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Enkeltrick „Oma, rate mal wer hier ist...?“

In Gardelegen gab es jetzt zwei Fälle des sogenannten Enkeltricks. Die Polizei warnt vor den Betrügern.

Von Gesine Biermann 11.02.2016, 20:00

Gardelegen l „Na Oma, rate mal wer hier ist?“, klingt es aus dem Telefonhörer. Nur, so ganz gut hört Oma leider nicht mehr. „Stefan, bist du das?“, fragt sie deshalb nach. Und der, der da am anderen Ende der Telefonleitung ist, heißt zwar garantiert nicht Stefan, bestätigt aber begeistert: „Genau, hier ist Stefan. Oma hör mal, ich brauch dich ganz dringend....“ Und dann erzählt der vermeintliche Enkel eine dramatische Geschichte, aus der nur die Oma ihm heraushelfen kann – und zwar mit Geld. Und selbst wenn Oma nicht alles ganz genau verstanden hat, was ihr der liebe „Stefan“ da erzählte, und auch wenn er ja eigentlich schon ziemlich komisch klang (aber das ist ja kein Wunder, so aufgeregt wie der Junge war), ist die alte Dame besorgt. Und natürlich will sie ihm helfen...

So oder ähnlich funktioniert er, der sogenannte Enkeltrick, mit dem kürzlich auch in zwei Gardeleger Ortsteilen Senioren hereingelegt werden sollten. Aus aktuellem Anlass warnt deshalb Polizeioberkommissar Henry Rosner, Regionalbereichsbeamter der Hansestadt Gardelegen, vor dieser fiesen Betrugsmasche. Zum Glück seien beide Damen, die erst vor wenigen Tagen von den Betrügern angerufen wurden, aber sehr couragiert gewesen, lobt Rosner. Bei beiden hatten sich vermeintliche Nichten gemeldet. „Eine Seniorin war bereits in dem Moment irritiert, da sie schon seit Jahren gar keinen Kontakt mehr zu ihrer Nichte hatte“, berichtet Rosner. Und auch mit ihren 82 Jahren „hat sie dann sehr resolut reagiert und sofort nach dem Anruf Anzeige erstattet“.

Auch eine 77-jährige Seniorin wurde offenbar von ihrer Nichte kontaktiert. Und die junge Frau, die anrief, klang wohl offenbar sehr glaubwürdig. Zum Glück merkte das potenzielle Opfer aber auch in diesem Fall, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, wimmelte die Frau ab, legte auf und informierte ebenfalls die Polizei. Beide hätten damit auch genau richtig reagiert, betont Rosner. Denn nur, wenn solch ein Betrugsversuch auch angezeigt werde, könne die Polizei auch ermitteln. Sehr gut wäre es deshalb auch, wenn die Telefonnummer der Anrufer, wenn sie im Display zu sehen sei, notiert werde.

Zuweilen seien die alten Menschen aber sehr aufgeregt. Wer wäre das nicht, wenn offensichtlich einer ihrer Lieben in Gefahr zu sein scheint. Denn die Täter täuschten oft eine Notlage, zum Beispiel einen Unfall vor, „und versuchen, ihre Opfer unter Druck zu setzen, indem sie die Lage als äußerst dringlich darstellen und auch mehrfach anrufen“, beschreibt der Experte. „Für den Fall, dass die Opfer das Geld nicht parat haben sollten, werden diese gebeten, sich unverzüglich zur Bank zu begeben und dort den Betrag abzuheben.“ Gelegentlich bestellten die Täter den Opfern sogar ein Taxi, wenn für diese der Weg zur Bank zu beschwerlich sein sollte, macht Rosner deutlich, wie perfide die Täter vorgehen.

Und immer wieder haben sie damit Erfolg: „In der Vergangenheit haben Enkeltrick-Betrüger auf diese Weise Beträge im fünfstelligen Eurobereich ergaunert. Unter anderem im Juli 2015 im niedersächsischen Danndorf, wo Unbekannte bei einer 87-Jährigen einen Geldbetrag von 15 000 Euro erbeuteten“ (Volksstimme berichtete). Wichtig sei deshalb, dass die Angerufenen die Ruhe bewahren und misstrauisch bleiben. Die wichtigsten Hinweise hat Henry Rosner noch einmal zusammengestellt. Zudem gibt es das Angebot der beiden Kontaktbereichbeamten Henry Rosner und Lutz Richter, in Vereinen, Wohngemeinschaften oder in ähnlichem Rahmen Seniorenschulungen zu diesen und anderen Themen abzuhalten. Erreichbar sind die Beamten unter der Telefonnummer 03907/72 41 16.