1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Schaf am Stadtrand gerissen

Wolfsangriff Schaf am Stadtrand gerissen

War es wieder der Wolf? In Genthin-Altenplathow ist ein Schaf gerissen worden. Das war nicht das erste Mal gewesen.

Von Mario Kraus 25.12.2019, 00:01

Genthin/Burg l Die Zahl der Wolfsübergriffe nimmt im Jerichower Land immer mehr zu. Auch in Genthin-Altenplathow sind Anwohner beunruhigt. Auf einer Wiese unweit des Kanal-Altarms wurde jetzt wieder ein gerissenes Schaf entdeckt. Genau dort, wo Isegrim bereits vor zwei Jahren seinen Hunger stillte. Torsten Giese, Sohn des Tierhalters, ist sich sicher, dass der Wolf wieder durch das Gebiet streift. Das Schaf wurde ausgeweidet, ein Lauf abgerissen. Auch in Erinnerung an den Übergriff vor zwei Jahren steht für die Familie fest, dass ein Wolf das Tier getötet hat. „Hier am Stadtrand von Genthin kennt jeder jeden. Es hätte sich herumgesprochen, wenn es hier wildernde Hunde geben würde“, so Giese.

Ein Mitarbeiter des Wolfskompetenzzentrums Iden habe das Schaf untersucht, wollte aber einen Wolfsangriff nicht bestätigen, sagte der Tierhalter. Endgültige Gewissheit würden die Ergebnisse der Gen-Untersuchung bringen, die einige Wochen dauert.

Fakt ist: Der Wolf wurde in Altenplathow in den vergangenen Jahren mehrfach gesichtet, unter anderem beim Durchschwimmen des Kanals. Ein Volksstimme-Leser aus Genthin meldete sich Sonntagabend in der Redaktion. Der Grund: Auf der Landstraße zwischen Altenplathow und Nielebock hätte ein „größerer Wolf“ am Fahrbahnrand gestanden, sagte er am Telefon. „Meine Frau und ich waren total erschrocken“, so der Rentner.

Derweil hat die Diskussion um den Wolf einen neuen Höhepunkt erreicht. Denn mehr als 50 Mal haben Wölfe von Jahresbeginn bis Oktober im Jerichower Land Weidetiere gerissen. Auch deshalb, weil Herdenschutzzäune ihre Wirkung oftmals verfehlten und zwischen Loburg und Jerichow die Wolfsdichte in Sachsen-Anhalt mittlerweile am höchsten ist. Die Vorsitzenden der beiden Jägerschaften im Landkreis, Dr. Pieter Ziems und Mathias Holzberger, fordern deshalb seit Langem unbürokratische Maßnahmen, um eine weitere Ausbreitung des Bestandes zu verhindern. Auch Landrat Steffen Burchhardt (SPD) fordert Ausnahmeregelungen beim Artenschutz, die auch einen Abschuss von Wölfen ermöglichen.

Laut dem Bundesamt für Naturschutz leben in Deutschland mittlerweile mehr als 100 Rudel, wobei deren Zahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Der Bundestag hat vor wenigen Tagen den Abschuss von Wölfen erleichtert. Die Abgeordneten billigten einen Gesetzentwurf, wonach Wölfe künftig auch dann abgeschossen werden können, wenn sie „ernste Schäden“ für Nutztierhalter verursachen. Bisher musste der betroffene Tierhalter in seiner Existenz bedroht sein, um eine Abschussgenehmigung zu erhalten. Zudem soll bei wiederkehrenden Schäden „im engen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang“ der Abschuss von Wölfen eines Rudels auch möglich sein, wenn nicht konkrete Einzeltiere als Verursacher ausgemacht werden können. Der Abschuss der Wölfe soll „bis zum Ausbleiben von Schäden“ fortgesetzt werden dürfen.