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Wernitz Gedenken an 33 namenlose Opfer

Zum internationalen Tag der Erinnerung fand ein Gedenken auf dem Wernitzer Friedhof bei den Gräbern der KZ-Häftlinge statt.

Von Hannes Biermann 15.09.2015, 01:00

Wernitz l „Es gibt keinen Stolz auf dieses Land, ohne einen Blick in das dunkelste Kapitel der Vergangenheit zu werfen“, sagte Miestes Ortsbürgermeister Kai-Michael Neubüser. Und genau das taten Kommunalpolitiker, Bürger und Mitglieder des Fördervereines Mahn- und Gedenkstätte Gardelegen am Sonnabendvormittag. Sie nämlich erinnerten sich an die vielen Toten des Zweiten Weltkrieges, aber insbesondere an jene Häftlinge, die in den letzten Kriegstagen im April 1945 in und um Gardelegen ermordet wurden. Zum internationalen Tag der Erinnerung wurde in diesem Jahr auf dem Wernitzer Friedhof der 33 Häftlinge gedacht, die dort begraben sind. 25 von ihnen wurden am 12. April 1945 in der Nähe des Ortes von deutschen Fallschirmjägern erschossen. Acht weitere Häftlinge kamen an anderen nahen Orten ums Leben.

Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig, Ortsbürgermeister Kai-Michael Neubüser sowie Hans-Joachim Becker, Paul Schmidt, Torsten Haarseim und weitere Mitglieder des Fördervereines Mahn- und Gedenkstätte, legten am Sonnabend vor dem Gedenkstein Blumen nieder. Viele Jahre waren die Gräber der Ermordeten in Vergessenheit geraten, nun soll mit Hilfe von Sponsoren eine Bronzeplatte geschaffen werden, die auf dem Wernitzer Friedhof wieder an dieses Verbrechen erinnert. Zudem soll das Ensemble um die Gräber der Ermordeten neu gestaltet werden. Die Finanzierung ist bereits geklärt. Bis zum Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung vom Chor der Lebenshilfe Mieste unter der Leitung von Ingrid Achtert. Dieser Gedenktag sei ein Versuch, dem Unfassbaren eine Fassung zu geben, und dieser Gedenktag sei auch einfach „wichtig und in der Konsequenz richtig für die Menschen“, betonte Neubüser in seiner Ansprache. „Das Thema als erledigt in den Geschichtsbüchern abzutun, ist nicht richtig.“ Auch heute noch sei es möglich, dass durch ein unzufriedenes Volk eine einzelne Person die Macht an sich reißen könne. „Es gibt keine Kollektivschuld, aber eine kollektive Verantwortung“, so Neubüser weiter. Es sei für ihn als Kommunalpolitiker deshalb Pflicht und Bedürfnis, an diesem Gedenken teilzunehmen.

Dass die Häftlinge bis jetzt namenlos seien, berühre ihn sehr, betonte wiederum Fördervereinsvize Paul Schmidt. Er las den Anwesenden schließlich ein Zitat des tschechischen Widerstandskämpfers und Journalisten Julius Fucik vor, der fast auf den Tag genau vor 72 Jahren, nämlich am 8. September 1943, von der Gestapo hingerichtet wurde: „Ihr, die ihr diese Zeit überlebt, vergesst nicht! ... Sammelt geduldig die Zeugnisse über jene, die für sich und für euch gefallen sind... dass sie alle euch immer nahe bleiben, wie Bekannte, wie Verwandte, wie ihr selbst“.