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Ausbildung Mit einer Kostprobe in den Unterricht

Laurin Müller von der Rosa-Luxemburg-Schule Gardelegen ist Praktikant in einem Fleischerbetrieb. Ein guter Start in den Beruf.

Von Ilka Marten 31.03.2017, 03:00

Gardelegen/Dannefeld l Dreimal die Woche radelt Laurin Müller pünktlich kurz vor sieben Uhr von Dannefeld nach Trippigleben zur Arbeit, die ihm großen Spaß macht. Und der 15-Jährige hat allerbeste Chancen, dass er in wenigen Monaten seine Berufsausbildung in der Landfleischerei in Trippigleben beginnen kann.

So wie es bei dem jungen Dannefelder läuft, „ist es der Idealfall“, sagt Lehrerin Annette Schütze. Der 15-Jährige hat sich im Betrieb in der Praxis bewährt und nun das Angebot bekommen, dass er für eine Ausbildung eine Bewerbung abgeben soll. Laurin besucht die neunte Klasse der Rosa-Luxemburg-Schule und nimmt dort am Projekt Produktives Lernen (PL) teil, das von der EU gefördert wird.

Seit 2012 gibt es das PL an der Schule, und seitdem haben 19 Schüler den Hauptschulabschluss erreicht, zwei davon den qualifizierten. Und ab diesem Jahr wird der Abschluss erstmals über die Karl-Marx-Schule absolviert, so dass dieses auf dem Zeugnis steht.

PL sei eine Chance für abschlussgefährdete Schüler, Schulverweigerer und gute Förderschüler, umreißt Annette Schütze die Zielgruppe.

Laurins Wunsch war der Fleischerberuf nicht von Beginn an, er wollte Landwirt werden. In Köckte absolvierte der Dannefelder in der achten Klasse zwei Praktika in großen Landwirtschaftsbetrieben, danach schnupperte er in einem Baubetrieb Praxisluft. In zwei Schuljahren haben die Schüler die Möglichkeit, sechs Berufe in der Praxis auszuprobieren.

Nun absolviert er in der neunten Klasse schon sein zweites Praktikum im Fleischereibetrieb, der insgesamt 33 Mitarbeiter hat. „Mein Opa war schon Schlachter, das liegt also in der Familie, und es macht mir Spaß“, so der Schüler.

Zusammen mit Laurin absolvieren Konstanze Wichmann, die ein Praktikum in einer KfZ-Werkstatt macht, und Dustin Richter, der drei Tage die Woche in einem Fahrzeugbaubetrieb tätig ist, die neunte Klasse an der Rosa-Luxemburg-Schule.

In den zwei Schultagen werden die Kernfächer Deutsch, Mathematik, Englisch sowie Lernbereich (beispielsweise Chemie, Bio, Wirtschaft, Geographie) und Kommunikation unterrichtet. Die Praktika organisieren sich die Schüler selbst, „nur wenn jemand gar nichts findet, helfen wir“. Für die Praxistage gibt es von der Klassenlehrerin zusätzliche fachspezifische Aufgaben. Über ihre Praktika berichten die Schüler regelmäßig in Präsentationen – das soll auch den Blick der Schüler erweitern, was für sie womöglich als Praktikumsbereich in Frage kommt.

So wie Laurin kürzlich einen Mitschülern aus der achten und neunten Klasse seine Arbeit im Betrieb mit zahlreichen Fotos und vielen Erklärungen näherbrachte. So war zu sehen, wie er unter Anleitung von Norbert Lurow einen Schinken zurecht schnitt und mit Enrico Arndt an der Würstchenmaschine stand.

Jeden Tag gebe es im Betrieb etwas anderes zu tun: „Montags ist Schlachtetag, an den folgenden Tagen wird alles verarbeitet“, berichtet der Schüler. Zur Freude seiner Mitschüler hatte der Dannefelder ein paar Probierhäppchen in die Schule mitgebracht.

Auch sein drittes Praktikum in seinem letzten Schuljahr wird Laurin in Trippigleben machen. „Wenn Schüler im Praktikumsbetrieb eine Lehrstelle in Aussicht haben, bleiben sie häufig dort“, so die Klassenlehrerin. Und dann wird Laurin ab Herbst hoffentlich einer von den Schülern sein, die gleich im Anschluss an den Schulabschluss eine Lehre in ihren Praktikumsbetrieben anfangen können. Das ist in den vergangenen fünf Jahren bereits neun Schülern geglückt. „So wissen beiden Seiten – Betrieb und Schüler – worauf sie sich einlassen, das hat weniger Ausbildungsabbrüche zur Folge“, so die Klassenlehrerin.