Deponie Wo bleibt der Müll?

Gemeinsam mit dem zehnjährigen Julius Staar aus Jerchel besuchte die Volksstimme die Deponie GmbH Altmarkkreis Salzwedel.

Von Gesine Biermann 06.08.2015, 18:28

Gardelegen l „Bring doch mal bitte den Müll raus!“, sagt Mama zu Julius. Der hat nämlich gerade Ferien und viel Zeit – natürlich zum Helfen ... aber auch zum Nachdenken. „Sag mal“, fragt er seine Mama deshalb, „was passiert eigentlich mit unserem Müll?“ „Na den holen die Müllmänner ab“, weiß Mama, „und dann kommt er auf die Deponie!“ Doch was dann? Julius will es genau wissen und macht sich – natürlich nach Voranmeldung – einfach mal auf den Weg dorthin, wo der Müll bleibt.

Und dort wartet am Mittwochnachmittag schließlich auch schon jemand auf den Zehnjährigen. Und zwar Gabriele Jacobs, die in der Deponie GmbH des Altmarkkreises Salzwedel – so lautet nämlich der korrekte Name des Unternehmens – unter anderem für die Bereiche Abfallberatung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und sich deshalb prima auskennt. Bevor sie sich mit Julius aber auf einen Rundgang übers Betriebsgelände aufmacht, müssen sich beide erstmal eine leuchtende Weste überziehen, „damit uns die Fahrer gut sehen können“, erklärt sie. Schließlich herrscht reger Verkehr auf dem Gelände.

Dass neben den großen Müllautos auch viele private Pkw zu sehen sind, wundert Julius allerdings. „Manche Bürger bringen auch selbst Abfälle her“, erklärt ihm deshalb Gabriele Jacobs, „natürlich keinen Hausmüll, aber andere Sachen“. Zum Beispiel alte Farb- oder Lackdosen. Die kann man nämlich nicht nur im Schadstoffmobil, sondern auch direkt bei der Deponie abgeben, und das sogar kostenfrei.

Dass die als Sondermüll gelten, kann Julius verstehen, nachdem er mal an einer der Büchsen geschnuppert hat. „Puh, stinkt schlimm“, findet er. Genau deshalb, so erklärt ihm die Fachfrau, müsse der Inhalt auch besonders behandelt werden. So werden die Reste „sortenrein getrennt“ und erst dann entsorgt. Deshalb müssten die Bürger auch darauf achten, dass sie selbst nicht einfach verschiedene Inhalte zusammenkippen. Ganz schön kompliziert, wie Julius findet.

Doch dass Müll getrennt werden muss, weiß er natürlich schon. Und daran müssen sich die Bürger, die selbst Abfälle bringen, eben auch auf der Deponie halten. Da gibt es zum Beispiel riesige Container für Holzreste oder für Grünschnitt. Den, so erfährt Julius, kann man in Gardelegen oder dem Betriebsteil in Cheine übrigens kostenlos abgeben. Das ist längst nicht überall selbstverständlich. In einer so gartenreichen Region deshalb ein toller Service. Und auch der Container daneben kann von den Bürgern umsonst genutzt werden. Darin liegt jede Menge Schrott. Ein chromblitzender Abfalleimer hat es Julius besonders angetan. „Der sieht doch noch ganz neu aus“, findet er. Kann er den nicht mitnehmen als Aufbewahrungsplatz für seine Bälle zum Beispiel? Da allerdings muss ihn Gabriele Jacobs enttäuschen: „Selbst wenn andere die Dinge nicht mehr brauchen: Alles was hier bei uns landet, gehört auch dem Unternehmen. Wer von hier etwas mitnimmt, begeht also einen Diebstahl.“ Eine Tatsche, derer sich leider auch manche Kunden nicht bewusst seien.

Julius hat damit aber kein Problem. Dafür ist es viel zu spannend an diesem Nachmittag. Denn es gibt noch so viel zu entdecken. Auf einem riesigen Sack gleich neben dem Schrottcontainer steht zum Beispiel das seltsame Wort „Asbest“. Was das ist, erklärt ihm seine Begleiterin natürlich gern. Asbest, so erfährt Julius, ist ein Silikat-Mineralgemisch und wurde früher oft als Baustoff verwendet. Heute allerdings weiß man, dass es gesundheitsschädlich ist. Deshalb zähle auch Asbest zum Sondermüll „und man darf Reste nur in BigBags – das sind große Säcke – oder in Palettensäcken bei uns abgeben“, erklärt ihm Jacobs. Asbest gehört zudem zu den teuren Abfällen. Rund 100 Euro kostet das Entsorgen einer Tonne.

