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Zivilcourage Handyfoto bringt Dieb hinter Gitter

Ein Handyfoto hat in Burg einen Dieb in Rekordzeit überführt. Die Polizei erwartete den Mann, als er mit seiner Beute nach Hause kam.

Von Tobias Dachenhausen 11.11.2016, 00:01

Burg l Die 14-jährige Laura-Sophie Pfeiffer hat im Dezember vergangenen Jahres Zivilcourage gezeigt. Als einer Rentnerin in Burg die Handtasche geklaut wurde, machte sie ein Foto vom Täter. So konnte ihn die Polizei in Rekordzeit ergreifen. Mittlerweile hat das Burger Amtsgericht den 21-Jährigen zu einer Jugendfreiheitsstrafe verurteilt.

 Angst hatte sie nicht. Ganz im Gegenteil. „Ich würde jederzeit wieder so handeln“, sagt die 14-jährige Laura-Sophie Pfeiffer am Donnerstagmorgen als sich Revierleiterin Nadine Raabe-Goldermann bei ihr mit einem Kinogutschein bedankt. Ein Danke für ihren Mut und ihre gezeigte Zivilcourage. „Das, was du gemacht hast, ist keinesfalls selbstverständlich“, weiß die Revierleiterin aus Erfahrung.

Was war geschehen? Am 30. Dezember des vergangenen Jahres geht Laura mit ihrer Freundin durch die Stadt. „Wir wollten backen und brauchten noch Zutaten“, erinnert sich die 14-jährige Burgerin. Auf einem Grundstück im Gladiolenweg sieht sie zwei Fremde über einen Zaun springen und Pfandflaschen klauen. Aus sicherer Entfernung macht sie ein Foto von den Männern. „Wir wohnen in der Nähe und ich kannte die Personen auf dem Grundstück nicht, darum hielt ich es für eine gute Idee, ein Foto zu machen“, erzählt die Schülerin der achten Klasse. Wenig später hören sie Rufe und Schreie in der Lazarettstraße in der Nähe des Marktes. Einer 79-jährigen Rentnerin wurde soeben die Handtasche gestohlen. Auch hier macht Laura ein Foto vom fliehenden Täter. Als die Polizei eintrifft, erklärt sich die 14-Jährige als Zeugin und zeigt den Beamten die Fotos.

Die Fotos zeigen einen polizeibekannten, 21-jährigen Mann. Er war bereits wegen Betäubungsmittel-, Rohheits- und Eigentumsdelikten vorbestraft. „Er ist ein Intensivtäter, dessen Namen und Adresse wir kannten“, so die Revierleiterin. Nur 30 Minuten nach der Tat fuhr der 21-jährige Räuber zu seiner Wohnung. Und die Polizisten warteten bereits auf ihn. Da er mit dem Diebesgut angetroffen wurde, konnte er gleich vorläufig festgenommen werden. Mittlerweile wurde er vom Amtsgericht Burg verurteilt: Jugendfreiheitsstrafe bis Januar 2019.

„Wenn wir das Foto nicht gehabt hätten, hätte der Täter sein Diebesgut noch verstecken können. Ein so schneller Zugriff wäre einfach nicht möglich gewesen“, macht Nadine Raabe-Goldermann deutlich. Wie Laura mit den Polizisten Hand in Hand gearbeitet habe, sei vorbildlich gewesen. „Auf solche Unterstützung aus der Bevölkerung sind wir angewiesen“, sagt Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch. Oft reiche ein Telefonanruf oder das Signal, man habe als Zeuge etwas gesehen, völlig aus. „Man darf sich eben nur nicht selbst in Gefahr bringen und das hat Laura hier auch nicht getan“, betont er. Mit der Hilfe der Clausewitz-Schülerin habe der Täter seine gerechte Strafe erhalten, sagt Raabe-Goldermann.

Im August hat Laura den Täter im Burger Amtsgericht wieder getroffen. Die 14-Jährige war als Zeugin geladen, musste aber nicht vom Richter befragt werden, weil der Täter geständig war. Dennoch hatte sie ein mulmiges Gefühl. „Das war schon komisch, ihn nochmal zu sehen. Im Gerichtssaal hat er mich immer mal wieder angeschaut“, erzählt die Schülerin. Dort wurde Laura von ihrer Mutter beruhigt. Simone Pfeiffer erinnert sich noch gut an den Tag im Winter 2015. „Als sie nach Hause kam, hat sie mir den ganzen Vorfall geschildert. Noch eine Woche danach war sie ganz aufgeregt. Ich habe eine ganz tolle Tochter“, sagt die Mama stolz.

Schulleiter Frank Höpfner begrüßte die Würdigung der Zivilcourage in der Schule. „Es ist selten, dass wir die Polizei im Haus haben und dann noch über etwas Gutes reden“, sagt er. Laura habe Mut gehabt und richtig gehandelt. „Vielleicht dient diese Aktion dem ein oder anderen als positives Beispiel, einmal mehr die Augen offen zu halten“, hofft Raabe-Goldermann.

Für Laura wird der 30. Dezember 2015 als ein Tag, an dem sie all ihren Mut zusammennahm, wohl ewig in Erinnerung bleiben.