Sommerhits, ganz ohne Regendrops

Gardelegen l Wer zu spät kommt, wird ja angeblich vom Leben bestraft. Am Wochenende kam natürlich keiner der Konzertgäste zu spät in die Bibliothek. Und deswegen wurden sie auch belohnt – und zwar von zweien, die zu früh kamen: „Noch anderthalb Stunden bis unser Zug geht“, schimpfte er. „Dass Du immer so übertreiben musst mit deiner Pünktlichkeit...“

So war also Warten angesagt – zum Glück für die Konzertbesucher, die es sich bei schönstem Sonnenschein mit einem Bierchen oder Wein auf dem Hof der Bibliothek bequem gemacht hatten. Denn natürlich vertrieben sich die Wollners die Zeit mit Musik und sorgten damit für einen wirklich bezaubernden Sommerabend – zum Schwelgen in Erinnerungen, zum Zuhören und nicht zuletzt zum Mitsingen, denn das neue Programm der Magdeburger ist eine Liebeserklärung an vergangene Sommertage und steckt voller Hits, die jeder kennt.

So lagen die zwei gemeinsam mit ihrem Publikum wie in den 90ern bei Veronika Fischer „Auf der Wiese“, ärgerten sich, wie in den 70ern schon Nina Hagen, über den vergessenen Farbfilm im Urlaubsgepäck oder schauten mit Rio Reiser wie in den 80ern in den „Junimond“. Und wie schon ihren Programmtitel „Sommertime & Regendrops“ mischten sie auch ihre Lieder einfach sprachlich bunt durcheinander, nahmen die Gäste mit Adriano Celentanos „Azzuro“ an die Adria, mit Barry Manilos „Raindrops Keep Falling On My Head“ in den amerikanischen Westen oder mit Minas „Heißem Sand“ in den italienischen Süden.

Fürs Publikum wie immer besonders vergnüglich, war auch wieder die unnachahmliche Art der beiden, die Übergänge zwischen den einzelnen Liedern zu schaffen. So mancher hatte sich die Lachtränen noch gar nicht abgewischt, wenn der nächste Song begann. Gut dass die Wollners sogar Taschentücher für alle mitgebracht hatten – auch wenn die eigentlich als „Winkelemente“ für die große Abschiedsszene am Bahnhof gedacht waren.

Am Ende durften Tobias und Tabea dann aber natürlich nicht ohne Zugaben in ihren Zug einsteigen. Mit „Sommernachtsball“ und „Summertime“ endete der Abend perfekt. – genau wie das Wetter. Denn kein einziger „Regendrops“ fiel auf die Zuschauer.

„Es war ein Wagnis, aber wunderschön“, gab Tobias Wollner den Applaus schließlich an sein Publikum weiter und schob gleich noch ein Kompliment hinterher: „Danke vor allem an die Bibliothek und den Förderverein, der das hier immer so toll organisiert. Es ist einfach toll, dass Ihr so einen Verein habt, hier in Gardelegen.“