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Blumenstrauß Von Hiddensee in den Drömling

Mit dem Blumenstrauß des Monats wird der Sachauer Hans-Günter Benecke geehrt.

Von Anke Kohl 12.03.2016, 11:00

Sachau l Neugierig blickt ein kleiner Junge hoch zum Dach der Scheune. Die alljährliche Beringung der Jungstörche steht an. Dafür sind wieder die Fachleute vom Storchenhof in Loburg bei Möckern gekommen. Heute ist der kleine Junge von einst 60 Jahre alt und ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt und des Altmarkkreises Salzwedel. Und anstatt den Ornithologen nur bei der Arbeit zuzuschauen, liefert der Sachauer heute die Daten seiner Störche selbst und wertet tausende Daten aus.

Für die Zeit nach der Schule wechselte Benecke dann aber in eine ganz andere Richtung. 1973 ging er in die Lehre und wurde Chemiefacharbeiter. Danach ging es zur Armee. Für den Sachauer war das anscheinend genug Pause vom Engagement für Umwelt und Natur.

Er bewarb sich bei der Vogelwarte Hiddensee, der nationalen Beringungszentrale der DDR, um Arbeit, die er dann schließlich bekam. „Das passierte nicht gleich. Ich bin da schon dran geblieben. Und als eine Stelle frei wurde, konnte ich auf Hiddensee anfangen“, erinnert sich der heute 60-Jährige.

Dort liefen alle Daten von beringten und gefundenen Vögeln zusammen. Dort wurden sie auch ausgewertet und zusammengefasst. Rund zehn Jahre arbeitete Hans-Günter Benecke dort. 1990 kehrte er in die Heimat und auf den Hof der Familie in Sachau zurück. Mit dabei war seine Frau Karla, die mit ihm von der Küste in die Altmark zog.

Beruflich brachte der Umzug wiederum eine Veränderung. Benecke machte sich als Ingenieur selbstständig. Doch das Engagement für den Vogel-und Artenschutz blieb. „Ich beringe auch heute noch Vögel“, erzählt Benecke. Nur dass es jetzt ausschließlich ehrenamtlich ist. Ob Störche, Turmfalken, Eulen oder Greifvögel – wer nur ruhig genug sein Bein hinhält, bekommt einen Ring von fachkundiger Hand verpasst. Dazu zählt übrigens auch der Brachvogel, der auf der Roten Liste bedrohter Arten steht und von dem es im Altmarkkreis 25 Brutpaare gibt. In ganz Sachsen-Anhalt sind es insgesamt 50 Brutpaare.

Die meisten Daten schicken aktuell aber die Weißstörche, die vor nicht allzu langer Zeit mit Datenloggern ausgestattet wurden. Wo die Vögel fliegen, rasten oder Nahrung aufnehmen, lässt sich anhand dessen recht genau ermitteln. Und für den Artenschutz und nötige Erkenntnis dafür setzt sich Benecke dann auch schon mal ins Auto und schaut sich den Acker oder das Areal ganz genau an, wo sich den Störchen anscheinend ein regelrechtes Büfett auftut. „Maulwurfshügel sind ja noch leicht zu sehen, aber der Blick geht dann auf die Suche nach Mauselöchern, Käfern, Maulwurfsgrillen, Regenwürmern oder Heuschrecken. So ein Storch nimmt alles auf, was sich bewegt“, erklärt er. Maulwürfe? „Ja, ein erwachsener Storch kriegt die geschluckt.“

Als Naturschutzbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt und des Altmarkkreises Salzwedel ist Hans-Günter Benecke in gleich zwei ehrenamtliche Funktionen unterwegs. „Und das ist nicht wenig Arbeit“, betont Wolfgang Sender, Mitarbeiter der Naturparkverwaltung Drömling. „Da haben Sie mit der Ehrung für‘s Ehrenamt den Richtigen erwischt. Der hat‘s wirklich verdient“, betont Sender. Denn Hans-Günter Benecke nimmt seinen Einsatz für den Artenschutz im Drömling sehr ernst. „Da werden auch schon mal dienstliche oder private Termine verschoben. Und das ist ja nun wirklich nicht selbstverständlich. Er fährt viel in der Region herum. Zum Beispiel für die Rastvogelzählung oder die Brutbestandserfassung bei den Störchen“, zählt Wolfgang Sender auf.

Der langjährige Mitarbeiter der Naturparkverwaltung und Fachmann in Sachen Arten- und Vogelschutz schätzt das fachliche Wissen und die Erfahrungen von Hans-Günter Benecke. „Er hat auch andere Blickwinkel auf den Naturschutz, dadurch dass er vielseitig engagiert ist“, sagt Sender und meint damit das Engagement Beneckes in den Vorständen des Fremdenverkehrsvereines Mieste und in der Forstbetriebsgemeinschaft Mieste. „Er kennt die Standpunkte beider Seiten. Sowohl für den Tourismus als auch den der landwirtschaftlichen Nutzer“, fügt Wolfgang Sender erklärend hinzu, „das verhilft auch mir manches Mal zu einem anderen Blick auf unsere Arbeit hier.“