitting“ oder „Yarn-Bombing“ genannt, werden Bäume, Straßenlaternen und andere Elemente des öffentlichen Raumes mit bunter Wolle eingehäkelt oder gestrickt.

Die Idee dahinter: „Wir haben festgestellt, dass viele junge Leute zurück nach Zeppernick kommen“, berichtet Lisa Wöhlecke. Tatsächlich habe man rund 20 Kinder hier im Ort: „Es ist ja auch schön hier, aber es wird ihnen nicht viel geboten. Ein Kinderspielplatz fehlt. Es gibt keine Begegnungsstätte im Ort.“ Im Ortschaftsrat wurde dieses Problem bereits vor anderthalb Jahren angesprochen. Damals kam den beiden Frauen die Idee, den Dorfplatz insgesamt schöner zu gestalten.

Inzwischen sind die Zeppernicker dabei, den Spielplatz Realität werden zu lassen. In den Gesprächen habe sich abgezeichnet, dass die Bürger wieder das Dorfleben aufleben lassen wollen. Die Aktion „Verstrickt und Zugenäht“ soll bei dem Ziel, die Gemeinschaft wieder zusammenzubringen, helfen, und zugleich auch Sponsoren auf den Ort aufmerksam machen, um den geplanten Spielplatz finanzieren zu können. Die bunte Wolle könnte auch die Verkehrssicherheit im Durchfahrtsort erhöhen, glauben die beiden Initiatorinnen: „Wenn Stau auf der A?2 ist, dann fahren viele auch durch unseren Ort. Die Signalfarben der Strickwerke dienen dann als Zeichen und zeigen 'Achtung, hier ist Leben im Ort'“, so Lisa Wöhlecke.

Reines Kunstprojekt, keine Protestbewegung

Lisa Wöhlecke und Sabine Collatz betonen, dass es sich um keine Protestbewegung handele, sondern um ein reines Kunstprojekt. „Es sind Installationen, die man schnell anbringen und auch genauso schnell wieder entfernen kann“, sagen die beiden. Es entstehe auch keinerlei Schaden an den Bäumen und Laternen.

Das Material sei langlebig, weil die verwendete Wolle aus Acryl besteht. Die Kunst könne somit als unvergänglich betrachtet werden. „Ich kenne Bäume, die seit zehn Jahren eingestrickt sind und immer noch gut aussehen“, will Lisa Wöhlecke dahingehende Bedenken entkräften. „Es stört die Bäume nicht, Polyacryl ist luftdurchlässig und nichtsaugend. Wir haben lange recherchiert, dass den Bäumen nichts passiert“, sagt Lisa Wöhlecke. Das Projekt in Zeppernick ist auf ein Jahr angelegt. „Es sei denn, es wollen alle, dass die Kunst hängenbleibt.“

Schon gibt es positive Rückmeldung von Familien, Kirche und der Kindertagesstätte im Ort, berichten die beiden Frauen im Kulturausschuss: Verschiedene Generationen wollen mitmachen, „Wir wollen die Gemeinschaft aufleben lassen, Leute verbinden und jung und alt zusammenbringen“, sagt Sabine Collatz. Im Ort gibt es auch eine Gruppe der Volkssolidarität. Der Landkreis Jerichower Land hat den beiden Organisatorinnen eine Kulturförderung in Höhe von 2300 Euro für Wolle, Nadeln und weiteres Material bewilligt.

Ortschaftsrat Zeppernick muss noch zustimmen

Wenn es offiziell losgehen kann, sind Beratungen nötig. Mögliche Themen müssen ausgewählt werden, Objekte ausgesucht werden. Die beiden Ideengeberinnen denken etwa an ein großes Spinnennetz zwischen Bäumen am Spielplatz. Auch könnten die großen Fenster der leerstehenden Gaststätte genutzt werden.

Nach der Vorstellung im Kulturausschuss erteilten die Ausschussmitglieder dem Vorhaben einstimmig ihre Zustimmung. Allerdings obliegt eine abschließende Entscheidung, ob das Projekt ausgeführt werden darf, dem Zeppernicker Ortschaftsrat. Laut Aussage der Organisatorinnen hat der Ortsbürgermeister Manfred Zerm schon seine Zustimmung signalisiert, laut Buschfunk sollen auch die anderen Ratsleute keine Einwände haben, hieß es.