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Besenderung Ein Wüstenfuchs im Fangnetz

Ein Hirsch und zwei Alttiere sind zurzeit mit Sendern versehen. Das Besenderungsprojekt der AG Rot- und Damwild soll fortgesetzt werden.

Von Ilka Marten 07.06.2016, 03:00

Letzlingen l Es sei ein Fang, der noch niemandem gelungen sei, sagte Christian Trothe vom Institut für Wildbiologie Göttingen/Dresden schmunzelnd: Im Fangnetz, das auf dem Truppenübungsplatz für Rotwild aufgestellt worden war, hatte sich ein Wüstenfuchs verheddert. Nicht einer mit Puschelohren wie in Nordafrika, sondern ein Panzerspähwagen der Bundeswehr. Und zum Beweis zeigte Trothe bei der Versammlung der Arbeitsgemeinschaft Rot- und Damwild auch Fotos, wie sich die Soldaten mit ihrem Fahrzeug unter dem grünen Netz befreien – die Wildkamera hatte ausgelöst.

Und sie löste in der abgelaufen Fangsaison 2015/16 auch ansonsten gleich mehrfach aus: ein Hirsch und zwei Alttiere konnten gefangen und mit Sendern versehen werden. Allerdings verstarb ein Alttier nur wenige Tage nach der Besenderung, das Gerät fand Trothe wieder, dazu die vier Läufe des Rotwildes. Aktuell sind zurzeit zwei Alttiere und ein Hirsch mit Halsbändern versehen und liefern täglich ihre Standortdaten. „Die Fangbilanz war ein bisschen mager“, sagte Trothe. Einmal entkamen zwei Tiere aus dem Fangnetz, ehe er aus dem Hochsitz herunter war. In einem anderen Fall verfehlte das Narkosegewehr seine Wirkung. Von Oktober 2015 bis April 2016 waren zwei Netze mit Futterstellen aufgebaut worden, die ausgelöst werden können, dazu zwei Kirrungen und eine Netztrappe. Bis zu 17,5 Stunden am Stück harrte der Wissenschaftler aus, um das Netz auszulösen. „Manchmal war es schon erstaunlich, da fraß das Rotwild lieber trockene Heide anstatt leckere Zuckerrüben unter dem Netz.“

Trothe gab eine kurze Zusammenfassung der Daten: Das eine Alttier sei auf rund 1200 Hektar zu Hause, 223 Hektar seien sein Kernbereich, wo es sich zu mindestens 50 Prozent aufhalte. Der 2016 besenderte Hirsch kommt bereits auf 1400 Hektar Streif- und 226 Hektar Kerngebiet. Im Vergleich zu anderen Besenderungsprojekten in Bayern und Schleswig-Holstein bewege sich das Rotwild im Bereich der Heide bis zum Drömling auf viel größeren Flächen, so Trothe. Ein Spießer, der inzwischen keinen Sender mehr hat, habe in sechs Stunden – in einer Nacht – 16 Kilometer zurückgelegt.

Ziel des Forschungsprojektes, das 2012 begonnen wurde und im April ausgelaufen war, ist es, das Rotwild bewirtschaften zu können und „in angepasster Stückzahl zu etablieren“, so Ralf Pieper, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Rot- und Damwild. Festzustellen sei, dass sich das Wild aus dem Wald weiter in Richtung Drömling ziehe. Die AG plane, erneut einen Antrag auf Landesfördermittel zu stellen, um weitere Tiere besendern zu können.

Fotografiert hatte eine Wildkamera am Fangnetz auch einen Wolf: Der fraß dort Brot.