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Bibliothek Niemand da, der schmökert

Die Stadtbibliothek Kalbe ist seit Mitte März geschlossen. Damit erfolgen seit sechs Wochen keine Ausleihen mehr.

Von Doreen Schulze 28.04.2020, 12:00

Kalbe l „Aufgrund der aktuellen Situation bleibt die Bibliothek vorerst geschlossen. Danke für Ihr Verständnis“ – steht auf einem Schild an der Eingangstür zum Kulturhaus, in dem die Kalbenser Stadtbibliothek untergebracht ist, geschrieben. Seit dem 16. März ist die Bücherei aufgrund der Kontaktbeschränkungen schon geschlossen. Das sind sechs Wochen, in denen die Nutzer keinen neuen Lesestoff erhalten. Sechs Wochen, in denen die Bibliotheksleiterin Birgit Rink zum einen Resturlaub nahm, zum anderen aber auch die Bestandsüberprüfung weiter voran bringt. Bei den Kinderbüchern ist diese Bestandsaufnahme schon längst erfolgt. Nun geht es mit der Literatur und den Sachbüchern für Erwachsene weiter. Und diese Bestandsüberprüfung ist sehr umfangreich.

Rink nimmt dafür jedes einzelne Buch in die Hand. Allein im Bereich der Belletristik sind das rund 8000 Stück. Die Bibliothekarin nimmt jedes Exemplar genau in Augenschein. Ist es noch ansehlich? „Wenn man ein Buch nicht mehr gern mit auf die Couch nimmt, dann sortiere ich es aus“, sagt Rink. Der Zustand des Buches aber auch wie häufig es ausgeliehen wurde und wann zuletzt, entscheiden darüber, ob Rink es wieder zurück ins Regal stellt oder eben nicht. Die aussortierten Exemplare werden voraussichtlich im Herbst – sofern die Corona-Einschränkungen dann aufgehoben sind – bei einem Flohmarkt angeboten.

Mit dem Sichten der Kriminalliteratur ist Birgit Rink nun fertig. Rund 150 Krimis wurden dabei ausgemustert. Nach der Belletristik wird es mit der Sachliteratur weitergehen. Das sind dann noch einmal 4000 Bücher, die akribisch durchgesehen werden müssen.

Neben der Sichtung der einzelnen Buchbestände erfolgt auch das Eintragen jedes Exemplares in das digitale System. Dort eingearbeitet werden übrigens auch die Spenden, die Rink vor der coronabedingten Schließung der Bibliothek von einer Nutzerin erhalten hat. Diese, so Rink, möchte nicht warten, bis Neuerscheinungen in der Bibliothek zu finden sind. Sie kaufe diese Bücher sofort und stellt sie nach dem Lesen der Bibliothek zur Verfügung. Aber auch andere Buchspenden gehen ein. Diese speist Rink ins System ein. Sie erhalten einen Barcode und den Eigentumsstempel der Bibliothek. Ins digitale System werden auch die Nutzer aufgenommen. Auch dies ist eine Arbeit, die während der momentanen Schließung erfolgt.

Auch wenn derzeit trotz Schließung genug in der Bibliothek zu tun ist, hofft Rink, dass sie bald wieder aufschließen darf. So erarbeitet sie derzeit ein Konzept, wie nach der Eröffnung Schutz vor Ansteckung gewährleistet werden kann. Desinfektionsmittel stehe schon parat.

Im Übrigen könne sich Rink auch vorstellen, dass sie Anrufe oder E-Mails mit Lesewünschen entgegen nimmt. Mit den gewünschten Büchern wird sie dann Lesetüten füllen, die in der Bibliothek nur noch abzuholen sind. So müsse sich der Nutzer nicht lange in der Einrichtung aufhalten. Auf Wunsch stellt sie auch Überraschungstüten zusammen. „Anhand der Kartei sehe ich ja, welche Literatur sich der Nutzer gern ausleiht.“ Diese zusammengestellten Lesetüten werden aber erst nach der Öffnung der Bibliothek ausgegeben. Solange die Schließung noch inkraft ist, bleibt die Einrichtung für Leser geschlossen. Die Frist der derzeit ausgeliehene Medien verlängert sich automatisch.