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Wolf Schäfer bei Möckern ohne Glück

Einmal mehr hat Schäfer Andreas Karwath im Gebiet der Einheitsgemeinde Möckern vermutlich wegen eines Wolfangriffes Tiere eingebüßt.

Von Stephen Zechendorf 19.12.2016, 00:01

Möckern l  Am Sonnabendmorgen entdeckte der Schäfer in seiner Merinoschafherde ein fast völlig aufgefressenes Muttertier, welches erst am Vorabend gelammt hatte. Auch das Jungtier fehlt. Den Schaden für das 80 Kilogramm schwere Muttertier schätzt Andreas Karwath auf etwa 200 Euro.

Andreas Karwath, der in diesem Jahr schon mehrfach Besuch von Wölfen hatte, verzichtete nach eigenen Angaben im aktuellen Fall darauf, die Gutachter zu rufen, die einen Wolfsvorfall bestätigen müssten, damit der Schäfer auf Schadensersatz hoffen kann. Seit 2008 nimmt die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe die Aufgabe als Referenzstelle für Wolfsschutz im Land Sachsen-Anhalt wahr.Bei Verdacht auf Übergriff eines Wolfes auf Nutztiere sind sie zur Stelle.

„Ich bin ja dem Wolf dankbar, dass er nur ein großes Tier gerissen und sich daran sattgefressen hat“, sagt Karwath. In den vergangenen Fällen waren meist mehrere Schafe getötet, aber nur angefressen worden. Karwath geht davon aus, dass die Wölfe in den vergangenen Fällen ihren Jungen das Töten der Schafe beigebracht hat.

Der aktuelle Vorfall ereignete sich im Westen der Einheitsgemeinde Möckern. Es sei bekannt, dass in dem Bereich, in dem die rund 1000 Schafe die vergangenen vier Wochen geweidet wurden, ein Wolfsrudel mit zwei Alttieren und drei Jungtieren lebe, welches sich bis zur Herde angenähert habe, sagt der Schäfer. Wo genau sich seine Herde zurzeit aufhält, möchte der Schäfer lieber nicht in der Zeitung lesen, denn es gebe immer auch Zweibeiner, die sich für Schafe interessieren.

Karwath setzt für die Aufsicht der Herde ausgebildete Hütehunde und Herdenschutzhunde ein, ebenso kommt ein Esel zum Einsatz. Doch die wachsamen Tiere können nicht immer einen Wolfsangriff verhindern.

Von der Maßnahme, mit der Behörden etwa im Freistaat Sachsen den Schäfern den Kauf von Herdenschutzhunden bezuschussen, hält Karwath nicht viel: „Da verdienen sich nur die Züchter eine goldene Nase. So viele ausgebildete Herdenschutzhunde, wie sie benötigt würden, gibt es doch gar nicht“, glaubt er. Auch sind die Kosten für so einen Hund nicht gering. Zu den Anschaffungskosten um die 1000 Euro kommen hohe laufende Kosten für den Unterhalt der Tiere.

Angesichts der konträr geführten Diskussion um die Wiederansiedlung des Wolfes hat Andreas Karwath einen Sarkasmus herausgebildet. „Ich bin ja so dankbar, dass ich durch die Fernsehberichte dieser Woche erfahre, wie wertvoll der Wolf doch ist. Nur dank der Wölfe haben die Landwirte jetzt kaum noch Wildschaden auf ihren landwirtschaftlichen Flächen. Das ist doch toll“, so der 57-jährige Wanderschäfer, der seit 30 Jahren diesem Beruf nachgeht.

Mehr als 100 Jahre lang galten Wölfe in Deutschland als ausgerottet. Seit dem Jahr 2008 sind sie auch in Sachsen-Anhalt wieder heimisch. So reproduziert seit 2009 alljährlich ein Familienrudel auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow. Der liegt nur wenige Kilometer von Möckern entfernt.

Offiziell soll es in Sachsen-Anhalt laut Angaben des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt zwölf Rudel und ein Wolfspaar ohne Nachwuchs geben.