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Dauerstress Stadtarbeiter wässern, was das Zeug hält

Die Seehäuser Stadtarbeiter versuchen, das kommunale Grün vor dem Verdorren zu bewahren. Überall können sie nicht sein.

Von Ralf Franke 30.07.2019, 15:17

Seehausen l Die Trockenheit lässt Landwirte und Gärtner um die Früchte ihrer Arbeit bangen. Der ausbleibende Niederschlag bereitet aber auch den Gemeinden immer größere Sorgen, die um ihre kleinen und großen Oasen fürchten. Die Seehäuser Stadtarbeiter haben auf ihrer Tagesliste derzeit deshalb nicht nur die üblichen Aufgaben in Sachen Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit, sondern auch die Wasserversorgung des kommunalen Grüns.

Alles können sie nicht wässern. Das wäre kaum zu händeln. Die Aufmerksamkeit gilt deshalb weniger den großen Bäumen, die ihre Wurzel dem sinkenden Grundwasser hinterher hoffentlich tief in die Erde getrieben haben, sondern vor allem den Pflanzen, die sich nicht selbst helfen können.

Direkt in der Stadt kümmert sich zum Beispiel Klaus Söhnel um die Wasserversorgung. Zweimal in der Woche besucht er die Brennpunkte. Dafür füllt der Seehäuser den 1000-Liter-Tank auf seinem Multicar dreimal mit Wasser aus dem Brunnen, der auf dem Wirtschaftshof im Schillerhain noch zuverlässig seinen Dienst versieht. Dann startet er den neu gepflanzten Bäumen einen Besuch ab, um sie ebenso mit Wasser zu versorgen wie ein paar Blumen-Rabatten, die das Ansicht der Hansestadt verschönern helfen. Rasen wird nicht gesprengt.

Die Stadtarbeiter, so Bürgermeister Detlef Neumann, haben vor allem einen Blick auf die Neu- und Ersatzpflanzungen dieses und der vergangenen drei bis vier Jahre, die noch nicht aus dem Gröbsten raus sind. Allein im Schillerhain stehen seit diesem Frühjahr über 30 neue Bäume als Ersatz für die Schäden, die die schweren Herbststürme 2017 angerichtet hatten. Wobei Neumann froh ist, dass sich die Stadt nicht um die meisten Blumenkübel sorgen muss, die öffentliche Wege und Plätze zieren. Da gibt es zuverlässige Anwohner, die sich dankenswerter Weise um die Pflanzen sorgen.

Eine Ausnahme gibt es inzwischen allerdings. Auf dem Postplatz muss Klaus Söhnel mit seinem Multicar doch regelmäßig einen Zwischenstopp einlegen. Auf der östlichen Seite des Markt- und Festplatzes, wo auch die Pkw-Stellflächen angelegt wurden, stehen seit vergangener Woche fünf große und markante Hochbeete, die in der Holzwerkstatt Krüden aus witterungsbeständigem Holz zusammengeschraubt und ausgeschlagen wurden.

Die Behälter stehen zwischen den Dachplatanen, die den Platz einrahmen. Offenbar gab es immer wieder Fälle, dass sich Fahrzeuge beziehungsweise deren Fahrer zwischen den Bäumen durchmogelten, was die Kübel verhindern sollen. Bestückt wurden die Behälter mit immergrünen Pflanzen. Allerdings bekommen die das Jahr über wechselnde Gesellschaft von bunt blühenden Artgenossen. Deshalb geht es auch nicht ohne die regelmäßige Wasserversorgung.

Was die Behälter neben ihrer Größe zu einem neuen Hingucker in der Stadt macht, ist ihre Gestaltung, die Neumann keinem selbsternannten Graffiti-„Künstlern“ überlassen wollte. Vier haben die Mädchen und Jungen bemalt, die regelmäßig im IB-Jugendfreizeitzentrum zu Gast sind und sich offenbar über die kreative Herausforderung freuten. Einen Blumenkübel haben Mitarbeiter der Osterburger Lebenshilfe gestaltet. Während die einen ihrer kindlichen Fantasie freien Lauf ließen und Häuser, Schmetterlinge oder Regenbogen zu Holz brachten, sorgten die anderen mit Wiesen und Kopfweiden für ein Motiv der „Altmärkischen Wische“.

Das Stadtoberhaupt hofft, dass die neuen Blumenkübel ihren Dienst lange tun, den Seehäusern gefallen und nicht Opfer von Zerstörungswut werden, während er noch über ein passendes Dankeschön für die Künstler nachdenkt.