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Auszeichnung Schornsteinfeger bringt Glück ins Haus

Seit 60 Jahren ist Karl-Heinz Kiel Schornsteinfegermeister. Vor kurzem erhielt er dafür den diamantenen Meisterbrief.

Von Doreen Schulze 31.12.2017, 02:00

Gardelegen l Karl-Heinz Kiel hat längst den Ruhestand erreicht, auf seine beruflichen Jahre blickt er aber gern und mit Freude zurück. Der Gardeleger hat nach eigenen Angaben den schönsten Beruf der Welt, „immer an der frischen Luft und hoch hinaus“, erklärte er im Volksstimme-Gespräch. Karl-Heinz Kiel ist Schornsteinfegermeister, und das mittlerweile seit 60 Jahren. Dafür erhielt er im Haus des Handwerks in Magdeburg – übrigens im selben Gebäude, in dem er vor 60 Jahren seine Meisterprüfung ablegte – gemeinsam mit anderen Handwerksmeistern verschiedener Gewerke seinen diamantenen Meisterbrief (wir berichteten).

Kiel hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt. Von 1949 bis 1952 absolvierte er eine Schornsteinfegerlehre im Betrieb seines Vaters. „ Es war nach dem Krieg, da hatte man keine großen Wünsche, was den Beruf angeht. Man war froh, wenn man eine Lehrstelle bekam“, erinnerte sich Kiel. Bereut hat er diesen Schritt nie. „Ich war immer zufrieden mit meiner Wahl.“ Und er fügte hinzu: „Immer oben auf dem Dach, immer an der frischen Luft. Man ist den ganzen Tag auf sich gestellt und kann seinen Tag, seine Arbeit selbst gestalten.“ Als Kiel diese Arbeit begonnen hatte, sah der Beruf des Schornsteinfegers noch deutlich anders aus als heute, schilderte er. Werden heute vor allem Messungen durchgeführt, musste damals noch regelmäßig und hauptsächlich gefegt werden.

Kiel erinnerte sich auch an die Feuerstättenschauen, die damals alle vier Jahre von Schornsteinfegern abgehalten werden mussten – zum vorbeugenden Brandschutz. „Man war regelmäßig in den Familien. Als Schornsteinfeger kannte man ein Haus vom Keller bis zum Dach. Und über die Jahre kannte man auch die Familie. Da gab es oft auch einen privaten Plausch“, erzählte Kiel.

Nach der Lehre blieb Karl-Heinz Kiel im Betrieb seines Vaters als Geselle. „Fünf Gesellenjahre waren Pflicht, um eine Meisterprüfung ablegen zu dürfen.“ Auch nach seiner Meisterprüfung im Jahr 1957 blieb er im väterlichen Betrieb. Beim Rat des Bezirkes beantragte er einen eigenen Kehrbezirk. „Ich habe elf Jahre gewartet. Das war eine lange Liste damals“, erzählte der Gardeleger. 1969 war es dann soweit. Am 1. Januar 1969 wurde er für den Kehrbezirk Kalbe/Milde als Bezirksschornsteinfegermeister bestellt. „Diesen Bezirk habe ich bis zum 31. Dezember 1971 verwaltet“, berichtete er nicht ohne Stolz. Mit Jahresbeginn 1972 übernahm er den Kehrbezirk Gardelegen. Doch damit nicht genug. Von 1981 bis 1998 war er zudem Obermeister der damaligen Berufsgruppe Schornsteinfeger Altmark, die nach der Wende die Schornsteinfegerinnung Altmark wurde. Nach der Neugründung der Innungen hatten diese den Landesinnungsverband Sachsen-Anhalt gegründet, in dem Kiel auch mehrere Jahre im Vorstand mitarbeitete. Mit Ablauf des Monats Juni 2000 endete Kiels Bestellung als Bezirksschornsteinfegermeister. Er wechselte in den Ruhestand.

Während der Gardeleger Jahre bildete Kiel auch mehrere Lehrlinge aus. Darunter auch seinen Sohn Torsten. „Mein Sohn hat den Beruf bei mir gelernt wie ich bei meinem Vater.“ Mittlerweile ist Torsten Kiel Landesinnungsmeister in Sachsen-Anhalt.

Auch Ehefrau Margot wirkte während Kiels aktiver Zeit im Betrieb mit. „Sie war sehr wichtig für den Betrieb. Wer sollte denn sonst Termine entgegennehmen, wenn ich auf dem Dach war und Schornsteine fegte?“, betonte Kiel.

Margot Kiel erinnert sich gern an die Berufsjahre ihres Mannes zurück. An ihren Mann gewandt sagte sie: „Und Ihr wart immer so schön schwarz.“ Und mit Schornsteinfegern im Haus war quasi das Glück auch immer dort zu finden.

Apropos Glück, Schornsteinfegern werde nachgesagt, dass sie Glück bringen. Auch Kiel wurde oft darauf angesprochen, ob ihn jemand berühren dürfe, damit derjenige Glück erhalte. „Und wenn man in einem Dorf zum Fegen war, und da gab es gerade eine Hochzeit – na dann war es ja fast schon Pflicht, dass man den Brautleuten gratulierte“, sagte Kiel, „das hat man so gemacht.“ Und dies sei im Laufe seiner Dienstjahre mehrmals vorgekommen. Kiel kennt aber auch den historischen Hintergrund, weshalb es heißt, dass Schornsteinfeger Glücksboten seien. „Hat der Schornsteinfeger gefegt, bedeutete dies Schutz vor Hausbrand. Insofern brachte der Schornsteinfeger tatsächlich Glück ins Haus“, erläuterte Kiel.