1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Eine Bewerbung, gleich genommen

Sekundarschule Eine Bewerbung, gleich genommen

Die Zehntklässler der Gardeleger Karl-Marx-Sekundarschule bereiten sich derzeit auf ihre Prüfungen und auf ihre berufliche Zukunft vor.

19.11.2015, 01:00

Gardelegen l Für die Schüler der zehnten Klassen der Karl-Marx-Sekundarschule in Gardelegen beginnt bald der Ernst des Lebens. Bereits am 18. Dezember erfolgt für sie der Notenschluss, und im April starten die Abschlussprüfungen. In den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch müssen schriftliche Prüfungen abgelegt werden. Hinzu kommen zwei mündliche Prüfungen in den jeweiligen Wahlfächern. Da ist es klar, dass man sich schon längst Gedanken über die Zukunft macht.

So auch Jessica Meier. Für die 16-Jährige stand sehr schnell fest, wohin die Reise gehen soll: „Ich möchte Bankkauffrau werden, und meine Ausbildungsstelle in Gardelegen habe ich schon. Ich musste zwar sieben oder acht Bewerbungen schreiben, aber große Probleme gab es nicht. Ich wurde direkt zum Bewerbungsgespräch eingeladen und genommen“, erzählt die 16-Jährige. Seit ihrem Schulpraktikum in der neunten Klasse ist sie von dem Beruf im Bankwesen begeistert. „Nach der Lehre werde ich dann vielleicht noch studieren, aber darüber habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht,“ räumt Jessica Meier ein.

Genau wie Jessica schrieb auch Felix Hitz „um die acht Bewerbungen.“ In der kommenden Woche hat er sein nächstes Bewerbungsgespräch. Sein Ziel ist ein Ausbildungsplatz zum Mechatroniker. „Am liebsten in Wolfsburg oder Berlin. Studieren will ich nicht, aber ich werde nach der Lehre zur Berufsfeuerwehr gehen. Dafür benötige ich nämlich eine Ausbildung im Metallbauerbereich,“ erklärt der 15-Jährige. Einen völlig anderen Weg wird die 16-jährige Jejlan Sedo einschlagen. Die Gardelegerin hat genau eine Bewerbung geschrieben und wurde prompt angenommen. „Ich werde eine schulische Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin in Braunschweig machen. Diese besteht aus zwei Jahren Schule und einem halben Jahr Praxis. Dazu werde ich mir dann eine Apotheke in Braunschweig suchen“, sagt Jejlan. Das Schulpraktikum absolvierte sie damals im Gardeleger Sanitätscenter und durfte schon ein wenig in das Apothekenleben hineinschnuppern.

Andere Schüler hatten bisher kein so großes Glück im Hinblick auf ihre Bewerbungen. Farok Hoti zum Beispiel schrieb bisher 25 Bewerbungen, jedoch ohne Erfolg. „Warten heißt das Zauberwort. Ich habe mich als Versicherungskaufmann, für Verwaltung und für andere Bürojobs wie Dialogmarketing beworben. Ich wurde auch sogar schon zu drei Eignungstests eingeladen, aber bisher kam keine Zusage. Also muss ich vorerst weiter warten,“ beschreibt der 17-Jährige seine Situation.

Auch die Freunde der vier Interviewpartner haben größtenteils noch nichts konkretes. Schulleiter Horst-Dieter Radtke sieht das Problem bei den Schülern selbst. „Viele schieben die Bewerbungen auf die lange Bank. Ist ja noch Zeit, denken sie sich und wenn es dann soweit ist, stehen sie mit leeren Händen da“, berichtet Radtke aus seiner Erfahrung. Betriebspraktika gebe es bereits für die Siebtklässler der Schule im Rahmen des Bravo-Projektes. Drei Tage könnten die Schüler in die unterschiedlichsten Berufe hineinschnuppern. In der achten und neunten Klasse folgen die Berufspraktika. „Zusätzlich arbeiten wir sehr eng mit der Agentur für Arbeit zusammen. Wir können ihnen nur den Weg weisen, aber der Rest muss von den Schülern selbst kommen“, betont Radtke.

Die Betreuung in Sachen Berufswahl und Ausbildungsplatzsuche durch die Schule könnte besser kaum sein, finden auch die Schüler. „In der neunten Klasse haben wir uns allein vier Monate nur auf die Bewerbungen vorbereitet. Wir haben gelernt, sie zu schreiben und Bewerbungsgespräche richtig zu führen,“ erzählt Farok und Jessica fügt hinzu: „Auch wenn wir jetzt Bewerbungen schreiben, können wir sie vor dem Verschicken bei den Lehrern abgeben und uns ein Feedback geben lassen.“