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Wirtschaft Ein Beruf mit allerbesten Aussichten

Es gibt Berufe, auf die die Corona-Pandemie Auswirkungen hat. Für Bezirksschornsteinfeger Neubauer aus Loburg gilt das nicht.

Von Stephen Zechendorf 20.05.2020, 01:01

Möckern l „Sicher gab es ganz am Anfang einige Hausbesitzer, die in dieser Zeit keinen Besuch von uns haben wollten, aber das war eher die Ausnahme.“ Gerade einmal zehn Haushalte hätten ihm in den ersten Wochen tatsächlich den Zutritt in das Haus verweigert. Außerdem, so Neubauer, würden auch er und sein Mitarbeiter sowie sein Auszubildender die gebotenen Hygiene- und Abstandsvorschriften einhalten. Und: Es muss ihn ja auch keiner in den Keller oder auf das Dach begleiten.

Corona hin, Pandemie her – die Fristen zur Überprüfung von Feuerstätten oder der Reinigung von Schornsteinen laufen ja weiter. Und werden diese Fristen überschritten, meldet sich das Ordnungsamt des Landkreises bei den Betreibern der Anlagen. „Ich habe diese Kunden gebeten, später einen Termin zu vereinbaren“, so Neubauer. Ein Vorteil der aktuellen Pandemie für Schornsteinfeger: „Die Leute sind öfter zu Hause, man muss nicht mehrmals vorbeikommen.“

Stefan Neumann ist einer der vom Landkreis Jerichower Land bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger. Auf sieben Jahre wird ein Bezirksschornsteinfeger berufen, Neubauer trat seinen Dienst im Jahr 2014 an. Zu seinem Kehrbezirk gehören weite Teile der Stadt Möckern, aber der Kehrbezirk ist nicht identisch mit den Grenzen der Einheitsgemeinde. Lübars und Büden zum Beispiel gehören zum Kehrbezirk eines Kollegen.

Zu den hoheitlichen Aufgaben in seinem Kehrbezirk 10 gehören etwa die Durchführung der Feuerstättenschauen, der Erlass des Feuerstättenbescheides, Prüfung und das Ausstellen der Bescheinigung der Tauglichkeit und sicheren Nutzbarkeit von Abgasanlagen.

In seinem Kehrbezirk ist Stefan Neubauer für etwa 2600 Liegenschaften zuständig, dazu zählen Ein- und Mehrfamilienhäuser ebenso wie Betriebe. Je nachdem, welche Arbeiten anstehen, besucht der Schornsteinfeger zehn bis 25 Häuser täglich.

Der Weg eines Schornsteinfegers führt in den allermeisten Fällen vom Keller bis zum Dach. Ganz aufs Dach muss ein Schornsteinfeger übrigens nicht immer. Das Werkzeug gibt es auch her, ein Stück weit nach oben zu kehren.

Zu den Fertigkeiten und Fähigkeiten, die ein Schornsteinfeger mitbringen sollte, gehört dennoch eine gute Portion Schwindelfreiheit. „Die Höhe ist eigentlich eine Frage der Gewöhnung. Richtig Höhenkrank sein darf man natürlich nicht“, sagt Moritz Hartlapp. Er ist Auszubildender im dritten Lehrjahr bei Stefan Neubauer. Im dualen Ausbildungssystem läuft die dreijährige Ausbildung ab. Der Blockunterricht erfolgt etwa alle zwei Monate zweiwöchig in der Berufsschule in Eilenburg/Sachsen. Dort lernt der 21-Jährige auch die berufsspezifischen Themen aus den Bereichen Mathematik, Chemie und Physik. Braucht man so etwas denn auf dem Dach? Nun, auf dem Dach vielleicht nicht, aber zum Beispiel die Stöchiometrie ist Grundlage, wenn es darum geht, wieviel Luft für die Verbrennung von einem Liter Heizöl erforderlich ist. Und schon sind wir wieder im Heizungskeller angekommen. Hier werden die Abgaswege überprüft, der Gehalt an Kohlenmonoxid, Ruß oder Feinstaub gemessen. Alle Untersuchungen erfolgen zum Schutz des Feuerstättenbetreibers und der Umwelt.

Dennoch stellt Stefan Neubauer fest, dass die Feuerstätten weniger gewartet werden. Sein Auszubildender Moritz Hartlapp ergänzt: „Es ist ein Irrglaube, dass neue Heizungsanlagen nicht dreckig werden können.“

Moritz Hartlapp hat sich einen Beruf ausgesucht, in dem – wie so oft – Nachwuchs gesucht ist. Über die Berufsaussichten informiert etwa der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks auf seiner Internetseite.

Von wo aus in Möckern man die schönste Aussicht hat, das hat Moritz Hartlapp schon herausgefunden: vom Dach des Wohnhauses „Am Park 1“, direkt gegenüber vom Schloss Möckern.