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Wohnen Ab wann besteht Gefahr?

Die Siedlung in Burg gilt mit als beste Wohnlage. Bei Familie Schulz in der Wiesenstraße reißt jedoch allmählich der Geduldsfaden.

Von Mario Kraus 24.04.2019, 01:01

Burg l „Ab wann geht von einem Grundstück Gefahr aus?“ Diese Frage stellte Marlies Schulz aus der Wiesenstraße auf einem Forum im Burger Kino Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Die Rentnerin schilderte noch kurz den seit Jahren „katastrophalen Zustand“ des Doppelhauses und des angrenzenden Gartens, in dem sich der Müll türmt und beklagt, dass sie leider von der Stadt keine Hilfe erwarten könne. Stahlknecht versprach, den Fall prüfen zu lassen. „Wenn Gefahr von dem Grundstück ausgeht, muss die Kommune in Ersatzvornahme gehen“, sagte der Minister allgemein. Und Marlies Schulz hofft, dass sich an dem Zustand nun möglichst bald etwas ändert.

Das Ehepaar wohnt seit 38 Jahren in der Siedlung mit vielen anderen schmucken Häusern, die vor allem nach der Wende richtig auf Vordermann gebracht wurden. „Wir haben hier viel Kraft und Zeit investiert, um schöne Jahre zu verleben“, sagt die Rentnerin. Hier lasse es sich richtig gut wohnen, wenn alles rundum stimme. Doch da liegt seit etwa zwei Jahren der Haken. Nachdem das Nachbarhaus 2016 im Rahmen einer Zwangsversteigerung verkauft wurde, entwickelte es sich zu einer Art Wohnquartier für Arbeitskräfte. „Im Haus wurde sogar Holz gehackt“, erinnert sich Marlies Schulz. Auch das Grundstück sei überhaupt nicht mehr gepflegt worden „und verkommt bis heute“.

Trotz einiger Gespräche mit dem Eigentümer habe sich der Zustand nicht gebessert. Das Haus steht inzwischen vollkommen leer, Fenster sind offen, der Garten gleicht einer kleinen Müllhalde und bietet möglicherweise Unterschlupf für Ungeziefer, so die Sorge der Anwohner. „Solche Bilder jeden Tag ertragen zu müssen, ist schon eine Zumutung, die aufs Gemüt schlägt“, beschreibt die Burgerin. Ehemann Helmut ist ebenso frustriert: „Die Lebensqualität hat sich für uns verschlechtert. Und unverständlich ist, dass es keine Hilfe gibt.“ Auch ein Termin bei der Schiedsstelle sei erfolglos gewesen, dazu hätte die Gegenpartei mit erscheinen müssen.

Fakt ist: Der Stadt ist der Fall seit Jahren bekannt. „Wir können die Gefühlslage der Familie verstehen, allerdings sind unsere Handlungsmöglichkeiten gegenüber Privateigentum begrenzt“, sagt Stadt-Pressesprecher Bernhard Ruth. Das bestätigt auch zu der zuständige Sachgebietsleiter Torsten Schulz: Der Zustand des Grundstückes habe bislang keine Auswirkungen auf die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Einer Aufforderung von 2017, seine Koniferen an der Straßenseite zurückzuschneiden, sei der Besitzer nachgekommen. Trotzdem versicherte Schulz, dass die Stadt das Haus noch einmal in Augenschein nehmen wolle. Der Stadtordnungsdienst sei bereits beauftragt worden.