Viel billiger, aber auch kostenpflichtig, können die Bürger schließlich Sperrmüll auf der Deponie abgeben. „Eigentlich gibt es zweimal im Jahr ja eine kostenlose Sperrmüllabfuhr für jeden Haushalt“, erzählt die Abfallberaterin. Manchmal allerdings falle eben auch außerhalb dieser Termine Sperrmüll an: „Wenn sich deine Eltern zum Beispiel ein neues Sofa kaufen, können sie das alte herbringen. Das ist dann allerdings nicht kostenlos“ erklärt sie, ebenso wenig wie die Abgabe von Bauelementen wie alten Türen oder Fenstern, für die es auch einen Container auf dem Deponiegelände gibt.

Doch was ist das? Julius staunt nicht schlecht: Da gibt es doch ein Stückchen weiter tatsächlich einen Container, der voller Kühlschränke steht. Und gleich daneben entdeckt er auch noch einen voller Fernseher. Auch solche Geräte – wie übrigens alle, die einen Stecker haben – können Bürger natürlich auf der Deponie abgeben, erfährt der kleine Forscher. Und auch das ist kostenfrei. „Beim Sperrmüll werden sie nämlich nicht mitgenommen. Viele vergessen das aber und wundern sich dann, dass Elektrogeräte nach der Abfuhr immer noch an der Straße stehen.“

Denn was zum Sperrmüll und was zum Hausmüll gehört, wissen die Kollegen von Gabriele Jacobs natürlich genau. Immerhin haben sie täglich damit zu tun. „Die Arbeit ist auch nicht leicht“, erklärt sie Julius. Dennoch hätten die Männer auf den orangefarbenen Autos irgendwie immer gute Laune.

Und genau davon kann sich Julius kurz darauf selbst überzeugen. Denn seine Begleiterin hält einfach mal für ihn eines der großen Autos an und stellt Julius den beiden Kapitänen darauf vor. Fröhlich begrüßen ihn Wolfgang Schubert und Horst Nowak. Spätestens jetzt weiß Julius auch, dass Müllmänner einen kräftigen Händedruck haben ... und dass sie ziemlich nett sind. Denn Wolfgang Schubert lässt ihn sogar mal kurz ans Steuer. „Toll!“, findet Julius. Welcher Zehnjährige hat das schließlich schon mal erlebt?

Dann aber müssen die beiden fröhlichen Müllmänner weiter, und auch auf Julius wartet die nächste Station. Und was es mit den komischen Bergen an Grünschnitt auf sich hat, die von einem Sprenger bewässert werden, erklärt ihm Gabriele Jacobs natürlich gern: Das Ganze ist nämlich ein Pilotprojekt. Bislang wurde Grünschnitt immer abtransportiert. Künftig soll nun vor Ort eine Kompostierung erfolgen. Das Ganze ist zwar noch ein Experiment, das Gabriele Jacobs‘ Chef und Deponie-Geschäftsführer Steffen Romatschke angeregt hat, sehe aber schon vielversprechend aus, versichert sie. Möglicherweise können Gardeleger also bald echten Humus auf der Deponie erwerben.

Weiter geht es auf dem Gelände. Julius muss mal eben schnell auf eine der zahllosen Mülltonnen klettern, die für die Bürger als Austauschtonnen bereitstehen. Er erfährt, dass der große Restholzstapel in der Lagerhalle für das Spanplattenwerk Nettgau reserviert ist, schaut zwischendurch mal Mitarbeiter Martin Dippner über die Schulter, der gerade einen großen leeren Container an einem Fahrzeug festkuppelt – bevor er zu Kunden gebracht wird – und erfährt schließlich und endlich auch, wo nun eigentlich sein Müllbeutel ankam, den er erst kürzlich für Mama in die heimische Mülltonne warf: Dessen Inhalt wurde nämlich vorsortiert, erklärt ihm Gabriele Jacobs, der ökologische Teil wurde zerschreddert und dann deponiert und alles was übrig blieb, letztlich zur Müllverbrennungsanlage nach Magdeburg geschafft.

Und so hat sich der besondere Ferientag für Julius am Ende auf jeden Fall gelohnt. Denn schließlich ist er jetzt sogar ein kleines Stückchen schlauer als die Mama, der er nun erzählen kann, was wirklich mit dem Müll passiert, den er immer in die Tonne bringt. Das Allercoolste ist aber, dass er jetzt seinen Kumpels in der Schule erzählen kann, dass er schon mal hinten auf einem echten Müllauto stand und sogar auf die Hupe drücken durfte.