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Abschied Zwei nehmen ihren (Doktor-)Hut

Im Gardeleger Altmark-Klinikum wurden zwei Chefärzte in den Ruhestand verabschiedet: Dr. Rainer Genseke und Dr. Christoph Luck.

Von Gesine Biermann 29.09.2016, 03:00

Gardelegen l Zu der Abschiedsfeier saßen sie in der ersten Reihe, aber offenbar wären die beide lieber auf ihren Stationen geblieben, statt im Rampenlicht zu stehen – Chefarzt Dr. Rainer Genseke in seiner Kinderklinik, Chefarzt Dr. Christoph Luck an seinem OP-Tisch. Doch wenn „so wichtige Menschen in den Ruhestand gehen“, wie Michael Ziche als Aufsichtsratsvorsitzender des Altmark-Klinikums betonte, geht das nun mal nicht einfach so. Auf immerhin 20 Jahre Mitarbeit im Klinikum blickte schließlich Christoph Luck zurück, Rainer Genseke hat sogar fast drei Jahrzehnte im Gardeleger Haus gearbeitet. Und so nutzten mit Michael Schoof und Stefan Roth die beiden ärztlichen Direktoren der Häuser in Gardelegen und Salzwedel die Gelegenheit, mal ein bisschen über die langjährigen Mitarbeiter zu plaudern. Und so mancher Kollege erfuhr so, kurz vor dem Abschied, noch Überraschendes.

Wer wusste schließlich schon, dass Rainer Genseke als gestandener Kinderarzt einst im Spätsommer 1987 wegen der dringend zu besetzenden Stelle im Gardeleger Krankenhaus schweren Herzens auf seinen lange geplanten beruflichen Einsatz in Äthiopien verzichtet hatte, dass er etliche Jahre später mal eben „am Telefon erfuhr“, dass er nun auch mal „den ärztlichen Direktor machen soll“, oder auch, dass der heutige Chefarzt eigentlich eher zufällig zu seiner Berufung kam. Ein Lehrer fragte den Elektriker nach der Abiturprüfung nämlich: Wie wär‘s denn mit Medizin?

Launig erinnerte Schoof zudem an Gensekes „ersten Bereitschaftsdienst“. Den hatte der nämlich gleich im Anschluss an seinem ersten Arbeitstag antreten müssen, und er verriet seine vielen Pläne für den Ruhestand: endlich seine alten Motorräder wieder zum Laufen zu bringen, Zeit für die Enkel zu haben und „104 Obstbäume“ in seinem Garten zu beschneiden. Schoof erinnerte aber auch an die Verdienste Gensekes im Gardeleger Krankenhaus: Genseke habe zum Beispiel die Radiologie erst nach Gardelegen geholt und die internistische ITS im Haus etabliert. „Und Sie hinterlassen eine gut aufgestellte Kinderklinik.“

Verlassen wird Rainer Genseke diese allerdings erst Ende März des kommenden Jahres. Bis dahin wird er die Kindersprechstunde weiterführen. Als Chefärztin wird seine bisherige rechte Hand, so Schoof, Oberärztin Ulrike Schulz, die Klinik zunächst kommissarisch übernehmen. Und auch für den Chefchirurgen Christoph Luck wird es einen Nachfolger geben. Dr. André Paszkier, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie, wird künftig das chirurgische Zentrum leiten.

Und auch er wird in große Fußstapfen treten, wie Laudator Stefan Roth erinnerte. Denn Luck sei es zum Beispiel zu verdanken, dass die Mikrochirurgie in Salzwedel, dort war er bis 2013 tätig, so weit vorangeschritten sei, und Luck habe als zudem den „beeindruckendsten OP-Katalog“, den er kenne. Auch Stefan Roth sorgte, wie sein Vorredner Michael Schoof, für so manche lustige Überraschung: Christoph Luck habe nämlich schon als Viertklässler Abitur gemacht, so Roth augenzwinkernd: „Eine reife Leistung“, vor allem „weil sich der Druckfehler in seiner Personalakte bis heute gehalten hat“.

Auch dem Chefchirurgen wünschte Roth im Namen des Teams schließlich einen „vor allem gesunden Ruhestand.“ Immerhin falle nun sein größtes Hobby weg. Lucks Frau habe ihm nämlich verraten, dass das immer seine Arbeit gewesen sei. Nun solle er sich Zeit nehmen, vor allem für die geliebten Reisen mit dem Wohnmobil und auch für den „guten Rotwein“, mit dem man bei ihm immer richtig liege, so Roth. Und so gab‘s den dann auch als kleines Abschiedspräsent für Luck. Und auch für Rainer Genseke hatten sich die Kollegen was Hübsches ausgedacht: „Sie haben immer gesagt, Sie kamen mit einer alten Aktentasche und gehen mit einer“, erinnerte Matthias Lauterbach schmunzelnd und drückte dem Kinderklinikchef eine solche dann auch in die Hand.

Dankesworte gab es dann auch von den beiden Verabschiedeten ans Team, an die Patienten und an die Familie, die oft habe zurückstecken müssen. Und beide hatten auch noch einen Ratschlag für die nachfolgenden Ärztegenerationen: So legte Christoph Luck den Kollegen: „stets Augenmaß, Weitblick und Demut“ ans Herz. Rainer Gensecke schließlich empfahl: „Wenn Sie mal Ärger haben, blicken Sie einem Kind in die Augen, dann sehen Sie die Seele der Welt.“ Und einen kleinen Wunsch hatte er noch ganz am Schluss: „Bitte drücken Sie mit mir immer dem 1. FC Magdeburg die Daumen.“