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Wolf Schaf bei Hohenziatz gerissen

Wolf sucht am helllichten Tage Schafherde heim.

Von Stephen Zechendorf 07.02.2016, 18:14

Hohenziatz/Lübars l Am helllichten Tage hat am Sonntagnachmittag ein einzelner Wolf eine Schafherde auf einer Weide zwischen Klein Lübars und Hohenziatz heimgesucht und dabei ein Schaf gerissen. Das Tier überlebte diese Attacke nur deswegen schwerst verletzt, weil der Schäfer hinzu kam und den Wolf vertreiben konnte.

Schäfer Siegfried Häßler hatte bemerkt, dass sich die von ihm und Hündin Lucy bewachte Herde plötzlich zusammenzog und wie gebannt in eine Richtung starrte. Dieses enge Zusammenrücken ist ein Schutzimpuls, weiß Schäfer Siegfried Häßler. „Ich rannte also auf die Herde zu, um zu sehen, was da los ist. Dann sah ich auf einmal den Wolf, der eines der Schafe gerissen hatte. Es war ein gesundes Alttier. Erst als ich schrie und mich bis auf etwa 50 Meter genähert hatte, ließ der Wolf endlich von dem Schaf ab und flüchtete.“

Siegfried Häßler zeigt sich beeindruckt von der Größe des Wolfes. Der Schäfer vermutet, dass es ein Einzelgänger gewesen ist. „Das war schon ein ziemlich großer Wolf. Er sah aber nicht besonders gut aus, und er dürfte ziemlichen Hunger gehabt haben“, sucht Häßler nach Erklärungen dafür, dass ein einzelner Wolf tagsüber eine bewachte Herde angreift.

Die betroffene Herde gehört Andreas Karwath, der seine Herde seit einigen Wochen schon in der Region um Lüttgen- und Hohenziatz weidet und zum wiederholten Male Wolfsrisse beklagen musste. Die Volksstimme berichtete über diese Vorfälle.

Doch obwohl in der Region um Möckern inzwischen leidlich vom Wolf geplagt, sieht der in Magdeburg gemeldete Wanderschäfer keine großen Alternativen für seine aktuellen Weideflächen. „Ich kann ja nicht einfach weiter ziehen“, so Karwath. „Ich habe kaum andere Wiesen, auf die ich hier in der Gegend ausweichen kann.“

Angesichts der Tatsache, dass das Jerichower Land inzwischen ganz flächig vom Wolf bestreift wird, dürften die Probleme überall die gleichen sein. Im Herrenkrug hat er noch einen Vertrag für die Nutzung einer Sommerwiese.

Acht solcher Zwischenfälle gab es in den zurückliegenden Wochen in der Region zwischen Zerbst und Möckern. Und immer wieder wird ein Wolfsangriff von den Experten bestätigt oder zumindest nicht ausgeschlossen.

Doch in diesen Untersuchungen liegt ein Problem: Schäfer Andreas Karwath traut sich kaum, die nicht getöteten, schwer verletzten Tiere von ihrem Leid zu befreien. Denn wenn er selbst den erlösenden Kehlkopfschnitt ansetzt, vernichtet er jene Spuren, die den Wolf als Verursacher belegen. Denn auch Isegrimm geht seinen Opfern zuerst an die Kehle. Dort schauen auch die Wolfsbeauftragten des Landes zuerst nach.

Letztlich schickt die Leitstelle des Jerichower Landes, die auch für Tierrettung zuständig ist, den diensthabenden Tierarzt zur Weide. Andreas Karwath hatte dort über den Notruf Bescheid gegeben.