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Badeverbot Unerlaubte Abkühlung im Kiessee

Was lockt bei der Hitze mehr als das kühle Wasser? Dafür besuchen viele den Kiessee in Wernitz, obwohl das Baden da verboten ist.

Von Elke Weisbach 11.08.2020, 01:01

Wernitz l Der 8. August, 10 Uhr vormittags. Das Thermometer nähert sich bereits der 30-Grad-Marke. Jeder sucht nach Abkühlung. Wasserflächen üben eine magische Anziehungskraft aus. Und auch auf den Wegen am Kiessee Wernitz stehen bereits mehrere Autos und Fahrräder. Es sind Badegeräusche zu hören.

„Ich hätte nicht gedacht, dass so früh schon so viele Menschen hier sind“, zeigte sich Jörg Lebrecht vom Vorstand des Kreisanglervereins Gardelegen doch ein wenig verwundert. Doch so konnte sich die Volksstimme, mit der sich der Zuständige für Fischerei- und Gewässerschutz und Joachim Funke, bestätigter Fischereiaufseher für den Altmarkkreis Salzwedel, an diesem Tag verabredet hatten, gleich selbst ein Bild von ihrem Anliegen machen.

Im Kiessee Wernitz ist das Baden nämlich grundsätzlich verboten – auch wenn die Schilder, die alle 50 Meter am See darauf hinweisen, regelmäßig verschwinden. „So schnell, wie die Schilder stehen, sind sie auch schon wieder weg“, berichtete Lebrecht. Es koste einen „Haufen Geld“, sie immer wieder zu erneuern. Es würden wenigstens 50 Schilder pro Jahr „verbraucht“.

Deshalb wollen die Petrijünger die Bevölkerung auch auf diesem Weg darauf explizit aufmerksam machen. Jeder, der dort ins Wasser springt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, erklärte Lebrecht. Das Verhängen eines Ordnungsgeldes bis zu 300 Euro sei möglich.

Und da dabei privates Gelände betreten werde – der Landesanglerverband Sachsen-Anhalt hat das insgesamt 13 Hektar große Areal mit seiner neun Hektar großen Wasserfläche im Jahr 2010 erworben –, komme auch noch Hausfriedensbruch dazu. „Wir können von unserem Hausrecht Gebrauch machen und jeden des Platzes verweisen“, führte Funke weiter aus.

Lange habe man die Badenden geduldet, aber das sei nun vorbei. Sie halten sich nicht an Regeln und dringen auch in die ausgewiesene Naturschutzzone vor, die nicht betreten werden darf. Denn dort brüten beispielsweise die seltenen Rohrweihen und Haubentaucher, die sehr störungsempfindlich sind.

Und die badenden Besucher hinterlassen regelmäßig ihren Müll. „Von kaputten Schwimmreifen über Verpackungen, Badesachen und Unterwäsche, bis hin zum Einweggrill, Masken und Scherben ist im Uferbereich alles zu finden“, zählte Funke auf. Auch Pfandflaschen werden liegen gelassen. „Und wie soll man den passionierten Anglern erklären, warum sie nicht mit dem Boot aufs Wasser fahren sollen, wenn die Badegäste bis ins Schilf vordringen?“, setzte er hinzu.

„Das ist wirklich ein ganz großes Problem“, erklärte Lebrecht. Die Petrijünger des Anglervereins Jeseritz, die den Kiessee Wernitz betreuen, haben so viel mit der Müllberäumung zu tun, dass sie zu anderen Pflegearbeiten kaum kommen, vom Angeln ganz zu schweigen.

Um dem Baden in dem Angelgewässer doch noch Einhalt zu gebieten, werde es künftig verstärkte und regelmäßige Kontrollen geben, kündigten Lebrecht und Funke an. Das sei auch mit der Polizei so abgesprochen. Zudem würden die hiesigen Angler auch von den Fischereiaufsehern, die als Gruppe, so Funke, gut organisiert seien, tatkräftig unterstützt.

Die Besucher würden auf die Besonderheiten des Gewässers und des Badeverbotes hingewiesen und gebeten, das Gelände zu verlassen. Genüge das nicht, würden alle Möglichkeiten bis hin zur Ordnungswidrigkeitsanzeige ausgeschöpft.

Dass das ein nicht einfaches Unterfangen wird, war am 8. August Lebrecht und Funke bewusst. Und auch die Volksstimme erhielt an dem Tag eine Kostprobe vom Verhalten einiger Badender.

Während manche, die angesprochen wurden, einsichtig reagierten, wurden andere richtig pampig. Ein recht hitziges Wortgefecht lieferte sich Lebrecht mit einem älteren Herrn, der sogar mit seinem Moped bis ans Wasser gefahren war und so gar keine Einsicht zeigte, warum er im Kiessee nicht baden sollte. „Wo dann?“, fragte er grollend. „Auch in Zienau kann man schön baden“, hatte Funke eine Antwort darauf, „und dort muss man seinen Müll auch wieder mitnehmen.“