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Backhaus Prüfung der Abrissgenehmigung

Am Donnerstag war der Petitionsausschuss des Landtages in Gardelegen. Er machte sich vom Streit ums Backhaus ein Bild.

Von Gesine Biermann 24.03.2017, 02:00

Gardelegen l Zwei Stunden lang drehten sich vor dem Gardeleger Backhaus alle Beteiligten im Kreis. Am Ende stand ein Appell an die Stiftung: „Bitte gehen Sie noch einmal in sich“, bat die Vorsitzende des Petitionsausschusses des Landtages die Mitglieder des Stiftungsrates. „Bei Ihnen liegt der Hebel. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“

Zwei Stunden lang waren Argumente für und gegen den Abriss des historischen Gebäudes ausgetauscht worden. Den will die Stiftung als Noch-Eigentümerin. Den will die Wobau als baldige Eigentümerin. Und auch das jüngste Angebot des Stendalers Lutz Schwarzbrunn, das Backhaus samt dem bislang unsanierten Flügel des Haupthauses zu kaufen, hatte daran nichts geändert. „Wir haben es doch schon verkauft“, erinnerte Stiftungsratschefin Mandy Zepig. Würde man nun vertragsbrüchig, könnten Schadensersatzforderungen der Wobau auf die Stiftung zukommen, die der Stiftung finanziell das Genick brechen könnten. Auf die Schadensersatzforderungen verzichten würde die Wobau auch ganz sicher nicht, so Zepig. „Das genehmigt die Gesellschafterversammlung nicht.“

Wie hoch die möglichen Forderungen wären, blieb allerdings unerwähnt, obwohl Wobau-Chef Wolfgang Oelze ebenfalls beim Termin dabei war. Man habe bereits in den Nordflügel investiert, blieb Oelze vage. So sei zum Beispiel die Heizungsanlage getrennt worden und auch Planungskosten gab es schon.

Lutz Schwarzbrunn mochte allerdings nicht so recht an Schadensersatzforderungen glauben: Denn schließlich würden sowohl die Wobau als auch die Stiftung städtische Interessen vertreten. „Das ist doch eine Tasche, andere Tasche.“ Zudem sei Zepig als Stiftungsratschefin auch die Aufsichtsratsvorsitzende und damit Chefin von Wobau-Geschäftsführer Wolfgang Oelze. Für ihn ein Interessenkonflikt.

Sie sehe das nicht so, machte Zepig klar. Sie müsse und könne das sehr wohl auseinanderhalten. Sowohl Stiftung als auch Wobau seien eigenständig. „Das vergessen manche. Es wird immer so getan, als ob wir wollen, dass das hier fällt“, dabei habe die Wobau bereits erheblich in das stadtbildprägende Hauptgebäude investiert.

Und das sei nicht von der Hand zu weisen, lobte Schwarzbrunn. Ohnehin werde von der Gardeleger Wobau vieles für den Erhalt von Denkmalen getan. Deshalb habe er nun noch ein weiteres Angebot mitgebracht, das einen Verkauf – der ja offenbar nicht möglich sei, ausschließe, das Backhaus aber erhalten könne: „Ich habe gelesen, dass die Wobau zwei Millionen Euro in die Sanierung des Nordflügel investieren will“, so Schwarzbrunn. „Wenn ich Einfluss auf Planung und Umsetzung nehmen kann, würde ich für 1,6 Millionen Baukosten Euro beide Häuser sanieren“. Damit würde die Wobau 400.000 Euro sparen und das Backhaus könne trotzdem erhalten werden. „Das können Sie hier heute gern protokollieren.“

Kommentiert wurde das neue Angebot weder von der Stiftung noch von Wobau-Chef Wolfgang Oelze. Oelze brachte dafür das Thema Brandschutz aufs Tapet: „Das ist hier bislang zu kurz gekommen.“ Denn das Backhaus stehe nur drei Meter entfernt vom Hauptflügel.

Wenn das das Problem sei, „müssten Sie sofort 20 Prozent der gesamten Innenstadt abreißen“, konterte Schwarzbrunn. Auch dafür gebe es Möglichkeiten, die er auch schon in seinem Konzept erläutert habe. Am Ende blieb nach langer Diskussion insgesamt offen, wie es mit dem Backhaus weitergehen wird.

An anderer Stelle wird derzeit hingegen noch einmal „geprüft“. Und zwar die „Rechtmäßigkeit“ der Abrissgenehmigung vom Altmarkkreis. Das sei zwar schon geschehen, so Susanne Nolte, Referentin für Denkmalschutz der Oberen Denkmalschutzbehörde (Landesverwaltungsamt). Nun werde sie aber auch die neuen Aspekte einbeziehen.