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Milchkontrollverein Schwieriges Jahr für Milchbauern

Die Leistungen der Spitzenbetriebe würdigt der Milchkontrollverein Gardelegen-Haldensleben-Klötze jedes Jahr.

Von Ilka Marten 15.01.2016, 02:00

Zichtau l 54 Betriebe hat der Milchkontrollverein (MKV) Gardelegen-Haldensleben-Klötze zurzeit. Und die Spitzenbetriebe „haben sich festgesetzt“, wie Kontrollinspekteurin Katharina Roitsch es gestern bei der Jahreshauptversammlung formulierte. Im Schnitt 10 465 Kilogramm Milch gaben die Tiere der GbR Helga Klüden im vergangenen Jahr, die damit den Spitzenplatz belegte. Ein Ergebnis von 10 177 Milchkilogramm schafften die Kühe der GbR Francke aus Bösdorf. Nur knapp an der 10 000er Marke schrammte die GbR Wachtel aus Estedt vorbei.

Auch wenn bei diesen Betrieben die Leistung stimmte, „war es für die Landwirtschaft, besonders für die Tierproduktion, ein beschissenes Jahr“, nahm Dr. Lothar Döring, Geschäftsführer des Landeskontrollverbandes, kein Blatt vor den Mund. Der Milchpreis sank von durchschnittlich 39 Cent je Liter 2014 auf 27 Cent 2015.

Obgleich es im Landeskontrollverband Betriebsaufgaben gab, hat sich die Zahl der Kühe entgegen des Bundestrends sogar leicht erhöht. Das gilt auch für den MKV Gardelegen-Haldensleben-Klötze, wo 13 291 Kühe registriert sind. Ein Trend ist ganz offensichtlich: Unter den 17 besten Unternehmen sind bereits sechs, die auf Melkroboter umgestellt haben. Und die zwei Betriebe, die mit Fünf-Sterne-Hoftorschildern ausgezeichnet wurden, wo nicht nur die reine Leistung, sondern etwa das Alter der Kühe und die Zellzahlen eine Rolle spielen, lassen mit Robotern melken: Annerose und Hans-Hermann Francke (Bösdorf) sowie Christiane und Andreas Wachtel (Estedt).

Hoftorschilder mit drei Sternen erhielten: AP GEMIZU (Kremkau), LWU Tangeln, AG Kakerbeck, Karsten Jürges (Klein Apenburg), APG Bösdorf, Jübarer AG, GbR Volber/Reboné (Schenkenhorst). Vier Sterne gab es für Rainer Köthke (Audorf), Nicole Peyer (Wendischbrome), LB Kunrau, GbR Duhm (Döllnitz), MEG Klötze, GbR Becker (Wiepke), AG Schwiesau, GbR Lahmann (Schwiesau). Döring kündigte gestern an, dass für die künftige Vergabe der Hoftorschilder noch mehr die gesundheitlichen Parameter der Tiere mit einbezogen werden.

Ausbaufähig seien die Ergebnisse bei den Zellzahlen, es gebe wirkliche Spitzenbetriebe, allerdings liegen die Werte im Durchschnitt noch zu hoch. In ihrem Rückblick hob Roitsch besonders die großen Betriebe AG Jübar und MEG Klötze hervor, „die zeigen, dass es möglich ist, auch in solchen niedrige Zellzahlen zu erreichen“. Bei der Milchkilogrammzahl legten die Kühe des MKV im vergangenen Jahr um 120 Kilo auf 8487 Kilo zu. Der Landesdurchschnitt liegt allerdings bei 9390 Kilo.

Gesundheit und Langlebigkeit der Kühe waren gestern das Thema, auf das Roitsch und Döring mit Nachdruck hinwiesen. Denn nur wenn die Tiere vier bis fünf Laktationen schaffen, bringe es den Betrieb wirtschaftlich weiter, so Roitsch. Frank Wienecke von der Rinderallianz beleuchtete dazu, was die Zucht leisten kann, um die Leistungen der Kühe zu verbessern. Doch er betonte auch: „Die Kuh melkt durch das Maul.“ Und als positive Beispiele brachte er die GbR König aus Mieste und die AG Kremkau, „die es im vergangenen Jahr über die veränderte Fütterung geschafft haben, 1000 Milchkilo zuzulegen.“

Die im Schnitt 2,6 Laktationen, die Kühe in der Region erreichen, „sind viel zu wenig, denn erst nach vier Laktationen haben die Kühe ihren genetisch höchsten Leistungspunkt“.

Wienecke: „Nur Leistung ist zu wenig, das haben wir 25 Jahre gemacht.“ Daher werden inzwischen auch die Bullen nach neuesten Standards ausgewählt und ihre Nachzucht überprüft, wo es vor allem darum geht, wie anfällig sie für Krankheiten sind. Rund 20 Prozent mache die Zucht bei der Leistung der Tiere aus, „der Großteil liegt jedoch bei den Betrieben“. Ein Beispiel zur Verbesserung nannte Wienecke dann gleich aus der Praxis: Viel zu oft würden große Kühe in den Liegebuchten wegen Platzmangels nicht liegen. Das wirkt sich nicht prompt auf die Milchleistung aus, „aber es führt zu einer Überlastung, da eine Kuh am Tag nun mal sehr viel liegt“. Da sei ein Umdenken nötig.

Er riet den Landwirten dazu, ihre weiblichen Kälber genetisch bewerten zu lassen. „So haben Sie Sicherheit für die Zukunft Ihres Betriebes.“ Auch bei diesen genotypischen Einschätzungen werden Krankheitsanfälligkeiten der Tiere mit berücksichtigt.