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Betreiberwechsel JFZ hat Interesse an Touristinfo

Verein liegt mit seinen finanziellen Vorstellungen zum Betrieb der Touristinformation deutlich über den Kalkulationen der Stadt.

Von Ilka Marten 02.09.2015, 20:10

Gardelegen l Überraschung im Sozialausschuss: Es gibt doch noch einen Interessenten, der sich vorstellten könnte, die Touristinfo in Gardelegen zu betreiben. Nachdem den Mitgliedern am Dienstag die Beschlussvorlage mit drei Optionen (Betrieb im Salzwedeler Tor, Betrieb im Museum, Schließung) vorlag, bekam der Geschäftsführer des Gardeleger Jugendförderungszentrums (JFZ), Ralf Böse, Rederecht. Das JFZ sei in der Thematik gut informiert, schon 2014 habe sich der Verein Informationen besorgt. Der Verein habe sogar durch einen Beschluss der Mitglieder seine Satzung angepasst, so dass ein Betrieb rechtlich möglich sei.

Dass sich das JFZ nicht auf die vierwöchige Ausschreibung gemeldet habe, begründete er damit „dass wir es verschnarcht haben“. Aus der Tagespresse habe er dann entnommen, dass es keinen Bewerber gegeben habe. Daraufhin habe sich seit vergangener Woche eine Arbeitsgruppe aus vier Mitarbeitern zusammengesetzt, die ein Rahmenkonzept erstellt habe. Das stellte am Dienstag Monique Grothe, derzeit Leiterin Jugendclubs Mood vor. „Gardelegen sei nicht nur als Stadt zu sehen, sondern auch mit seinen umliegenden Dörfern.“ Das JFZ würde eine enge Zusammenarbeit mit den Heimatvereinen in den Dörfern anstreben. Es sei die Frage, wie Schulen und andere Organisationen mit einbezogen werden könnten. Und: „Das Marketing ist bisher extrem kurz gekommen.“ Das müsste anders werden. Etwa mit einer Internetseite, wo aktuelle Informationen veröffentlicht werden sollten. „Es müsste Wochenendtipps von jedem kleinen Ort geben“, so Grothe.

Der Produktverkauf sollte ausgeweitet werden, außerdem könnte es ganz neue Führungen geben. „Von Kindern oder auch für Kinder“, so Grothe. Auch zum Standort der Touristinformation hatten die JFZ-Vertreter einen Vorschlag: ein leerstehendes Ladenlokal in der Innenstadt. Die ersten finanziellen Vorschläge erfuhren die Sozialausschussmitglieder mündlich am Dienstag. Bei einer Variante mit zwei 30-Stunden-Kräften sowie einer weiteren Person (Praktikant, Bundesfreiwilligendienst, etc.) sei ein Zuschuss von 85 670 Euro von Seiten der Stadt nötig, so Böse.

Bei der zweiten Variante, zwei 35-Stunden-Kräfte plus eine weitere Person, seien es 96 837 Euro, mit der die Stadt den Betrieb der Touristinformation bezuschussen müsste. Bei einer Variante mit zwei 30-Stunden-Kräften sowie einer weiteren Person (Praktikant, Bundesfreiwilligendienst, etc.) sei ein Zuschuss von 85 670 Euro von Seiten der Stadt nötig, so Böse.

Zur Frage von Andreas Brendtner (CDU-Fraktion) wie es sich denn mit der Mitarbeiterin verhalte, die planmäßig für 40 Stunden in die Stadtverwaltung zurückkehre, sagte Böse: „Wir von unserer Seite würden sie übernehmen.“ Die Mitarbeiterin würde das nicht wollen, ergänzte Bürgermeisterin Mandy Zepig. Im Klartext heißt das: Sollte das JFZ die Touristinformation betreiben, würde der Verein mindestens einen Zuschuss von 85 760 Euro benötigen. Außerdem kämen auf die Stadt Personalkosten in Höhe von 48 155 Euro zu, für die Mitarbeiterin, die nach dem Ende des Betriebs durch das VHS-Bildungswerk zur Stadt zurückkehren würde. In der Beschlussvorlage heißt es dazu, dass es in der Verwaltung keine freie Stelle gibt.

Dirk Kuke (Fraktion Freie Liste) begrüßte das Interesse des JFZ: „Ich bin angenehm überrascht.“ Die Sozialausschussvorsitzende Sandra Hietel (CDU-Fraktion) sagte: „Ich fühle mich ein bisschen überrumpelt, wie überfallen.“ Für das JFZ sei der Tourismus ein völlig neues Betätigungsfeld, und der Verein „müsste das schon noch konkretisieren“, etwa auch durch die Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Altmark oder durch Informationen von anderen Touristinfos. „Es bräuchte mehr Zeit, um mehr daraus zu machen“, so Hietel. Gudrun Gerecke (Linke-Fraktion) hakte noch nach, ob es dann angedacht sei, Fachkräfte einzustellen. Das sei der Fall, so Böse.

Der Sozialausschuss empfahl, dass als vierte Variante in die Beschlussvorlage die beschränkte Ausschreibung aufgenommen werden soll. Das sei möglich, sagte Zepig, da auf die öffentliche Ausschreibung keine Bewerbung erfolgt sei. Konkret bedeutet das, dass drei Einrichtungen angeschrieben werden, Angebote abzugeben, darunter auch das JFZ. „Und auch dann können Sie immer noch zurückziehen“, so Zepig zu Böse.

Da die beschränkte Ausschreibung Zeit in Anspruch nimmt, der Betrieb der Touristinfo durch das VHS-Bildungswerk jedoch am 30. September endet, „wird es dann eine Übergangslösung geben“, teilte Zepig auf Nachfrage mit. Die Touristinfo werde nicht geschlossen, sondern ein Notbetrieb gewährleistet.