1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Chance für Kinderklinik in Gardelegen?

Altmark-Klinikum Chance für Kinderklinik in Gardelegen?

Um die Kinderklinik am Altmark-Klinikum in Gardelegen erhalten zu können, soll die Suche nach einem leitenden Arzt intensiviert werden.

Von Gesine Biermann 03.09.2020, 12:38

Gardelegen l Es waren gute Nachrichten für alle Eltern in der Region Gardelegen, die Hans-Joachim Fietz-Mahlow, Geschäftsführer der Salus Altmark Holding, am Dienstagabend im Gardelegener Sozialausschuss verkündete. Grundsätzlich sollen demnach auch künftig Betten für den Bereich Pädiatrie bereitstehen.

Wie genau dieses Angebot aussehen wird, darüber hielt sich der Geschäftsführer zwar noch bedeckt: Man müsse schließlich erst noch den Aufsichtsrat für das Konzept gewinnen, erinnerte er die Ausschussmitglieder. Auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Oliver Stegert wurde er dann aber doch ein bisschen deutlicher: Es gebe durchaus schon „klare Vorstellungen über die Infrastruktur“, versicherte der Holding-Chef. „Wenn ich sage stationäre Versorgung, dann bedeutet das nicht, dass wir irgendwo ein paar Betten hinstellen, mal hier eins und mal da ...“ Es gehe auf jeden Fall um „die räumliche Einheit von ambulantem und stationärem Angebot.“ Man sei also gar nicht so weit auseinander bei den Vorstellungen über die künftige Stellung der Pädiatrie in Gardelegen ...

Ganz klar eine Anspielung auf den heftigen öffentlichen Gegenwind, den das Unternehmen aushalten musste, nachdem Anfang Juni bekannt geworden war, dass eine Schließung der Klinik im Raum stehen könnte.

In einer vom Förderverein initiierten Unterschriftensammlung hatten sich danach in kürzester Zeit gut 14.000 Menschen für den Erhalt der Station ausgesprochen. Zahlreiche Stadträte der Nachbargemeinden schlossen sich einer Resolution ihrer Gardelegener Kollegen an und forderten ausdrücklich ein weiteres stationäres Angebot.

Dann der Schock: Auf Volksstimme-Nachfrage verkündete die SAH-Chefetage Mitte Juli faktisch das Aus für die Kinderklinik: Gardelegen versorgt ambulant – Salzwedel übernimmt die stationäre Behandlung, hieß es auch in einer fast gleichlautenden Mitarbeiter-Info. Die Gründe: sinkende Fallzahlen und finanziell schwierige Bedingungen im Gesundheitswesen, insbesondere in der Krankenhausfinanzierung.

Am Dienstagabend betonte Fietz-Mahlow nun: „Es geht nicht um ökonomische Fragen. Wir müssen keine Gewinne machen. Es reicht, wenn wir keine Defizite vor uns herschieben.“ Es gehe jetzt „um den Standorterhalt, auch wenn wir sehen, dass es schwierig wird.“ Er werde alles tun, um die Notfallversorgung sicherzustellen. „Wenn wir Fachärzte gewinnen, werden wir zur Verfügung stehen.“

Und auch in dieser Hinsicht gibt es offensichtlich schon Pläne: Gemeinsam mit der Stadt wolle man das Projekt angehen, versprach Fietz-Mahlow. „Ab morgen wollen wir hier in der Region für unsere Idee werben.“

Geplant ist nach Information der Volksstimme, eine professionielle Anzeigenkampagne mithilfe einer erfahrenen Werbeagentur in Zusammenarbeit mit dem Förderverein und der Stadt.

Und in die neue „außerordentlich enge Zusammenarbeit“ mit der Salus Altmark Holding setzt offenbar auch Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher große Hoffnungen: „Wir sind deutlich näher zusammengerückt“, betonte sie am Dienstagabend. „Das hat jetzt ganz andere Qualität, als es am Anfang den Anschein hatte.“

Die Stellenanzeige solle mithilfe der Experten so formuliert werden, dass sie ein attraktives Angebot für einen Mediziner sei, klärte Fietz-Mahlow auf. „Wir werden sehen, dass wir in der Zeit, die uns bleibt, Fachärzte gewinnen können.

Dass sie ziemlich kurz sein könnte, diese Zeitspanne für die Personalgewinnung, machte am Dienstag Landrat und SAH-Aufsichtsrat-Mitglied Michael Ziche deutlich: „Wenn wir bis Ende 2020 das Facharztproblem nicht gelöst haben, dann schließt sich diese Kinderklinik von allein.“

Im Förderverein vertraut man indes darauf, dass mit professioneller Hilfe ein Chefkinderarzt gefunden wird: „Lassen Sie uns positiv in die Zukunft schauen“, forderte Vorstandsmitglied und Ausschusschefin Sandra Hietel auf. Und: „Wir haben da ja auch unsere Netzwerke“, machte sie gestern im Volksstimme-Gespräch klar. Zudem sei der Erhalt von Kinderkliniken mittlerweile auch bundes- und landesweit in den Fokus gerückt.