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Laichplätze Kröten sind noch nicht im Eimer

Sonst wandern die Kröten in der Region Gardelegen schon längst zu ihren Laichplätzen - in diesem Jahr lassen sie sich offenbar Zeit.

Von Gesine Biermann 02.04.2016, 03:00

Gardelegen/Zichtau l Es ist Frühling. Meterlange Krötenzäune winden sich aktuell wieder unter anderem um den Teich des Zichtauer Waldbades oder an manchem Straßenrand der Einheitsgemeinde entlang. Wie jedes Jahr sollen die Konstruktionen die Kröten der Region davon abhalten, sich unter Autoreifen plattfahren zu lassen. Die Idee der Naturschützer ist so simpel wie wirksam: Auf der Suche nach einem Loch im Zaun geraten die Kröten irgendwann zu einem der dort eingegrabenen Eimer, fallen hinein und bleiben darin gefangen, weil sie am glatten Rand nicht mehr hochklettern können. Allmorgendlich werden sie dann von tierlieben Zweibeinern über die Straße getragen und können so ihren Weg gefahrlos fortsetzen.

Dass sich der Aufwand lohnt, zeigen die Zahlen: „Jedes Jahr haben wir allein in Zichtau immer mehr als 3000 Kröten gezählt“, beziffert Dagmar Bauer, städtische Mitarbeiterin im Fachbereich zentrale Dienste und hier für den Grünbereich verantwortlich. In diesem Jahr allerdings machen sich ihre Mitarbeiter ernsthafte Sorgen. Nur insgesamt fünf Amphibien trugen sie in den ersten Tagen nach dem Aufstellen der Krötenzäune über die Straße. Ein paar mehr sind es zwar mittlerweile. „Aber es ist sind extrem weniger Kröten als sonst“, versichert Bauer. Wer oder was am Krötenmangel schuld ist, kann sie nicht sagen, ein Verdacht allerdings lässt die Naturschützer nicht los.

„Möglicherweise fressen ja die Waschbären die Kröten“, könnte sie sich vorstellen, so Bauer. Denn von den Räubern gibt es in Zichtau eine stattliche Anzahl. Auch rund ums Waldbad. „Wir finden oft Waschbärfußspuren im Sand“, bestätigt vor wenigen Tagen auch Martin Dörsing vom Förderverein des Freibades. Sind also die immer hungrigen Allesfresser tatsächlich für den Krötenrückgang verantwortlich? Ranger und Amphibienexperte Ulf Damm von der Naturparkverwaltung Drömling kann sich das eigentlich nicht vorstellen. Zwar fressen Waschbären tatsächlich auch Kröten, bestätigt er auf Nachfrage. Allerdings nicht komplett. Kröten haben nämlich – im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Fröschen – an ihrem Kopf Drüsen, die Hautgifte absondern können. Diese Sekrete schützen sie unter anderem vor Fressfeinden. Die Waschbären wissen sich aber zu helfen, „fressen sie von unter her auf und lassen die Haut übrig“, beschreibt Damm. Und solche Häute müssten dann eigentlich irgendwo zu finden sein.

Dass die Kröten derzeit so wenig wanderlustig sind, liege eher am kalten Wetter, macht Damm klar: Denn nur in feuchtwarmen Nächten machen sie sich auf den Weg zu ihren Laichplätzen. „Die trockene Kälte der letzten Tage war einfach keine ideale Voraussetzung“erläutert der Naturschutzexperte Damm. Am kommenden Wochenende, also heute, könnte es aufgrund warmer Temperaturen aber nun richtig losgehen mit der Krötenwanderung, glaubt Damm. Insbesondere Autofahrer können in den nächsten Tagen also zu echten Lebensrettern werden, wenn sie – angesichts der grünen Zäune an der Straße – den Fuß vom Gas nehmen und ein bisschen genauer auf die Straße achten.