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Antrag Ein Landtags-Antrag wird Museumsstück

Nur sieben Jahre alt und doch schon museumswürdig. Ein Blick nach Gardelegen.

Von Petra Hartmann 09.10.2018, 03:00

Gardelegen l Es ist ein ungewöhnliches Dokument, das Gedenkstättenleiter Andreas Froese an der Baustelle des neuen Besucher-und Dokumentationszentrums ausgehändigt bekam: Zehn Politiker hatten 2011 beantragt, dass die Gardeleger Gedenkstätte sowie die Gedenkstätte Kriegsgefangenenlager Altengrabow in die Trägerschaft der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt übernommen werden sollte.

Das beidseitig bedruckte DIN A 4-Blatt mit den zehn Unterschriften von Landtagsabgeordneten mehrerer Fraktionen, mit dem Eingangsstempel vom 1. Dezember 2011, ist einer der wenigen Anträge, die in Sachsen-Anhalt von einer parteiübergreifenden Gruppe mehrerer Politiker gestellt wurden.

„Das ist in der Geschichte des Landtags nur zweimal erfolgt“, betonte Rüdiger Erben, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion und einer der zehn Antragsteller. Anträge würden sonst nämlich nur von Fraktionen und Regierungskoalitionen gestellt.

Zusammen mit Parteifreund Rüdiger Barth, der auch zu den Antragstellern gehörte, war Erben zur Gedenkstätte gekommen, um das Papier zu übergeben. Und dass die Landtags-Verwaltung den Antrag geprüft und kritisch unter die Lupe genommen hat, sieht man auch an den Anstreichungen und handschriftlichen Korrekturen einiger Tippfehler. Ein authentisches Originaldokument also.

In den Akten des Landtags befinde sich eine Kopie, so Erben.

Weitere Unterzeichner waren Harry Czeke, Ralf Geisthardt, Matthias Graner, Dieter Steinecke, Sören Herbst, Holger Hövelmann, Hans-Jörg Krause, Markus Kurze und Bernward Rothe.

Bis zur Übernahme in die Landesstiftung hatte die Gardeleger Gedenkstätte in der Verantwortung der Stadt Gardelegen gestanden. Außerdem hatten sich örtliche Vereine und Verbände für die Pflege engagiert. Das sei keine Selbstverständlichkeit, betonte Gedenkstättenleiter Andreas Froese. Es gebe in anderen Orten oft Spannungen zwischen Städten und Gedenkstätten. Die Unterstützung durch das Land habe den Bau des Dokumentationszentrums überhaupt erst ermöglicht, betonte er.

Konrad Fuchs, Leiter des Fördervereins, wies darauf hin, dass mit der Erforschung der Todesmärsche ein wichtiges Kapitel der Geschichtsschreibung dargestellt werde. So habe Gardelegen eine Ausstrahlung weit über die Grenzen der Region hinaus. Eine Erfahrung, die Froese bestätigen konnte. Der Gedenkstättenleiter war gerade von einer Reise nach Paris zurückgekommen, wo er zahlreiche Akten über die Toten des Massakers an der Feldscheune Isenschnibbe einsehen konnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten französische und belgische Behörden insgesamt 34 ermordete Landsleute identifiziert und ihre Leichen in die Heimatländer überführt. Froese hofft, noch weitere Namen der Opfer herauszufinden. Bislang konnten nur knapp zwei Drittel der Opfer des Massakers identifiziert werden.

Mit dem Bau des Informationszentrums gehe alles planmäßig voraus, versicherte Froese. Das Fundament und einige Außenwände stehen schon. Er geht davon aus, dass das Zentrum 2019 eröffnet werden kann.