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Wirtschaft Wo in Burg Zukunft entsteht

Die Energieprobleme der Welt auch in Burg lösen? Möglich macht das die Firma "pro beam".

Von Mario Kraus 24.09.2018, 08:00

Burg l Burg und Südfrankreich trennen zwar Hunderte von Kilometern, aber wirtschaftlich gesehen gehören die Kreisstadt und das Gebiet von Aix-en-Provence im Nachbarland ganz eng zusammen. In Cadadache nämlich, wo derzeit die Gebäude für den internationalen Kernfusionsreaktor Iter in die Höhe wachsen, ist das Knowhow aus dem Jerichower Land mehr als gefragt. Denn in der Firma pro beam werden Bauteile für den weltweit einzigartigen Reaktor zusammengeschweißt. Und das noch bis Ende 2019.

2024 dann sollen in dem internationalen Test- und Forschungsreaktor Atomkerne miteinander verschmelzen. Experten sehen darin sogar eine optimale Lösung für die Energieprobleme der Welt.

Dass in Burg innerhalb der pro beam-Gruppe daran mitgearbeitet werden kann, hält Werksleiter Klaus Oude Hengel für eine „große und anspruchsvolle Aufgabe, die uns jeden Tag fordert“. Das Unternehmen, das seit 2004 im Burger Industrie- und Gewerbepark (IGP) angesiedelt ist, hat sich auf die Arbeit mit dem Elektronenstrahlschweißen spezialisiert. Bauteile von wenigen Gramm bis zu 50 Tonnen können so hochpräzise ohne Nachbearbeitungen und in einem Durchgang zusammengefügt werden.

Daneben ist pro beam breit aufgestellt: Ob Teile für die Automobilindustrie, Luft-, Raumfahrt- und Energietechnik, Nuklear- und Medizintechnik oder den Halbleiter- und Maschinenbau – made in Burg hat sich mittlerweile durchgesetzt. So verlassen beispielsweise Tankdeckel für die Ariane-5-Rakete genauso das Werk wie Zahnräder für Schiffsgetriebe, die in Ozeanriesen eingebaut werden. „Diese Produktionspalette setzt nicht nur qualifizierte, sondern auch motivierte Mitarbeiter voraus“, sagt Oude Hengel, der seit 2015 das Werk in Burg leitet.

Als eine Art Dankeschön ermöglichte die Geschäftsleitung deshalb am Sonnabend auch Angehörigen der Mitarbeiter erstmals einen Blick in das Unternehmen mit seinen modernsten Anlagen. „Diese kleine Feier haben sich alle verdient“, versicherte der Geschäftsführer. Die Premiere stieß auf breite Resonanz. Anlagenbediener Frank Bauer beispielsweise reiste nicht nur mit Ehefrau und Tochter aus Bergzow bei Genthin an, sondern nahm auch noch seine Schwiegereltern mit. Die Arbeit bei pro beam hat der 47-Jährige noch keinen Tag bereut. Hatte die Familie den Osten Deutschlands nach der Wende zunächst Richtung Westen verlassen, kehrte sie – wegen der Arbeit bei Pro beam – später wieder zurück in die Heimat. „Erst wurde ich in Braunschweig ein halbes Jahr für die Arbeit hier fit gemacht und dann ging es nach Burg“, sagt Frank Bauer. Heute zählt er mit seinen 15 Arbeitsjahren zu den Männern der ersten Stunde. „Das war die richtige Entscheidung damals“, sagt er an seine Kollegen gerichtet.

Zufrieden blickt auch Norman Braune in die Halle. Für ihn hat sich ein Stück berufliche Perspektive eingestellt, die er nicht mehr missen möchte. Als Leiharbeiter wurde er Ende Juni in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Der tägliche Fahrtweg von Schönebeck nach Burg ist für den 28-Jährigen kein Problem. „Die Arbeit macht Spaß und wir sind eine tolle Mannschaft. Das ist das Wichtigste.“