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Sargfertigung Der letzte Weg beginnt in Letzlingen

Sargfertigung Letzlingen - ein unscheinbares Schild weist auf eine Firma mit langer Tradition im Heidedorf hin.

Von Anke Kohl 14.08.2015, 19:36

Letzlingen l Natürlich gibt es ab und an mal einen Witzbold, der anruft und nach einem Sarg fragt, erzählt Axel Harfenrichter und lächelt ganz gelassen. „Aber an Privatleute verkaufen wir grundsätzlich nicht“, beantwortet der Geschäftsführer der Letzlinger Sargfertigung die Frage postwendend. Verkauft wird ausschließlich an Bestatter - und das in ganz Sachsen-Anhalt. „Auch in die benachbarten Bundesländer, wie Berlin oder Brandenburg oder auch Niedersachsen gehen schon mal Lieferungen. Aber alles was darüber hinaus geht, kommt ganz selten mal vor“, erklärt der Haldensleber, der die Firma gemeinsam mit seinem Bruder Ralf führt.

2006 haben die Brüder die Sargfertigung vom Vater übernommen. Der wiederum hatte den bestehenden Betrieb kurz nach der Wende gekauft und privat weitergeführt. Bis dahin hatte Vater Harfenrichter nämlich in der Haldensleber Stuhlfabrik gearbeitet, die eng mit dem Sägewerk in Letzlingen verbunden war, erzählt der Junior. Und wenn es mal ganz eng im Terminkalender wird, dann helfen die Eltern auch heute noch mit, damit Bestellungen rechtzeitig ausgeliefert werden können. Zwei Mitarbeiter beschäftigen Ralf und Axel Harfenrichter in der großen Werkhalle mit den vielen großen Laufbändern, auf denen die Särge sozusagen im Zick-Zack-Kurs von einem Produktionsabschnitt zum nächsten geschoben werden.

„Vom schlichten Verbrenner, für Feuerbestattungen, bis zum schweren Eichensarg mit Beschlägen und der kompletten Ausstattung für Aufbahrungen, haben wir alles in unserem Sortiment“, zählt Axel Harfenrichter auf. Dabei fällt auf, dass die Maße der Särge auch in der Breite variieren. „Ja, das ist schon so, das eben auch mal ein breiteres Modell benötigt wird.“ Dennoch kann es immer mal sein, dass auch diese Breite nicht ausreicht. „Dann gibt es eben eine Sonderanfertigung“, bringt er es auf den Punkt. Weiter hinten, in einer Ecke, stehen die kleinen Ausfertigungen, die für Kinder. Ja, auch das gehört dazu. Und Zinksärge – „für Überführungen über weite Strecken, ordern Bestatter diese Modelle“, erklärt Harfenrichter.

So richtig angefertigt, quasi vom Bodenbrett an, wird in Letzlingen allerdings kein Sarg mehr. „Irgendwann wurden die Einzelteile genauso teuer wie die halbfertigen Rohlinge, die wir heute geliefert bekommen. Das war nicht mehr rentabel“, erzählt der Geschäftsführer. Herkunftsländer der roh vorgefertigten Särge: meist Polen oder Tschechien.

Kiefer, Pappel oder Eiche – aus diesen Hölzern sind die Rohformen, die in Letzlingen weiterbearbeitet werden. Das Holz wird grundiert, gekittet gespachtelt und geschliffen. Von Hand geschnitzt werden die Ornamente an den Särgen. Zierleisten und Beschläge werden in sorgfältiger Handarbeit angebracht. Lasur, Lackierung und das Aufbringen des Furniers wird von Hand erledigt. Und das riecht man auch in der großen Halle. Es ist definitiv mehr als nur ein Hauch vom Verdünnung der in der Luft liegt. Die Farbe für die Lasur wird von den Mitarbeitern selbst gemischt. Aus den Grundtönen gelb, rot und schwarz. „Die Mischung macht den Ton“, sagt Axel Harfenrichter. Die Erfahrung dafür haben die Kollegen jedenfalls. Und den richtigen Schwung im Handgelenk auch. Denn die Kirschholzmaserung, die mit großen, dichten Pinseln imitiert wird, sieht sehr elegant aus.