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Großstadtserie Feuerwehr: Hunderte Stunden im Einsatz

Viele Stunden investieren die 686 aktiven Gardeleger Feuerwehrkameraden in ihr Ehrenamt, so auch die Mitglieder der Letzlinger Ortswehr.

Von Ilka Marten 07.01.2016, 02:00

Letzlingen l Timo Fenner wickelt die Kabel der Flutlichtstrahler ab, die er zusammen mit Marco Schwaneberg aufstellt, um zu überprüfen, ob alles funktionstüchtig ist – für den Einsatz im Ernstfall. Neben den jungen Männern läuft das Tanklöschfahrzeug. Dieselabgasgeruch zieht in die Nase, es mieft, es ist ein kalter Abend. Doch Dienst ist Dienst – wie jeden Dienstagabend bei der Wehr in Letzlingen.

Letzlingen ist mit 1440 Einwohnern einer der größten Ortsteile der Stadt und liegt an der Bundesstraße 71 – eine der wichtigsten Verkehrsstrecken im Altmarkkreis. Für die Wehr eine besondere Herausforderung. Gerade, weil sie zurzeit nur 16 Aktive hat. Doch Wehrleiter Sven Möller (38), der seit vier Jahren Leiter ist, blickt optimistisch in die Zukunft: „Wenn alle mitziehen, kommen wir hin.“ Tagsüber sei es mit der Einsatzbereitschaft schwierig, nur ein aktiver Kamerad arbeitet im Ort.

Doch es gibt auch Lichtblicke, etwa wenn Timo Fenner, der mit 19 der jüngste aktive Feuerwehrmann ist, erzählt, dass sein Ausbildungsbetrieb in Haldensleben „Verständnis dafür hat, wenn ich wegen eines Einsatzes mal später komme“. Auch wenn es – im Verhältnis zu anderen Ortsteilen – nur wenige Aktive sind, „so wird in den kommenden Jahren hoffentlich keiner ausscheiden“, hofft der Wehrleiter.

Während andere Wehren in den nächsten Jahren ein personeller Aderlass erwartet, weil viele – aufgrund des Alters – von der aktiven in die passive Abteilung wechseln müssen, ist das in Letzlingen nicht der Fall. Die Wehr hat nur drei Aktive, die älter als 40 Jahre sind. „Wir hoffen eher, dass von unten etwas nachkommt, als dass welche weggehen“, so Möller, der selbst seit der Jugendzeit Mitglied der Letzlinger Wehr ist.

So ist es auch bei Timo Fenner. Vor neun Jahren trat er in die Jugendwehr ein, nun ist er mit dabei im Wehrgeschehen. Und das nicht nur dienstags, wenn abends die Ausbildungsstunden absolviert werden.

Aufgaben gibt es viele. In Letzlingen müssen 15 Brunnen zweimal im Jahr kontrolliert werden, dazu kommt die Überprüfung und Pflege der Technik. Drei Fahrzeuge stehen im Letzlinger Gerätehaus, ein Mannschaftstransportwagen, ein 17 Jahre altes Tanklöschfahrzeug und ein mehr als 20 Jahre altes Löschfahrzeug. Trotz der viel befahrenen Bundesstraße waren die Einsätze 2014 und 2015 überschaubar. Möller betont: „Da sind wir nicht unglücklich drüber.“

Aktiv mit dabei sind mit Sabrina Möller und Janet Pape auch zwei Frauen, die regelmäßig mit zu Einsätzen fahren. Drei weitere Kameradinnen haben ebenfalls die entsprechende Ausbildung, haben aber zurzeit noch kleine Kinder und stehen daher nicht immer bei Einsätzen zur Verfügung. Eine der größten Herausforderungen für die Letzlinger Wehr – wie auch die anderen freiwilligen Wehren der Hansestadt – ist die Arbeitsorganisation: „Wer kann mithelfen? Wer ist überhaupt da? Das ist durch die Schicht- und Wochenendarbeit immer unterschiedlich“, verdeutlicht Möller die Schwierigkeiten.

Denn zusätzlich zu wöchentlichen Dienstabenden, den Dienstversammlungen einmal im Monat und den Einsätzen kommen die vielen Veranstaltungen, wo die Wehr mithilft oder sogar selbst organisiert. Im Januar ist es das Weihnachtsbaumverbrennen des Männergesangvereins. Die Wehr richtet das Osterfeuer aus. Einsatz ist beim Heimatabend auf dem Knackmußschen Hof gefragt. Am Volkstrauertag nimmt eine Abordnung teil. Zweimal im Jahr laden die Wehrmitglieder zum Fackelumzug ein. Hilfe gibt es beim Kaisersteinlauf. Dazu kommen Veranstaltungen an der Grundschule, in der Kita und im Caritasheim. „Wir als Wehr decken 1600 Stunden pro Jahr ehrenamtlich ab“, verdeutlicht Möller.

Um Entlastung beim Organisieren von Veranstaltungen im Ort zu bekommen, haben die Letzlinger einen Förderverein der Wehr gegründet. „Unsere Hoffnung ist, dass dort auch Letzlinger aktiv werden, die nicht zur Wehr gehören“, so der Wehrleiter. Vorsitzender zurzeit ist Florian Mette, selbst aktives Wehrmitglied.

Nicht einfach sei die Situation für die Feuerwehrleute in der Hansestadt, betont Stadtwehrleiter Sven Rasch – und verdeutlicht die Problematik der Einsatzbereitschaft mit folgendem Zahlenspiel: Nicht einmal drei Prozent aller Einwohner der Hansestadt sind Mitglieder der Ortswehren. Nicht einmal drei Prozent kümmern sich also um Brände, Unfälle und Hilfeleistungen – von 100 Prozent Gardelegen.