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Aus dem Gericht Unter Drogen auf Randale-Tour

Ein 21-Jähriger musste sich vor dem Amtsgericht in Gardelegen wegen wiederholten Drogenmissbrauchs und Randaleverhaltens verantworten.

Von Gesine Biermann 10.07.2017, 21:00

Gardelegen l Für gleich drei Anklagepunkte musste sich kürzlich ein 21-Jähriger vor dem Gardeleger Amtsgericht verantworten. Unter Drogen fuhr er auf einem Mofa mit, unter Drogen randalierte er im Haus seiner Eltern. Und auch schon in der Vergangenheit fiel er immer wieder auf. Schon zehn Einträge sind im Bundeszentralregister unter seinem Namen vermerkt, darunter Diebstahl, Körperverletzung und immer wieder Drogenbesitz. Bereits mit 17 muss er in die Psychiatrie, sein Drogenkonsum zieht die ganze Familie runter. Eine Familientherapie bringt allerdings nur kurzfristig Besserung. „Immer wieder gibt es Stress mit ihm“, sagt auch die Jugendgerichtshelferin, „das ist schwer durchzuhalten für die Eltern.“

Dabei war der junge Gardeleger schulisch gesehen eigentlich auf dem besten Weg. Doch nun sitzt der Ex-Gymnasiast, der endgültig Ende 2016 wegen Drogengeschichten vom Fachgymnasium flog, mal wieder vor dem Richtertisch. Er ist gemeinsam mit seiner Mutter gekommen, die die Verhandlung verfolgt: Und dass ihn seine Familie noch nicht aufgegeben hat, ist wohl auch sein größter Trumpf. Verdenken könnte es den Eltern allerdings niemand: „Ich hätte Sie schon längst fallenlassen“, sagt Richter Axel Bormann. Denn auch weil er im vergangenen November in seinem Elternhaus eine Scheibe eingeschlagen hatte, sitzt er nun hier. Zum elften Mal in seinem jungen Leben.

Und er gibt die Vorwürfe auch zu, die ihm die Staatsanwältin an diesem Tag zur Last legt. Die Drogenfahrt, die Randale im Elternhaus und auch den Besitz von Marihuana, das bei ihm gefunden wurden. Sein Sarkasmus – „Da ich der einzige zu Hause bin, der Drogen nimmt, werd ich es wohl gewesen sein“ – kommt bei Bormann allerdings weniger gut an. „Großkotzig bis zum Geht-nicht-mehr“, sagt der Richter kopfschüttelnd, „kein Wunder, dass Ihre Mutti so verzweifelt war, dass sie die Sachbeschädigung angezeigt hat.“ Das allerdings, nämlich dem Sohn nichts durchgehen zu lassen, hatte Bormann den Eltern schon in früheren Verfahren geraten, um dem Sohn Grenzen aufzuzeigen.

Und das hatten die Eltern auch befolgt. Verstoßen hatten sie ihn dennoch nicht. Auch derzeit darf er zu Hause wohnen. Nach einem erneuten Aufenthalt in der Psychiatrie, wo er wegen schizoaffektiver Störungen und wegen Eigengefährdung stationär behandelt wurde, laufe es derzeit auch ganz gut, bestätigt die Mutter auf Nachfrage. Aktuell sei er in Therapie und nehme Medikamente, bestätigt der Angeklagte. Das, sowie sein Geständnis und die Tatsache, dass zwischenzeitlich keine weitere Straftat hinzukam, zeige, „dass er wohl auf einem guten Weg ist“,so die Staatsanwältin.

Dem schließt sich Bormann an. Da der 21-Jährige nach Jugendstrafrecht verurteilt wird, bekommt er nur die Auflage, sich noch sechs Monate gegen seine Suchtprobleme behandeln zu lassen – auch im Hinblick darauf, dass andere Erziehungsmaßnahmen und Strafen nicht fruchteten. Das Leben, so Bormann, habe nun mal Hochs und Tiefs. Diese gelte es auszuhalten. Denn „Drogen führen bei ihnen ja immer zu ganz schlimmen Dingen.“