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Ausbildung Der Beruf bietet so viele Facetten

Justin Kühnast wird Naturwerksteinmechaniker. In Sachsen-Anhalt ist er der einzige Auszubildende in diesem Beruf im ersten Lehrjahr.

Von Doreen Schulze 05.01.2020, 07:00

Kalbe l Justin Kühnast erlernt gerade einen besonderen Beruf: Naturwerksteinmechaniker. Besonders deshalb, weil es diesen Beruf gerade erst seit wenigen Jahren als Ausbildungsberuf gibt. Zudem ist Justin Kühnast derzeit der einzige Auszubildende in ganz Sachsen-Anhalt, der diesen Beruf im ersten Lehrjahr erlernt. Und das weiß der 17-Jährige ganz genau. Denn es gibt in ganz Deutschland nur zwei Schulen, an denen dies erlernt werden kann. Auszubildende aus Sachsen-Anhalt besuchen die Staatliche Berufsschule Eichstätt in Bayern. „Im ersten Lehrjahr bin ich der einzige aus Sachsen-Anhalt“, berichtet der junge Kalbenser.

Zum Beruf des Natursteinmechanikers ist Kühnast eigentlich per Zufall gekommen, wie er im Volksstimme-Gespräch berichtet. Von der Berufsbildende Schulen Altmarkkreis Salzwedel (BBS) aus suchte er nach einem Praktikumsplatz. So kam er zum Steinmetzmeister Jens Eichenberg in Kalbe. Zweimal absolvierte der Schüler ein Praktikum dort. „Das hat mir gut gefallen.“ Als er dann von Eichenberg das Angebot erhielt, bei ihm als Auszubildender anzufangen, musste der Jugendliche nicht lange überlegen.

Im September 2019 begann er mit der Ausbildung. Den praktischen Teil absolviert er im Betrieb in Kalbe. Für den schulischen Part in Bayern muss er allerdings rund 600 bis 700 Kilometer zurücklegen. Alle sechs Wochen ist er für zwei Wochen Berufsschulzeit dort. Danach stehen wieder sechs Wochen praktische Arbeit im Ausbildungsbetrieb an. In Kooperation mit der Schule kommt er während des theoretischen Teils seiner Lehre in einem Hotel in Bayern unter, mit dem die Schule kooperiert. Justin Kühnast ist im ersten Ausbildungsjahr. In diesem Jahrgang werden an seiner Berufsschule zwei Klassen für Naturwerksteinmechaniker mit jeweils 14 Schülern angeboten.

Der 17-Jährige entschied sich bewusst für den Beruf des Naturwerksteinmechanikers. Was ihn an diesem Beruf besonders gefällt? „Alles eigentlich“, antwortet er. „Mal ist man draußen auf der Baustelle, dann wieder in der Werkstatt. Das ist so abwechslungsreich.“ Vom Beruf des Steinmetz unterscheidet den Naturwerksteinmechaniker, dass zahlreiche moderne Maschinen zum Bearbeiten des Steines herangezogen werden. „Das sagt mir mehr zu“, erzählt der Auszubildende.

Zwar erledigte er während seines Praktikums auch klassische Steinmetzarbeiten mit Hammer und Meißel, entschieden hat sich Justin Kühnast dann doch für den Naturwerksteinmechaniker. „Die Steinmetzarbeiten gingen ganz schön auf das Handgelenk“,, begründet er schmunzelnd. „Beim Arbeiten mit Maschinen sieht man auch schneller ein Ergebnis, einen Erfolg. Das motiviert“, erklärt Jens Eichenberg. Außerdem seien Naturwerksteinmechaniker vielseitiger einsetzbar. So geht es nicht nur um das Gestalten und Versetzen von Grabsteinen, sondern auch Natursteinfassaden können von ihnen gestaltet werden. Naturwerksteinmechaniker sind auch restaurierend tätig. In diesem Beruf ist Kühnast später in vielen Bereichen einsetzbar,, zum Beispiel im Hochbau, bei der Gestaltung von Fassaden und Fenstersimsen sowie beim Treppenbau. Außerdem gestalten Naturwerksteinmechaniker auch Waschtische oder Arbeitsplatten für Küchen. Sie können zudem Keramik- und Glasplatten bearbeiten. Kühnast lernt die unterschiedlichen Eigenschaften der Gesteinsarten kennen. Er erfährt, welcher Stein schnell bricht oder welcher frostbeständig ist und daher auch im Außenbereich eingesetzt werden kann „Der Beruf bietet so viele Facetten“, sagt der Jugendliche.

„Die Ausbildung ist hochwertig“, berichtet Eichenberg. Neben dem handwerklichen Geschick braucht es auch Computerverständnis. So werden am Computer technische Zeichnungen entworfen. Technische Zeichnungen, also Pläne der zu gestaltenden Objekte, müssen am Computer auch gelesen und handwerklich umgesetzt werden können

Justin Kühnast hat sich einen Beruf ausgesucht, der ihm Freude bereitet und fordert. In seiner Freizeit ist er gern mit Freunden unterwegs. „Nach Hause kommen und dann im Zimmer sitzen, das kann ich nicht. Ich muss raus, muss unter die Leute.“

Unter Leute wird Kühnast auch im neuen Jahr kommen. Im Juni findet in Nürnberg wieder die Internationale Fachmesse für Naturstein und Steintechnologie statt. „Dann fahren wir als Truppe hin“, berichtet Eichenberg. Der Meister nimmt die vier Gesellen, die beiden Sachbearbeiter und den Auszubildenden mit. Alle zwei Jahre findet diese Messe statt. Und diesmal wird Justin Kühnast dabei sein.