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Wohnen Mieterhöhung empört Senioren

Bis zu 90 Euro mehr müssen Senioren des Komplexes "Wohnen 55 plus" für ihre Miete in Burg berappen. Das verärgert die Senioren.

Von Juliane Just 27.03.2018, 01:01

Burg l Anfang März flatterte ein Brief ins Haus. Dort stand, dass Ilse Böttge ab Juni monatlich über 90 Euro mehr Miete zahlen soll. Besorgt kontaktierte sie Nachbarn, die ebenfalls in der Anlage "Wohnen 55 plus" an der Deichstraße wohnen. Auch sie müssen ab dem Sommer mehr für ihre Wohnungen berappen. Für einige wird die Erhöhung ein finanzielles Problem. Die Senioren fühlen sich im Stich gelassen.
"Es hat keiner mit uns gesprochen oder uns informiert", sagt Ilse Böttge. Das Schreiben, datiert auf den 28. Februar, kam für die Mieter unverhofft. Im Jahr 2015 wurde es für die Mieter zum ersten Mal teurer. Damals waren es 15 Prozent Erhöhung, dieses Mal sind es 16 Prozent. Zahlte eine Seniorin also 2011 beim Einzug 400 Euro, waren es 2015 dann 460 Euro und ab Mitte 2018 sollen es nun 552 Euro sein. Insgesamt wurde der Mietpreis innerhalb von sieben Jahren um 38 Prozent angehoben.
Was die Bewohner der Anlage verärgert, ist die fehlende Kommunikation. "Bereits beim Einzug 2011 wurde uns von Seiten der Vermietung mitgeteilt, dass es im Jahr 2015 eine Mieterhöhung geben wird", sagt Ilse Böttge. Deswegen seien die Senioren verwundert, dass ihnen die erneute Erhöhung nicht in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt wurde.
Rein rechtlich gesehen ist die Mieterhöhung von Seiten der Wohnungsbaugenossenschaft Burg nicht anfechtbar. "Die Miete in dem Komplex wird an die ortsübliche Miete angepasst", erklärt Bärbel Michael, eine der beiden Geschäftsführer der Wobau. Allerorts steigen die Preise, davon bleibe auch Burg nicht verschont. Ihrer Angabe nach wurde gestern und heute das Gespräch mit den Senioren gesucht. "Wir möchten gern auf die Mieter zugehen, um Missverständnisse zu vermeiden", betont Bärbel Michael.
Im Jahr 2013 wurden 90 Prozent der Anteile der städtischen Wobau verkauft. Neuer Geschäftsführer ist Frank Hirling, studierter Kaufmann aus Berlin. Die Briefe, die den Burger Bewohnern die Mieterhöhung ankündigen, sind von ihm unterschrieben.
Mit ihren Sorgen wandten sich die Senioren an die Stadt Burg und erfragten, ob eine einst vertraglich geregelte Mietpreisbindung noch bestehe. Diese wurde beim Bau vertraglich geregelt, weil die Wobau das Haus mit Hilfe von Fördermitteln errichtete. "Diese ist ausgelaufen. Eine Preisbindung besteht nicht", teilt Jens Vogler, Fachbereich Recht und Ordnung, mit. Des Weiteren wandten sich die Rentner an den Kreisseniorenvertretung, die am Donnerstag tagte und das Thema "Altersgerechtes Wohnen 2030" hatte. Fünf Mieter berichteten von ihrer Situation. "Die Senioren fühlen sich schlecht behandelt - als kalt, herzlos und unsensibel beschrieben sie die Vorgehensweise", fasst Fritz Sperling, Pressesprecher der Kreisseniorenvertretung, zusammen.
Für einige Mieter komme aus finanziellen Gründen nur ein Auszug infrage. "Ein überwiegender Teil der Mieter ist bereits in einem hohen Alter, sodass ein Umzug kaum noch verkraftbar ist", sagt Fritz Sperling. Einen Rechtsbeistand könne die Kreisseniorenvertretung nicht bieten, aber ein offenes Ohr.