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Ausstellung Normalisierung von Tod ist das Ziel

Der ambulante Hospizdienst hat in Gardelegen eine Ausstellung eröffnet.Sie ist bis 25. Juli zu sehen.

15.07.2016, 16:37

Gardelegen l „Ich begleite dich.“ – so steht es geschrieben über den derzeit ausgestellten Bannern des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes in der Sparkassenfiliale der Innenstadt. Sie beschreiben die Arbeit der meist ehrenamtlichen Hospizmitarbeiter, die sterbende Menschen in dieser Zeit begleiten.

„Menschen wollen leben. Auch oder besonders dann, wenn sie bald sterben müssen“, beschreibt Thomas Rehbein, Koordinator des ambulanten Hospizdienstes in Gardelegen, bei seiner Eröffnungsrede. „Tod und Sterben wird in der heutigen Gesellschaft verdrängt und die einzige Vorbereitung darauf ist oft lediglich das Testament. Wir versuchen, den Tod und das Sterben etwas zu normalisieren.“

Mit den großen Überschriften Hören, Schmecken, Erinnern, Fühlen, Spielen, Halten und Riechen beschreiben die ausgestellten Banner den Weg und die Arbeit der Begleitenden. Und wollen somit auch ein Stück weit desensibilisieren.

So ist unter dem Wort Hören beispielsweise zu lesen: „Morgen komme ich wieder. Und ich lese dir aus der Zeitung vor. Wie immer. Erst das Wetter. Dann den Sport. Unsere Leute sagen, er versteht das nicht mehr. Was wissen die schon von uns. Vielleicht verstehst du es. Vielleicht auch nicht. Aber ich sehe, dass du mich hörst. Das ist unsere Zeit. Und die Zeitung war dir immer wichtig. Erst das Wetter. Dann den Sport.“ Es sind Erfahrungsberichte von Menschen, die Sterbende begleitet haben und die ihre Eindrücke mit dieser Ausstellung weitergeben möchten. So erzählt jede Rubrik ihre eigene Geschichte.

Auch Bürgermeisterin Mandy Zepig und Dr. Hans-Joachim Becker, pensionierter Chefarzt des Altmark-Klinikums, kamen zu der Ausstellungseröffnung. „Auch wir im Klinikum haben seit Jahren ein Ethikkomitee, das sich mit diesem Thema befasst. Laut einer Studie wollen 76 Prozent der Menschen im eigenen Zuhause sterben. Leider ist das noch nicht zu realisieren“, erzählt Becker.

Rehbein und seine Stendaler Kollegin Susanne Kanemeier sind noch auf der Suche nach Verstärkung. „Im September wird es einen Ausbildungskurs geben. Man benötigt dazu nicht viele Voraussetzungen, außer Menschen gegenüber offen zu sein. Der Kurs umfasst elf Abend und zwei Sonnabende“, so Rehbein. Anmelden könne man sich jederzeit bei ihm persönlich oder telefonisch unter 03907/779 60 20 sowie per E-Mail unter info@hospiz-gardelegen.de.

Die Ausstellung reist seit etwa zwölf Jahren durch ganz Deutschland und versucht das Sterben zu etwas Normalem in der Gesellschaft werden zu lassen. In Gardelegen ist die Ausstellung noch bis zum Montag, 25. Juli, in der Sparkassenfiliale zu besichtigen.