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Schulprojekt Berühmte Statue wird zum Geschenk

Einen ausgesprochen weiten Blick über den Tellerrand machen die Schüler der Rosa-Luxemburg-Schule in Gardelegen.

Von Anke Kohl 03.05.2016, 03:00

Gardelegen l Nein, es gibt längst nicht in allen Ländern der Erde die Schulpflicht. Dafür aber sehr wohl Länder, in denen Kinder ausgebeutet werden und wo sie arbeiten müssen, um die nächste Mahlzeit für ihre Familie zu sichern. Und dass Mädchen und Jungen mit einem Bus abgeholt und praktisch kostenfrei bis vor die Schule gefahren werden, ist auch nicht selbstverständlich. Jedenfalls nicht, wenn man Malek in Indien oder Sofia in Afrika fragt. Wie es Norman in Alaska vielleicht übers Packeis zum Unterricht schafft, oder ob Gisa in Kenia eine Schuluniform trägt – für die Schüler der Rosa-Luxemburg-Förderschule in Gardelegen gibt es so kurz vor den Ferien ein paar interessante Fakten zu erfahren. Fakten, die sie sich gemeinsam mit ihren Lehrern bei ihrem dreitägigen Projekt selbst erarbeiten.

Dazu gehörte auch, dass die Gardeleger Schüler erst einmal recherchierten, welche Vornamen ihre Altersgenossen etwa in Japan oder Peru, in der Türkei und Griechenland oder in Indien und Brasilien am häufigsten tragen. „Das geht natürlich super per Internet“, erzählt Schulleiter Frank Kreißl gestern. Da waren die Kinder schon eifrig dabei, Informationen zu sammeln. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu ihrem eigenen Schulalltag sie herausgefunden haben, das werden sie morgen zum Projektabschluss präsentieren, verriet Frank Kreißl noch. Dann wird es für die Schule eine „echt coole“ Überraschung von der Abschlussklasse geben. „Wir haben uns überlegt, was wir Bleibendes hinterlassen können. Und dadurch, dass wir das Land Brasilien als Schwerpunkt des Projektes haben, kamen wir auf die berühmte Christus-Figur“, erzählte Klassenleiterin Beate Pieper gestern Vormittag im Jugendklub Mood am Tannenweg.

Mit groben Raspeln und feinen Feilen bearbeiteten die Neuntklässler gestern mehrere Ytong-Steine. Was sie dabei mit viel Schwung und sogar Spaß produzieren, ist nicht nur jede Menge feiner, weißer Staub. Sondern es wird eine große Kopie der Christus-Statue, die hoch über Rio de Janeiro, auf dem Berg Corcovado, steht. Anscheinend wahllos durchziehen tiefe Rillen und fein geschwungene Linien die Oberflächen von drei rechteckigen Steinen. „Das wird der Mittelteil“, klärt John Pahlke auf. „Waldemar macht das Unterteil und Lucas das Oberteil der Figur“, fügte er hinzu und verwies auf die beiden nächstgelegenen Arbeitsplätze, an denen Waldemar Näb und Lucas Warthmann ihre Steine in Form bringen.

„Die Mädchen haben die filigranere Feinarbeit übernommen“, sagte Jugendklubleiterin Monique Grothe augenzwinkernd. Sarah Kopsch und Lisa Schulze haben die Aufgabe, die Arme der Figur zu formen. Die Umrisse der Hände und Finger versucht Jennifer Müller vorsichtig in dem weichen Baustoffstein erkennbar zu machen. Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellt. Denn so leicht er sich bearbeiten lässt, so leicht platzt von dem porösen Stein auch mal ein Stückchen ab. „Das lässt sich wieder ankleben“, konnte Monique Grothe da gleich beruhigen. Und Aimeé Matschek setzte gestern Vormittag ihre ganze Kreativität ein, als sie die Linien für die Form des Kopfes festlegt und dann auch schon beginnt, die Gesichtszüge mit einer Feile herauszuarbeiten.

Auf das Endergebnis dürfen ihre Mitschüler und die Lehrer der Rosa-Luxemburg-Schule für morgen garantiert gespannt sein. Im Rahmen des Projekts wird auch gebacken und gekocht – international natürlich. Von Bananenpfannkuchen bis zu gefüllten Teigtaschen soll das kulinarische Angebot dabei reichen, kündigte Beate Pieper an. Denn die Essgewohnheiten rund um den Erdball seien auch ein Thema. Ebenso wie der Karneval in Rio, die Kinderarbeit in den Minen Nigerias oder die Geschichte eines afrikanischen Jungen, der auf der Flucht ist. Schulleiter Frank Kreißl kündigte zudem an, dass die Schüler den Kuchen im Stadtgebiet verkaufen möchten. Der Erlös der Aktion wird dann für hilfsbedürftige Kinder gespendet.

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